Teufelsleib
es war, als hätte sie den Schlag nicht gespürt, nicht den unsäglichen Schmerz, als würde das Adrenalin jedes Schmerzempfinden unterdrücken. Sie wollte leben, nur leben, leben, leben und dieser Bestie zeigen, dass sie stärker war. Sie krallte die Finger um den Schal, Mark schlug noch einmal und noch kräftiger zu, doch Yvonne ließ nicht locker, im Gegenteil, ihr Griff wurde noch fester. Sie versuchte sich zu drehen und zu wenden und schaffte es tatsächlich, blickte Mark in die Augen, stieß ihm mit aller ihr verbliebenen Kraft das Knie zwischen die Beine, worauf er kurz, aber heftig aufschrie. Ihr gelang es, sich von dem Schal zu befreien, sie rollte sich vom Bett und schrie, in der Hoffnung, jemand würde sie hören und ihr zu Hilfe eilen, riss die Nachttischschublade auf und wollte die kleine Pistole und das Pfefferspray herausholen, sie hatte das Spray bereits in der Hand und drehte sich um, drückte auf den Sprühknopf, und obwohl Mark sein Gesicht abwandte, gelangte doch das meiste in seine Augen, wieder schrie er auf, nein, es klang eher wie ein tief aus dem Innersten kommendes Brüllen eines verwundeten Raubtiers, das nicht von seinem Opfer abzulassen gedachte, hatte Mark sein Opfer doch schon fast vollständig in seiner Gewalt gehabt, aber noch war das Opfer nicht tot … Yvonne drückte so lange auf den Sprühknopf, bis ihr selbst die Augen und die Kehle brannten und ihr Hals immer trockener wurde. Sie wollte und durfte nicht sterben, nicht jetzt und vor allem nicht hier, aber das war nicht das Wichtigste. Das Wichtigste war ihre Familie, war ihre Zukunft, die doch gerade erst begonnen hatte. Eine Zukunft, die sie sich nicht von einem perversen Mörder kaputt machen lassen würde.
Er hielt sich die Hände vors Gesicht, undeutliche Laute ausstoßend, während sie sich allmählich vom Bett wegrobbte, und als sie etwa in der Mitte des Zimmers war, versuchte sie sich aufzurichten und zur Tür zu gelangen. Ihr schien es, als hätte er ihr den Rücken zertrümmert, der Schmerz strahlte nach überall hin aus. Aber sie wollte es schaffen, sie würde es schaffen, sie würde stärker sein. Während Mark wie blind war und sich nach wie vor die Augen rieb, erhob sie sich und schlich mit allerletzter Kraft zur Tür. Sie hatte es beinahe geschafft, ihre Hand lag bereits auf der Klinke, als ihr die Beine weggerissen wurden und er sie an den Fußgelenken in die Mitte des Raumes zurückzog und zischte: »Noch ein Ton, und du wirst den schmerzhaftesten Tod erleiden, den du dir vorstellen kannst. Mit mir nicht, du elende, von Gott verdammte Hure!«
»Hilfe!«, schrie sie unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte, doch im nächsten Augenblick trat er ihr ins Gesicht, worauf sie sofort verstummte.
»Du verdammte Sau! Du wirst verrecken, wie sie alle verrecken werden. Ich werde euch zeigen, wer hier der Stärkere ist! Du kleine, billige Nutte, du verfluchte Hure, du Nichts! Los, komm, ich denke, du wolltest ficken! Ich werde dich schon ficken, aber auf meine Art.«
Sie hätte schon vorhin, bei ihrer ersten negativen Ahnung, die kleine Pistole und das Pfefferspray aus der Schublade holen und unter das Kissen legen sollen, wie es ihr eine innere Stimme zugeflüstert hatte. Aber sie hatte diese Stimme wie schon so oft zuvor ignoriert, und nun musste sie den Preis dafür zahlen. Einen sehr hohen, einen zu hohen Preis. Traurig drehten sich die Schutzengel um und gingen.
Sie hatte keine Kraft mehr. Nur ein paar Sekunden länger, und sie hätte die Tür öffnen und in die Freiheit kriechen können. Zurück ins Leben. Doch jetzt wartete nur noch der Tod auf sie. Sie war benommen, auch wenn sie noch alles um sich herum wahrnahm. So wie den Schal, der ihr erneut um den Hals gelegt, langsam zugezogen und wieder gelockert wurde.
Mark packte Yvonne unter den Achseln und zog sie aufs Bett.
Nicht lange bevor sie ohnmächtig wurde, flüsterte er: »Ich bin der Tod, meine Liebe. Gleich wird es vorbei sein, und du wirst Menschen sehen, die schon lange vor dir diese Welt verlassen haben. Mach’s gut und freu dich auf die neue Welt, sie wird dir gefallen. Du kleine, billige Nutte, denn nichts anderes bist du. Du warst und bist nur eine kleine, billige Nutte, die ihren Körper an jeden verkauft, der genug bezahlt. Aber ich war definitiv dein letzter Kunde.«
Er zog die Schlinge ruckartig zu, das Knacken des Kehlkopfs war in der Stille des Raumes deutlich zu vernehmen, Yvonne fiel mit dem Gesicht ins Kissen. In ihren weit geöffneten,
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