Teufelsleib
Zubettgehen ein halbes Glas Wasser und stellte seinen Handywecker auf halb neun. Fünf Stunden Schlaf. Er würde sich am Nachmittag für anderthalb oder zwei Stunden hinlegen und am Abend nicht so spät schlafen gehen. Vorausgesetzt, es kam nichts dazwischen. Er hatte Bereitschaft.
Elvira lag noch immer so wie vor anderthalb Stunden. Sie hatte sich kaum bewegt. Er legte sich vorsichtig neben sie und berührte ihre Hand. Wieder dieses leise, wohlige Knurren, sie kroch im Schlaf noch näher an ihn heran. Die ganze linke Seite des Bettes war unberührt, ihm blieben nur wenige Zentimeter. Er schaltete das Licht aus, schob den linken Arm unter ihren Kopf und rückte dicht an sie heran, um etwas mehr Platz zu haben. »Ich liebe dich«, flüsterte er kaum hörbar und streichelte sanft ihr Gesicht.
Als sein Wecker klingelte, blieb Brandt noch einen Moment liegen und öffnete vorsichtig die Augen. Elvira war ebenfalls wach geworden und kraulte ihm die Brust.
»Na, mein Bär, wann bist du denn ins Bett gekommen? Ich habe gewartet.«
»Als ich vom Duschen kam, hast du tief und fest geschlafen. Wie ein Baby«, schwindelte er, denn er hatte nicht geduscht, sich nur schnell vor dem Zubettgehen gewaschen und die Zähne geputzt.
»Was hast du heute vor? Willst du wirklich zu diesem Bankmenschen fahren?«
»Auf jeden Fall.«
»Was erhoffst du dir von ihm?«
»Eigentlich eine ganze Menge. Das funktioniert aber nur mit einem Beschluss.«
»Ja, ja, wieder ein vermeintlich schönes Wochenende dahin«, sagte sie schmollend und legte den Kopf auf seine Brust. Er streichelte ihr über das duftende Haar.
»Dabei könnten wir es uns so schön gemütlich machen. Zum Beispiel so«, sagte sie und ließ die Hand tiefer gleiten. »Oho, was ist das denn Schönes? Ein bisschen Zeit haben wir doch noch, oder?«
»Auf jeden Fall.«
Sie liebten sich, und Brandt genoss es ganz besonders – wie immer, wenn sie es am Morgen taten. Solche Tage waren immer gute Tage. Es war kein ausgedehntes Liebesspiel, es diente in erster Linie dazu, den anderen zu spüren. Eins zu sein für ein paar Minuten. Den Tag im wahrsten Sinne des Wortes gemeinsam zu beginnen.
Sie standen um zehn nach neun auf und machten sich zusammen im Bad fertig.
»Ich möchte dich bitten, mit zu Robenstein zu kommen«, sagte Brandt. »Es würde mehr Eindruck machen, wenn eine toughe Staatsanwältin …«
»Schatz, wie könnte ich dir nach diesem grandiosen Morgen einen Wunsch abschlagen?«, antwortete sie und legte ihm eine Hand an die Wange. »Ich komme mit. Haben wir was zum Frühstück zu Hause oder …«
»Ich hole Brötchen und Croissants. Bis gleich«, sagte Brandt, umarmte Elvira noch einmal und ging nach draußen.
Um halb elf waren sie mit dem Frühstück fertig, räumten den Tisch ab, stellten das Geschirr in die Spülmaschine und verließen das Haus.
Sie fuhren zur Staatsanwaltschaft, wo Elvira Klein das Formular ausfüllte, durch das sie und Brandt berechtigt waren, bei der Bank Robenstein Informationen zu Maurer, Zeidler und Schubert einzuholen.
»So, hier ist der Wisch. Dann wollen wir dem Herrn mal auf den Zahn fühlen«, sagte Elvira, als sie wieder im Auto saß. »Fahr los, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
Von unterwegs rief Brandt bei Spitzer an und fragte nach Linda Maurers Mercedes. »Letzte Nacht hat ihn eine Streife in der Frankfurter Straße entdeckt. Er war abgeschlossen, wurde aber inzwischen in die KTU gebracht, wo er gerade untersucht wird.«
»Hast du was von Andrea gehört?«
»Nein, ich dachte, sie wollte sich bei dir melden.«
»Dann ruf ich sie an. Ich muss wissen, was die Obduktion ergeben hat. Elvira und ich sind auf dem Weg zu Robenstein. Hoffentlich ist er zu Hause. Wie lange wirst du im Büro sein?«
»Bis ihr kommt und Bericht erstattet. Auch wenn Samstag ist, ich werde schon nicht vor Langeweile umkommen, obwohl wir uns ja eigentlich heute Vormittag hier treffen wollten.«
»Wie du siehst, klappt das nicht. Pass auf, sollten wir nicht vor drei da sein, melde ich mich, dann treffen wir uns eben morgen.«
»Was habt ihr außer Robenstein noch vor?«
»Wenn er uns sagen kann, wo sich das Luxusquartier der Maurer befindet, werden wir uns dort umschauen, dann wollen wir noch dem Pfarrer der Andreas-Gemeinde einen Besuch abstatten. Wie gesagt, ich melde mich.«
Danach wählte Brandt die Nummer von Andrea Sievers und stellte auf laut. »Ich bin’s, Peter. Seid ihr mit der Maurer fertig?«
»Ich wünsche dir auch einen
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