Teufelsleib
der Stimme. »Wir sollten jetzt auch besser nach unten gehen, ich will die Kinder nicht zu lange allein lassen.«
Brandt verabschiedete sich von den Kindern. Als Lara und ihre Tante ihn zur Tür begleiteten, sagte das Mädchen mit klarer Stimme: »Mutti wird nicht zurückkommen. Sie wissen schon, mein Traum.«
»Wir werden sehen.«
Er nickte ihnen aufmunternd zu, doch in ihren Gesichtern stand in riesigen Lettern »Angst«. Angst, die Mutter nicht mehr wiederzusehen, Angst, die Schwester verloren zu haben. Er konnte es ihnen nicht verdenken.
Freitag, 15.25 Uhr
S ag mal, warum hat das denn so lange gedauert?«, wurde er von Spitzer vorwurfsvoll empfangen, wobei er auf seine Armbanduhr tippte, um Brandt zu bedeuten, wie spät es bereits war. »Vladic wartet auf dich, er soll heute noch nach Weiterstadt überstellt werden.«
»Dann soll er warten. Wir müssen diese Frau suchen«, sagte Brandt und legte Linda Maurers Foto auf den Schreibtisch.
»Wieso?«, fragte Spitzer und lehnte sich zurück, weil er diesen Gesichtsausdruck von Brandt nur zu gut zu deuten wusste.
»Weil mittlerweile alles dafür spricht, dass wir es mit einem Verbrechen zu tun haben. Ich habe ausführlich mit den Kindern, dem Ehemann und der Schwester gesprochen, da stimmt etwas nicht. Die Frau wird als die Zuverlässigkeit in Person geschildert, die verschwindet nicht einfach, auch wenn sie einige handfeste Gründe hätte.«
»Als da wären?«
»Ihr Mann ist ein Säufer vor dem Herrn, vierzehn Jahre älter und kaum ansprechbar. Häusliche Gewalt ist ein Thema, aber nur er gegen seine Frau, wobei ich das nur in Anführungsstriche zu setzen bitte. Trotzdem würde sie ihre Kinder niemals im Stich lassen, wie mir von der Schwester versichert wurde. Sie beschreibt sie als die beste Mutter, die man sich vorstellen kann, und sie klang dabei sehr überzeugend. Auch ihre Mimik und Gestik waren unauffällig. Dazu kommt, dass Frau Maurer schon seit längerem darauf hinarbeitet, sich von ihrem Mann zu trennen, deswegen schafft sie wie ein Brunnenputzer. Es sind einfach zu viele Dinge, die mich nachdenklich machen. Sie hätte wie immer heute Vormittag zu Hause sein müssen. Also, was ist, starten wir eine Suchaktion?«
»Und wie, bitte schön, soll die aussehen? Wo willst du ansetzen? Peter, setz dich erst mal und atme tief durch. Und dann erzähl, was los ist.«
»Ich werde mich nicht setzen. Ich wiederhole: Eine Frau, Linda Maurer, wird seit heute früh vermisst. Zweiunddreißig Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder, zehn und zwölf Jahre alt. Beschäftigt in einem Gebäudereinigungsunternehmen, dessen Namen keiner kennt, den wir aber herausfinden werden. Als Erstes suchen wir diese Firma, dann fragen wir, wo die Maurer gestern eingesetzt war und wie lange. Wer sie zuletzt gesehen hat und so weiter und so fort. Irgendjemand wird sie ja wohl gesehen haben.«
»Gut, dann telefonieren wir mal rum. Aber denk daran, es ist Freitag, und da sind die Büros in der Regel nicht sehr lange besetzt. Noch mal den Namen, ich werde Rübsam und Fichter mit dem Telefonieren beauftragen, du kümmerst dich derweil um Vladic.«
»Okay. Linda Maurer, geboren 8.11.77, wohnhaft Neusalzer Straße 75. Und bitte, sobald ihr was habt, gebt mir sofort Bescheid.«
»Nein, ich behalt das für mich, Blödmann.«
»Danke. Hey, du warst nicht dabei, aber die Kinder sind prima, und die Schwester ist in allergrößter Sorge. Und ich, ehrlich gesagt, auch. Was immer es auch ist, es passt vorne und hinten nicht.«
Spitzer verzog das Gesicht: »Was passt denn nicht?«
»Alles«, antwortete Brandt nur und verließ Spitzers Büro. Als er die Tür zu seinem öffnete, stachen ihm die beiden Plätze ins Auge, von denen einer bis auf weiteres leer bleiben würde. Nicole Eberl würde nie wieder zurückkehren, und wer sein neuer Partner oder seine neue Partnerin werden würde, stand in den Sternen.
Was für ein beschissener Tag, dachte Brandt und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Der dritte beschissene Tag hintereinander. Wenn das so weitergeht, können die mich bald in die Klapse einliefern. Er schloss die Augen und spürte ein leichtes Stechen in der linken Schläfe, das er jedoch ignorieren wollte. Dazu kam, dass er Hunger und Durst hatte. Und er war müde. Er holte sich einen Kaffee und nahm einen Schokoriegel aus seiner Schublade. Energie tanken und gegen die Müdigkeit ankämpfen.
Er rief bei einem Beamten an, der ihm Vladic bringen sollte. An und für sich hätte der Kroate
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