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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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»Exactement. Wir wenden uns an Menschen, die unsere Visionen mit uns teilen möchten. Menschen, die zusehen wollen, wie ihr sauer verdientes Geld für sie arbeitet. Es ist ein exklusives Projekt, das wir in Hirnstetten realisieren. Und ich versichere Ihnen: Viele, viele Menschen werden bald schon bedauern, dass sie sich uns nicht angeschlossen haben.« Er lächelte wieder. »Das ist eine todsichere Anlageform.«
    Der Satz blieb in der Luft schweben wie ein zwei Tage alter Gasluftballon. Zu schwach, um die Decke erreichen zu können, zu aufgeblasen, um zu Boden zu sinken.
    Â»Todsicher«, wiederholte Morgenstern nachdrücklich.
    Der Baron zeigte zum ersten Mal Anzeichen von Nervosität und versuchte mit einer wedelnden Handbewegung, den imaginären erschlafften Ballon zu entsorgen. »So habe ich das nicht gemeint, da gebe ich Ihnen mein Ehrenwort. Ich kannte die Tochter von Herrn Breitenhiller, ich habe sie bei einem meiner Besuche in Hirnstetten kennengelernt. Ein ganz charmantes Wesen, fast feenhaft, wenn Sie mich fragen. Wirklich reizend. Und ich bin von ihrem Tod ebenso erschüttert wie alle anderen. Ich habe ihren Eltern selbstverständlich bereits schriftlich kondoliert. Wir werden auch für ihre arme, reine Seele beten.«
    Aha, dachte Morgenstern. Der Baron war fromm oder zumindest in frommen Kreisen beheimatet. »Sie beten für Barbie Breitenhiller?«
    Â»Selbstverständlich. Die Familie von der Tann stellt sich traditionell in den Dienst des Malteserordens sowie der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Und sehen Sie selbst.« Er deutete auf eines von mehreren sorgfältig gerahmten Fotos, die hinter dem Schreibtisch an der Wand hingen, etwas kleiner als das Familienwappen. Morgenstern und Hecht standen gehorsam auf und umrundeten den Schreibtisch, um das Bild genauer zu sehen. Von der Tann sah sie voller Stolz an.
    Â»Was sagen Sie nun?«
    Â»Der Papst und Sie«, sagte Morgenstern.
    Â»Der Pontifex Maximus«, bildungshuberte Hecht.
    Â»Der ehemalige Heilige Vater, Benedikt  XVI. «, sagte von der Tann.
    Die Kommissare nutzten die Gelegenheit, sich die anderen Fotos an der Wand anzusehen. Establishment, so weit das Auge reichte. Oswald von der Tann mit dem amtierenden bayerischen Ministerpräsidenten. Oswald von der Tann in jungen Jahren – »als Landesvorsitzender der Schüler-Union« – mit Franz Josef Strauß. Oswald von der Tann in einem sonderbaren langen Umhang mit aufgenähten Kreuzen und einem noch seltsameren Hut zusammen mit dem Münchner Kardinal und dem Eichstätter Bischof. Oswald von der Tann, jetzt wieder in Zivil, mit dem Vorstandsvorsitzenden von Audi. Oswald von der Tann mit dem Intendanten der Bayerischen Staatsoper. Die Identität des Intendanten konnten Hecht und Morgenstern allerdings erst auf Nachfrage klären, worauf Hecht mit einem geflunkerten »Ach, natürlich, der Herr Intendant. Jetzt hätte ich ihn beinahe nicht erkannt« reagierte.
    Als sie sich wieder gesetzt hatten, legte Morgenstern nach. »Ich denke, Sie beten nicht nur für die arme Frau Breitenhiller, sondern ein klein wenig auch dafür, dass das Geschäft durch diesen Todesfall nicht ins Wanken gerät, könnte das sein?«
    Von der Tann zog gemächlich an seiner Zigarre und stieß dann eine dicke Rauchwolke aus. »Ins Wanken? Wie meinen Sie das?«
    Â»Es wäre doch möglich, dass der gewaltsame Tod von Barbara Breitenhiller mit diesem Projekt zusammenhängt? Mit dieser angeblich todsicheren Geldanlage?«
    Von der Tann schnippte die Zigarrenasche in einen schweren Kristallbecher auf dem Schreibtisch. »Ich sehe da keinen Zusammenhang.«
    Â»Wir könnten uns das durchaus vorstellen. Unter anderem deswegen sind wir hier. Herr Baron: Wie viel Geld haben Sie denn schon eingesammelt von diesen angestrebten zwanzig Millionen?«
    Von der Tann zögerte, lächelte, seufzte dann. »Müssen Sie das wirklich wissen? Wem hilft das denn weiter?«
    Morgenstern und Hecht hielten seinem Blick schweigend stand.
    Der Baron gab sich demonstrativ einen Ruck. »Nun gut. Sie sind hier schließlich die Repräsentanten der demokratischen Staatsgewalt.« Es hörte sich nicht so an, als ob von ihm erhebliche Einwände gegen die Wiedereinführung der Monarchie zu erwarten wären. »Bisher haben wir, hat unser Unternehmen zwölfeinhalb Millionen Euro beisammen.«
    Â»Und die

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