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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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sondern in einem danebenliegenden, sorgfältig restaurierten und für das Museum umgebauten mehrstöckigen Fachwerkgebäude. Wie bei solchen Generalsanierungen Mode, war alte Bausubstanz mit neuen Bauteilen kombiniert worden: hier rustikale Balken, da der unverputzte graue Sichtbeton.
    Die Museumsbetreuerin war hocherfreut, dass die Legionärsausstattung wieder einmal auf Interesse stieß. Der Naturpark Altmühltal habe das Equipment schon vor Jahren für rund siebzehntausend Euro angeschafft.
    Â»Aber es dürften sich ruhig mehr Leute dafür begeistern«, sagte sie, als sie die Ausstattung für die Morgenstern’sche Privatkohorte zusammensuchte. Sorgfältig ging sie die Liste durch: »Untertunika aus Leinen, Hose aus Wolle, Wadenwickel, Übertunika aus leichtem Leinenstoff, Schuhe, Typ 3.   Jahrhundert, genagelt, Halstuch, Kettenhemd genietet, Polsterkappe für Helm, Schwert ›Spatha‹, 3. bis 4. Jahrhundert, mit Gurt, Dolch ›Pugio‹ mit Aufhängung, Mantel ›Sagum‹, Soldatenfibel, Helm, Lanze entschärft, Schild ›Scutum‹ mit Gurt und Ledertasche.« Bei jedem Stück, das sie Morgenstern übergab, machte sie auf ihrer Liste sorgsam einen Haken.
    Für die Jungs gab es unter anderem Holzschwerter und eine Amulettkette, Fiona durfte sich über einen »brettchengewebten Gürtel« und ein Fibelpaar für ihren römischen Wollmantel freuen. Dazu kamen noch zwei Soldatenzelte, ein römischer Topf, eine Handmühle aus Stein, rätische Becher, römische Holzlöffel …
    Â»Um Himmels willen«, entfuhr es Morgenstern, als er sah, welcher Berg von Ausrüstung sich am Ende aufgetürmt hatte.
    Â»Jetzt sind Sie perfekt ausgestattet«, sagte die Römerexpertin strahlend. »Und hier haben Sie noch einen Feuerlöscher.«
    Â»Einen Feuerlöscher? Wofür denn das?«
    Â»Der ist Pflicht.«
    Â»Der zerstört aber die ganze Römeroptik«, maulte Morgenstern.
    Â»Nun haben Sie sich nicht so, Herr Morgenstern. Ich mache sowieso schon eine Ausnahme für Sie. Normalerweise kriegen Sie die Sachen nur, wenn Sie einen von unseren Führern buchen. Aber Sie haben ja mit Herrn Russer einen Fachmann dabei. Und ich verlasse mich darauf, dass Sie sorgfältig mit der Ausrüstung umgehen.«
    Â»Ehrensache«, versprach Morgenstern. »Am Montag haben Sie den ganzen Kram wieder. Wohlbehalten.«
    Â»Und machen Sie keinen Unfug mit den Waffen, wenn ich bitten darf. Damit ist nicht zu spaßen, auch wenn sie stumpf sind.«
    Â»Keine Sorge. Was ist schon eine stumpfe Lanze gegen eine scharfe Dienstpistole?«
    Â»Sie sollen die Waffen überhaupt nicht verwenden. Bei uns herrscht die Pax Romana.«
    Â»Wer herrscht?«, fragte Morgenstern.
    Â»Der römische Friede.« Die Museumsbetreuerin lächelte. »Es kommt natürlich immer darauf an, auf welches Jahr Sie sich berufen wollen. 233 nach Christus würde ich Ihnen nicht gerade empfehlen.«
    Â»Was war da? Muss ich das wissen?«
    Die Museumsbetreuerin sah ihn enttäuscht an. »Da war der Fall des Limes hier bei uns. Die Alemannen … kommen Sie, ich mache mit Ihnen eine kurze Sonderführung durchs Museum.«
    Morgenstern hatte es plötzlich schrecklich eilig. »Nein, heute geht’s ganz schlecht bei uns. Vielleicht ein andermal, wenn wir die Sachen zurückbringen.« So schnell er konnte, unterschrieb er die lange Entleihliste mit dem festen Vorsatz, die Rückgabe dem Kollegen Spargel zu überlassen. Der war für solch exklusiven Wissenstransfer gewiss weitaus empfänglicher als er.
    Zurück in Eichstätt half Gundekar Russer allen beim korrekten Einkleiden, und Morgenstern war von der schrecklich kratzigen leinenen Untertunika über die Wadenwickel und die genagelten Sandalen bis hin zur Übertunika aus Wolle ein authentischer Auxiliarsoldat.
    Â»Kein richtiger Legionär?«, fragte er Russer überrascht, als ihn dieser per Handschlag in die Dienste des Römischen Reiches aufnahm.
    Â»Nein, am rätischen Limes sind ganz überwiegend Hilfstruppen zum Einsatz gekommen. Keine römischen Bürger.«
    Â»Dann sind wir also bloß so eine Art Hilfssheriffs«, stellte Morgenstern enttäuscht fest.
    Die Römervilla von Möckenlohe lag an einem Sträßchen, einige hundert Meter vom Dorf abgesetzt, direkt neben einem großen Aussiedlerhof. Es

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