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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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mehr dem Bild einer Edelprostituierten entsprechen. Deshalb sorgte sie vor und hatte bereits eine siebenstellige Summe auf ihrem Konto, von der niemand außer ihrem treuesten Kunden etwas wusste. Auch wenn sie mit vielen Männern schlief, so liebte sie dieses Leben, denn sie liebte auch den Sex. Manchmal dachte sie, eine Nymphomanin zu sein, und wenn es so war, dann war es ihr gleich.
    Am kommenden Wochenende würde sie in Italien sein. Sie würden am Freitag um halb fünf mit dem Privatjet abfliegen und gut eine Stunde später landen. Eine Reise nach Venedig, ein Geschäftsessen am Abend, wo er sie an seiner Seite wissen wollte. Er wollte sie als seine Geschäftspartnerin vorstellen. Dazu ein Theaterbesuch, ein Stadtbummel, bei dem er ihr wieder einiges kaufen würde, weil er es genoss, ihr eine Freude bereiten zu können. Im Gegenzug würde sie ihn verwöhnen, und wenn sie nur bei einem guten Wein zusammensaßen und sich über Dinge unterhielten, über die er mit seiner Frau nicht sprechen konnte. Sie wusste, es war für ihn wie eine Erholungskur, mit ihr zusammen zu sein. Einmal hatte er es so formuliert: »Du gibst mir die Energie, die ich brauche, um weiterzuleben. Du bist der Quell meiner Lebenslust.« Und dafür entlohnte er sie fürstlich.
    Yvonne schob die Gedanken an das vor ihr liegende Wochenende von sich. Sie sah ihren Kunden an und bemerkte wieder diese Traurigkeit
     in seinen Augen.
    »Was bedrückt dich?«, fragte sie und legte vertrauensvoll den Kopf an seine Schulter.
    »Zu viel, um es in der Kürze der Zeit abzuhandeln. Also lassen wir es lieber.«
    »Ich bin eine gute Zuhörerin, wie du selbst vorhin gesagt hast«, entgegnete Yvonne.
    »Ich weiß.« Er hielt kurz inne, betrachtete ihre langen, schlanken Beine, ließ für einen Moment seine Finger über die Schenkel gleiten, gab ihr einen Kuss aufs Haar und fuhr fort: »Du bist eine außergewöhnliche Frau. Ich weiß, ich wiederhole mich, obwohl ich Wiederholungen hasse, aber in deiner Gegenwart werden wohl automatisch sämtliche Sinne ausgeschaltet …«
    »Das ist der Sinn der Sache«, entgegnete sie mit einem fast liebevollen Lächeln. »Ich will, dass du dich wohl fühlst.«
    »Das tue ich. Und noch etwas: Du bist sehr gebildet, viel gebildeter als die meisten Frauen, die ich kenne, du hast dieses gewisse Etwas, deine Augen strahlen, dazu dieses – und versteh mich bitte nicht falsch – manchmal leicht verruchte Timbre in deiner Stimme, und allein, wie du gehst und dich bewegst und …«
    »Danke, aber hören wir auf, von mir zu reden. Was ist mit dir? Ich meine, was liegt dir wie ein Stein auf der Seele? Oder ist es ein Felsbrocken?«
    »Nein, nein, es ist schon wieder gut. Ich glaube, ich sollte mir mal einen Therapeuten suchen. Weißt du …« Er unterbrach sich, stand wieder auf, schenkte sich noch ein Glas Champagner ein und ging im Zimmer umher, als versuchte er seine Gedanken zu ordnen. »Ich schwimme im Geld, aber ich kann mich an keinen einzigen Tag erinnern, an dem ich glücklich war. An keinen einzigen. Alles nur Fassade. Mein Lachen oder mein Lächeln, meine gute Laune, alles nur Fassade. Ziemlich perfekt, was?«, sagte er, zog die Mundwinkel herab und hob die Hand mit dem Glas. »Ich will keine Antwort von dir, ich sehe es in deinen wunderschönen Augen, dass du mich durchschaut hast. Aber das haben Frauen wie du wohl so an sich, oder?«
    »Was meinst du damit?«
    »Entschuldigung, ich will dir keineswegs zu nahe treten, aber es heißt doch immer, dass Frauen in ›deinem‹ Geschäft die besseren Psychologen seien. Korrigier mich, wenn ich falsch liege.«
    »Ich weiß nicht, ob ich eine gute Psychologin bin, aber ich behaupte, die Menschen ganz gut zu kennen.«
    »Vor allem Männer, nehme ich an …«
    »Warum sollte ich dir widersprechen? Frauen gehören nun mal nicht zu meiner Klientel. Doch glaube mir, ich weiß auch bei Frauen sofort, ob ich eine Schlange oder ein Kaninchen vor mir habe. Frauen verhehlen ihre Gefühle noch viel weniger als Männer. Aber nun verrate mir, was dich bedrückt. Es muss etwas Mächtiges sein, sonst würdest du nicht andauernd ausweichen.«
    »So, merkt man mir das tatsächlich so deutlich an?«, fragte er und lachte bitter auf. »Hätte ich nicht gedacht. Na ja, du bist ja, wie du selbst sagst, von Natur aus eine Menschenkennerin …«
    »Was ist der Grund, dass du so unglücklich bist? Du bist noch jung, gutaussehend und … Na ja, das mit dem Geld lassen wir mal. Was macht dich so

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