Teufelsleib
guten Tag. Ja, wir sind weitestgehend durch. Was willst du wissen?«
»Alles, was von Belang ist.«
»Also gut. Sie wurde, wie ich schon vermutet hatte, erdrosselt. Wie die Zeidler mit einem Schal, deshalb gibt es auch kaum sichtbare Drosselmarken am Hals. Sie wurde schwer misshandelt, ihr Mörder hat ihr förmlich das Gesicht zerschlagen, Jochbein, Augenboden und Kiefer wurden zertrümmert, mehrere Zähne ausgeschlagen, dazu kommt eine schwere Schädelverletzung und Schlagverletzungen im Brust-, Bauch- und Rückenbereich … Moment, ich blättere kurz nach … Ja, das Nasenbein ist auch gebrochen, ein Leberanriss wurde diagnostiziert sowie schwere Prellungen an Armen und Beinen. Selbst wenn sie überlebt hätte, ohne eine sofortige Einlieferung ins Krankenhaus hätte sie keine Chance gehabt, weil sie an inneren Blutungen gestorben wäre. Und auch bei einer sofortigen ärztlichen Versorgung wäre sie mit großer Wahrscheinlichkeit für den Rest ihres Lebens gezeichnet gewesen … Sie hat sich bis zum Schluss gewehrt, das belegen entsprechende Spuren an ihren Händen. Seht bloß zu, dass ihr diesen Schweinehund zur Strecke bringt. Das ist schon die Zweite, die er so zugerichtet hat, und ich fürchte, er wird sich weiter steigern …«
»Warte mal, hatte nicht auch die Zeidler innere Verletzungen?«
»Schon, aber die wären nicht tödlich gewesen. Ich hab die Berichte der drei Frauen noch mal verglichen und kann sagen, dass er sich von Mal zu Mal gesteigert hat, was seine Brutalität anbetrifft. Er ist völlig außer Kontrolle geraten und wird weitermorden, wenn ihr ihn nicht schnell aus dem Verkehr zieht. Den vollständigen Bericht hast du heute Nachmittag oder morgen auf deinem Rechner. Sonst noch was?«
»Nein. Und danke.«
»Gern geschehen.«
Andrea legte auf, und Brandt warf Elvira einen nachdenklichen Blick zu.
»Du hast es gehört. Sieht nicht gut aus für uns. Der Saukerl ist ein Phantom, und er hinterlässt keine Spuren, die uns weiterhelfen könnten.«
»Ich denke erst mal daran, was diese Frau gelitten haben muss, bei diesen Verletzungen. Was treibt diesen Mann an? Was hat ihn so werden lassen? Warum hat er einen solchen Hass auf Prostituierte? Schlechte Erfahrungen? Sag’s mir, du hast doch immer auf alles eine Antwort parat.«
»Diesmal nicht. Höchstens vage Theorien. Lass uns später darüber diskutieren. Okay? Jetzt ist erst mal Robenstein angesagt.«
Samstag, 11.35 Uhr
D er Bankier residierte in einem palastähnlichen Anwesen in Frankfurt-Niederrad. Die riesige Villa stand etwas versteckt zwischen hohen Bäumen in einem Park und war umgeben von einer praktisch unüberwindbaren Mauer. Brandts geübtes Auge entdeckte mehrere Überwachungskameras, und er war sicher, dass das Anwesen auch mit anderen elektronischen Sicherheitssystemen ausgestattet war – und womöglich auch mit nichtelektronischen wie Hunden.
»Dann wollen wir mal«, sagte er zu Elvira und drückte die Klingel. Kein Name am Tor, ein Mann wie Robenstein brauchte kein Namensschild.
»Ja, bitte?«, drang eine weibliche Stimme aus einem unsichtbaren Lautsprecher.
»Mein Name ist Brandt. Ich komme von der Kripo«, sagte er und hielt seinen Ausweis vor das Kameraauge, »und die Dame ist Staatsanwältin Klein. Wir würden gerne mit Herrn Robenstein sprechen.«
»Einen Moment bitte, ich frage Dr. Robenstein, ob er Zeit für Sie hat. Darf ich fragen, worum es geht?«
»Nein, es ist vertraulich. Und richten Sie Dr. Robenstein bitte aus, dass wir ihn dringend sprechen müssen.«
»Einen Moment.«
Brandt und Klein warteten etwa eine Minute, bis eine Frau in einem grauen Kleid aus dem Haus und zum Tor kam. Sie hatte das dunkelblonde Haar streng zurückgekämmt und musterte die Beamten durch das Tor kritisch. Ihr Gesicht war beinahe faltenfrei, dennoch schätzte Brandt sie auf etwa fünfzig.
»Dürfte ich noch einmal Ihre Ausweise sehen, Dr. Robenstein ist sehr eigen, was das angeht.«
»Bitte«, sagte Brandt, dem die Frau auf den ersten Blick unsympathisch war. Kalt wie dieser Winter, die Augen eisgrau wie das Kleid, die Lippen ein ungeschminkter schmaler Strich.
»Offenbach? Was hat Dr. Robenstein mit der Offenbacher Kripo zu tun?«
»Das möchten wir ihm gerne persönlich erklären, Frau …«
»Von Brusow«, sagte sie, öffnete das Tor, ließ die Beamten an sich vorbeitreten und schloss das Tor mit der Fernbedienung. »Ich trage die Verantwortung für alles, was in diesem Haus und auf diesem Grundstück vor sich geht,
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