Teufelsleib
Stimmt doch, oder?«
Brandt nickte. »Einverstanden. Wir sollten noch mal ganz von vorne anfangen. Zuallererst sollte diese Nummer überprüft werden«, sagte er und reichte Spitzer den Zettel. »Maurers Handy. Alle Gespräche, die sie in den letzten, sagen wir zehn Tagen geführt hat. Ist wichtig, auch wenn ich kaum glaube, dass wir dadurch den Täter kriegen, denn er wird nicht so dumm sein und uns seine Nummer präsentieren. Nur mal angenommen, er hat ein Prepaidhandy benutzt und … Egal. Und dann brauche ich sämtliche Fotos, die am Fundort von der Zeidler, der Schubert und der Maurer gemacht wurden …«
»Wonach suchst du?«, wollte Elvira wissen, wobei sie die linke Augenbraue hochzog, wie immer, wenn sie das Gefühl hatte, Brandt wollte einen Alleingang starten. Und diesmal sprach sie es auch aus. »Du wirst uns doch in deine Ermittlungen einbeziehen?« Es klang weniger nach einer Frage als nach einer Feststellung, einer Order, sich gefälligst an die Regeln zu halten. Denn auch wenn er und sie zusammen waren, so stand sie als Staatsanwältin immer noch über ihm.
»Nein, keine Sorge, kein Alleingang. Aber um zurück zum Täter zu kommen, er hat diesmal ein offensichtliches Ritual vollzogen, mit dem er uns wohl darauf aufmerksam machen wollte, dass wir genauer hinsehen sollen. Er fühlt sich meiner Meinung nach unbeachtet. Damit das nicht so bleibt, hat er eine nicht zu übersehende Botschaft hinterlassen. Doch wenn mich jetzt jemand fragt, was der Ölzweig, die Olive und die Taubenfeder bedeuten, muss ich passen. Weil er der Maurer auch noch ein Kreuz in den Leib geritzt hat, muss ich wohl von einer religiös motivierten Tat ausgehen. Ein Hurenhasser, auch wenn mir diese Erklärung allein zu simpel ist. Andrea ist übrigens der gleichen Meinung.«
»Ach ja? Was sagt sie denn?«, wollte Elvira wissen und mischte ihrer Stimme einen leicht sarkastischen Ton bei, den auch Spitzer nicht überhörte. Er musste innerlich grinsen, weil er von dem Konflikt zwischen den beiden Frauen wusste, der nur eine Ursache hatte – Peter Brandt.
»Nichts weiter, nur dass der Täter ihrer Meinung nach ein hochgradig sadistisch veranlagter religiöser Fanatiker ist. Aber wir haben jetzt zum ersten Mal die Möglichkeit, ein Täterprofil zu erstellen.«
Spitzer ging zu seinem Aktenschrank und holte die Fotos heraus, die am Fundort von Anika Zeidler und am Tatort von Bettina Schubert gemacht worden waren. Er legte sie vor Brandt auf den Tisch. »Bitte, tu dir keinen Zwang an.«
»Soll ich jetzt lachen, oder was? Glaub bloß nicht, dass ich das heute mache. Ich hab noch was ganz anderes vor.«
»Und was?«
»Hat schon jemand die Familie der Toten informiert?«, fragte er bissig.
»Oh«, entgegnete Spitzer nur und sah Brandt entschuldigend an.
»Siehst du, am Ende bleibt doch wieder alles an mir hängen. Wisst ihr, der Mann ist mir egal, die Schwester aber nicht, und die Kinder … Die Kinder werden entsetzlich leiden. Sie sind in einem Alter, in dem sie alles sehr bewusst wahrnehmen. Zehn und zwölf. Als Sarah und Michelle so alt waren, haben sie alles um sich herum neugierig aufgesogen. Wären sie damals zu Waisen geworden, wer weiß, wie ihr weiteres Leben verlaufen wäre. Aber darüber nachzudenken bringt uns jetzt nicht weiter. Ich mach mich gleich auf den Weg nach Bieber, um die frohe Botschaft zu überbringen. Gibt’s sonst noch was? Ich will’s hinter mich bringen.«
»Viel Glück. Wir sollten uns morgen Vormittag hier treffen«, sagte Spitzer.
»Klar, ich wollte in jedem Fall morgen kommen. Aber ich will noch keine Soko haben, ich muss ein paar Sachen allein oder mit euch beiden durchdenken. Zu viele Meinungen sind meines Erachtens nicht förderlich. Ich kann’s nicht erklären, aber gib mir noch das Wochenende, am Montag kannst du eine Soko zusammenstellen. Okay?«
»Kein Problem«, sagte Spitzer und sah zu Elvira Klein, als erwartete er eine gegenteilige Reaktion. Doch sie nickte nur. »Und weiter?«
»Hier ist das Kennzeichen von dem Mercedes. Ich denke, ein roter 500 SL dürfte nicht allzu schwer zu finden sein, vorausgesetzt, er steht irgendwo auf der Straße. Morgen werde ich mich mit dem Eigentümer der Privatbank Robenstein in Verbindung setzen. Dort haben sowohl Linda Maurer als auch Nathalie Groß ihre Konten.«
»Am Samstag?«, fragte Spitzer zweifelnd.
»Und wenn’s Sonntagmorgen um vier ist. Unser Killer schert sich auch nicht um die Uhrzeit. Also, morgen ist Robenstein angesagt. Ich
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