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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Finger glitten tiefer, er küsste sie. Yvonne gehörte zu den wenigen in ihrem Beruf, die Küsse auf den Mund zuließen, vorausgesetzt, der Kunde entfachte in ihr dieses ganz spezielle Feuer. Und bei diesem Kunden war es der Fall.
    »Dreh dich auf den Bauch«, sagte er leise und mit kehliger Stimme, »ich liebe es, eine Frau wie dich zu verwöhnen. Und auch ich verspreche dir, dass du diese Nacht nie vergessen wirst.«
    Für Sekundenbruchteile war da ein Funkeln in seinen Augen und ein Ton in seiner Stimme, den sie nicht zu deuten wusste. Aber es war nur eine Momentaufnahme, der sie keine weitere Beachtung schenkte. Denn dieser Mann, der sein Alter mit vierunddreißig angegeben hatte, war harmlos. Ein netter, gebildeter, sympathischer und trotz seiner jungen Jahre vom Leben gebeutelter Mann, der es bestens verstand, eine Frau zu verführen und, wie er gesagt hatte, zu verwöhnen. Und er hatte ihr die dreitausend Euro bar in die Hand gedrückt.
    Sie folgte seiner Aufforderung, genoss es, wie seine Hände sie zärtlich streichelten, den Nacken, den Rücken, die Arme, den Po, die Beine, es kitzelte ein wenig in den Kniekehlen. Dann küsste er sie wieder von oben bis unten, bis sie es vor Erregung kaum noch aushielt, denn sie hatte sich diesen Beruf auch ausgesucht, weil sie Sex liebte, weil sie nicht genug davon bekommen konnte und es deshalb häufig vorkam, dass sie in Ekstase fiel, wenn einer, wie sie es nannte, den »richtigen Knopf drückte«. Auch heute ließ sie sich einfach fallen, denn es gab keinen Grund, sich dagegen zu wehren. Alles in ihr war in Aufruhr, sie befand sich in einem fast ekstatischen Zustand und wartete nur darauf, dass er all das mit ihr machte, was sie gerne mochte. Und es gab kaum etwas, was sie nicht zuließ.
    Sie hob den Kopf und stöhnte, sie hatte die Augen geschlossen, während er in sie eindrang, und merkte zu spät, wie mit einem Mal etwas Weiches und doch Festes um ihren Hals gelegt und ruckartig zugezogen wurde. Panik durchflutete sie, sie hatte schon immer Angst vor dem Ersticken gehabt, sie hatte es noch nie ertragen, wenn sie am Hals angefasst wurde, nicht einmal einen Rollkragenpullover konnte sie aushalten, selbst wenn dieser oben noch so weit geschnitten war. Sie hatte auch nie einen Schal um, obwohl sie schon viele geschenkt bekommen hatte, zum Teil gefertigt aus feinster, leichtester indischer Seide, doch nicht einen davon hatte sie jemals benutzt. Sie brauchte Luft am Hals. Woher diese Angst rührte, wusste sie nicht, doch sie war da und es musste eine Ursache dafür geben. Sie hatte bereits mit dem Gedanken gespielt, einen Therapeuten aufzusuchen, da sie auch hin und wieder unter Panikattacken litt (vor allem nachts und in den frühen Morgenstunden), doch es war bisher nie so gravierend gewesen, dass sie es als dringlich eingestuft hätte. Außerdem hatte sie stets einen vollen Terminplan und … Doch das hier war eine andere Angst, die in unsäglich quälenden Strömen durch sie hindurchzog. Diese Angst hatte eine andere Qualität, für einen Moment glaubte sie, ersticken zu müssen, den Tod zu erleiden, und es gab nichts, wovor sie mehr Angst hatte als vor dem Tod. Sie wollte nicht sterben, allein der Gedanke daran ließ sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Sie hatte noch nie einen Friedhof betreten, zum Glück hatte es auch nie einen Grund dafür gegeben, denn alle in ihrer Familie lebten noch. Doch auch daran dachte sie jetzt nicht, in ihr war ausschließlich diese Angst. Und sie hatte keine Chance, er war über ihr, sie wollte sich wehren, schaffte es aber nicht. Er kniete breitbeinig über ihr, das Tuch, etwas anderes konnte es nicht sein, wurde gelockert, sie hörte sein schweres Atmen, während er sich weiter in ihr bewegte.
    »Kannst du damit aufhören?«, fragte sie, nachdem sie wieder fähig war zu sprechen, den Kopf hatte sie zur Seite gedreht, weil sie sonst keine Luft bekam. Trotz ihrer Panik versuchte sie, sich die Angst nicht anmerken zu lassen.
    »Warum? Gefällt es dir nicht?«, fragte Mark beinahe emotionslos zurück, um sie im nächsten Augenblick wieder zärtlich auf die Schulter, den Rücken und den Po zu küssen und die Zunge über die Kniekehlen gleiten zu lassen.
    »Hör zu, ich lasse fast alles mit mir machen, wirklich fast alles, aber nicht mein Hals. Ich habe Angst …«
    »Oh, Entschuldigung, das wusste ich nicht«, sagte er und entfernte das Tuch. »Es tut mir wirklich unendlich leid«, und seine Worte klangen aufrichtig.
    »Schon gut,

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