Teufelsmauer
ist in der Vatikanverwaltung.«
»Ist ja interessant«, sagte Schneidt. »Und was sagt dieser Monsignore?«
»Angeblich hat Gundekar Russer nicht von seiner früheren Freundin lassen können. Dazu passt, dass er ihr auch noch am Sonntag beim Limesfest nachgestellt hat. Er ist eigens wegen ihr in voller Legionärsausrüstung zum Kipfenberger Umzug gegangen und hat sie am Festplatz angesprochen. Ihr Onkel glaubt, er ist ein Stalker.«
»Na also, das klingt doch vielversprechend«, sagte Schneidt. »Kümmern Sie sich darum.«
»Ein Stalker?«, fragte Alina Baumüller. »Komisch. Im Netz hat er ihr jedenfalls nicht nachgestellt. Wie heiÃt er gleich wieder? Gundekar Russer?«
Sie tippte eine Weile auf ihrem Computer herum.
»Er ist ganz normal unter den Freunden drin. Wenn er ihr nicht mehr gepasst hätte, wäre es ein einziger Mausklick gewesen, ihn auf Nimmerwiedersehen rauszuschmeiÃen.« Sie tippte weiter. »Und im Chat hat er sich auch ruhig verhalten.«
»Schlau«, sagte Schneidt. »Auf diese Weise hat er im Netz keine Spuren hinterlassen. Was haben wir sonst noch?«
»Eine ganz Flut von guten Wünschen an die Fahnder.« Alina Baumüller lächelte. »Das ist so üblich im Internet. Es finden sich immer ein paar, die ausdrücklich sagen, dass sie zum Thema zwar nichts beisteuern können, aber dass sie es ganz, ganz wichtig finden, dass über dieses Thema diskutiert wird.«
Morgenstern rechnete im Geiste durch, wie viel Lebenszeit durch solche sinnfreien Debatten verloren ging, ob in Büros während der Arbeitszeit oder in tiefster Nacht zur besten Schlafenszeit.
Aber vielleicht war das alles eine Altersfrage. Lieber erinnerte er sich nicht daran zurück, womit er als Teenager seine angeblich kostbare Freizeit vertändelt hatte.
»Lässt sich denn der Sonntagabend beim Limesfest übers Netz rekonstruieren?«, fragte Morgenstern. »Hat jemand mitbekommen, dass ihr Auto einen Platten hatte und sie deswegen eine Mitfahrgelegenheit nach Hirnstetten gebraucht hat?«
Die junge Polizistin schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich kann noch einmal einen Aufruf machen.«
»Tun Sie das«, befahl Schneidt ungeduldig. Dann lehnte er sich in seinem wuchtigen schwarzledernen Bürosessel zurück, faltete die Hände und schloss kurz die Augen, bis er sicher war, dass er die gesamte Aufmerksamkeit seiner Mitarbeiter auf sich fokussiert hatte.
»Ãbrigens: Ich habe heute früh einen Anruf aus Eichstätt erhalten. Der Landrat. Er wollte wissen, wie wir vorankommen. Und vor allem wollte er wissen, ob das Augustus-Park-Projekt in Gefahr ist.«
»Woher sollen wir das wissen?«, sagte Morgenstern patzig.
Schneidt schaute ihn scharf an. »Wissen Sie überhaupt, was ein bayerischer Landrat ist, Herr Morgenstern? Ein bayerischer Landrat ist wie ein Regionalfürst. Der stellt die entscheidenden Weichen für das, was in seinem Gebiet passiert. Welche neuen StraÃen gebaut werden, wo ein neues Gymnasium entsteht, was mit den Krankenhäusern passiert. Ein starker Landrat stellt sich problemlos gegen einen Abgeordneten in München, und er kann sogar dem Ministerpräsidenten Ãrger machen. Und der Eichstätter Landrat ist besonders selbstbewusst. Die Gegend boomt, die haben die niedrigste Arbeitslosigkeit von ganz Deutschland. Dem kann keiner blöd kommen.«
Morgenstern hakte vorsichtig nach. »Und was wollen Sie mir jetzt damit sagen?«
Adam Schneidt atmete tief durch und deutete mit spitzem Finger erst auf Morgenstern, dann auf Hecht, dem dabei sichtlich unbehaglich wurde. »Dem Landrat von Eichstätt ist dieser Römerpark ein persönliches Anliegen. Er ist der festen Ãberzeugung, dass das dem Tourismus im Altmühltal einen zusätzlichen Schub gibt. Hunderttausende von Besuchern, die an der Autobahnausfahrt Altmühltal einen kleinen Abstecher machen. Sind ja bloà ein paar Kilometer von der Ausfahrt nach Hirnstetten. Und jetzt ist er in Sorge, dass das Vorhaben kippen könnte.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Morgenstern und dachte an die internationalen Investoren, die der adelige Finanzoptimierer geködert hatte. »Wir haben mit einem gewissen Baron von der Tann gesprochen. Er behauptet, die Finanzierung steht.«
Adam Schneidt wurde hellhörig. »Ach, von der Tann steckt da mit drin?«
»Kennen Sie ihn denn?«
Schneidt
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