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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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grottenschlechten Film echauffiert. Und jetzt frag deine werte Frau Mama, warum sie ihren Erstgeborenen einfach so weggeworfen hat. Los, frag sie!«
    »Hör nicht auf ihn«, sagte Erika Trautmann kühl und konnte doch ihre Aufregung und das Vibrieren in der Stimme nicht unterdrücken oder verbergen, »er lügt. Alles, was er sagt, ist eine einzige große Lüge. Er …«
    »Mama, sei still! Stimmt es, dass Johannes dein Sohn und mein Bruder ist?«
    »Nein.«
    »Und warum behauptet er es dann?«
    »Weil er ein Lügner ist. Und ein Massenmörder!«
    »Entschuldige, Mama, wenn ich dich so nennen darf, aber ich bin kein Massenmörder, höchstens ein Serienkiller. Hitler, Himmler und Konsorten waren Massenmörder. Nur zur Erklärung. Aber bitte, ich lausche gerne deinen weiteren Ausführungen.«
    »Ich habe nichts mehr zu sagen.«
    »Siehst du, Juliane, unsere Mutter verleugnet ihre dunkle Vergangenheit sogar noch im Angesicht des Todes. Was soll ich bloß mit ihr machen?«
    »Mama, ich frag dich noch einmal, ist Johannes dein Sohn?« Schweiß rann über Julianes Körper, als sie ihr Gesicht zu ihrer Mutter wandte, die keine Anstalten machte, ihre Tochter anzusehen, als wollte sie sie bewusst keines Blickes würdigen.
    »Er ist dein Sohn, und du hast es all die Jahre über vor uns verheimlicht? Nicht einmal Papa weiß davon, oder?«
    »Geschwätz, verlogenes Geschwätz«, kam es aus Erikas Mund.
    »Beenden wir doch diese Farce, liebste Mama«, sagte Johannes. »Ich habe lange genug Zeit gehabt, die Belege zu sammeln, und bin schließlich auf dich gestoßen. Ich wurde am 23. Dezember 1976 in Heidelberg geboren. Du hast damals Erika Kranz geheißen, warst ledig, aber bekannt dafür, dass du schon in früher Jugend Ausschweifungen gegenüber nicht abgeneigt warst, um es vorsichtig auszudrücken. Ja, ich habe mich ausführlich über dich informiert. Du hast gekifft, dich rumgetrieben, und du hast rumgehurt auf Teufel komm raus, und einer dieser Hurenböcke dürfte wohl auch mein Vater sein. Jedenfalls hast du beschlossen, dass du den Balg in deinem Bauch nicht behalten möchtest. Also hast du mich gleich nach meiner Geburt zur Adoption freigegeben. Ich war zwei Monate alt, als ich in die Obhut der gutbetuchten und ehrenwerten Familie Schwarzer kam, der Beginn eines fast zwei Jahrzehnte dauernden Alptraums. Meine Adoptivmutter war eine Säuferin vor dem Herrn, sie hat mich im wahrsten Sinne des Wortes oft in meiner eigenen Scheiße sitzen gelassen. Mein Adoptivvater hat sich aus dem Staub gemacht, als ich vier war, weil er dieses saufende Ungeheuer nicht länger ertragen hat. Was aus mir wurde, das hat ihn herzlich wenig interessiert, der wollte wohl nur seine Ruhe haben … Und als ich sieben war, kam das Jugendamt und hat mich in die Obhut der Nonnen gegeben. Den Rest kennst du. Und jetzt frage ich dich, und bitte, gib mir eine ehrlich Antwort: Warum hast du mich weggegeben? Ich will nur diese eine Antwort. Warum?«
    »Du hast doch keine Ahnung von der Zeit damals«, fuhr sie ihn mit verächtlichem Blick an. »Keine Ahnung hast du!«
    »Oh, ich glaube, ich habe Ahnung von dieser Zeit. Ein uneheliches Kind war damals keine Schande mehr«, sagte er kühl und begann sich wieder in Juliane zu bewegen. »Also, warum? Deine Eltern hatten eine Menge Kohle, sie haben dich immer unterstützt, sie hätten dich ganz sicher auch unterstützt, wenn du ihnen ein Baby angeschleppt hättest. Ich habe meine Großeltern gesehen und sogar mit ihnen gesprochen, sehr nette Leute, wie ich feststellen musste. Sie hätten dich nicht des Hauses verwiesen. Also, noch mal – warum? Und jetzt bitte eine ehrliche und klare Antwort. Das ist alles, was ich verlange.«
    »Und wenn du die Antwort hast, was dann?«
    »Keine Ahnung. Ich werde erst einmal nach Hause fahren und alles überdenken und dann eine Entscheidung treffen. Also?«
    »Ich war jung, viel zu jung, um ein Kind großzuziehen. Mehr habe ich nicht zu sagen.«
    Er lachte höhnisch auf und schüttelte den Kopf. »Du warst nicht jung, du warst immerhin schon einundzwanzig und hattest eine Menge Erfahrung gesammelt. Mit unzähligen geilen Kerlen, die du nur zu gerne in deine Fotze gelassen hast. Was bist du doch für eine jämmerliche Kreatur! … Mein Gott, ich will doch nur die Wahrheit wissen, ist das zu viel verlangt? Aber gut, es ist deine Entscheidung … Ich weiß nur so viel: Kaum hast du mich weggegeben, hast du schon deinen lieben Gatten Max kennengelernt, du hast dein unstetes

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