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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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vorstellen, was Josef Menninger da irgendwo in Norditalien erlebt und möglicherweise auch getan hatte und nun aus den Tiefen seiner Erinnerung heraufbeschwor.
    Â»Woran haben Sie denn erkannt, dass es …«, ihm grauste es vor dem Wort, »… dass es ›Itaker‹ waren, die die Limeskönigin geholt haben?«
    Menninger hustete wieder, den folgenden Geräuschen nach würgte er irgendetwas tief aus der Lunge, um es dann in ein Taschentuch zu spucken. »An ihrer Fahne halt. An ihrer Fahne habe ich sie erkannt.«
    Â»Ihre Fahne?«, fragte Morgenstern. »Die hatten eine Fahne dabei?«
    Â»Rot und grün und weiß war sie«, präzisierte Menninger. »Oder war sie grün und weiß und rot? Auf jeden Fall kenne ich doch die Fahne von den Itakern.«
    Â»Und die haben Sie gesehen?«
    Â»So ist es, junger Mann. Die Fahne. Die war auf ihrem Wagen drauf.«
    Â»Welcher Wagen, Herr Menninger?«
    Â»Der Lastwagen, mit dem sie mich weggefahren haben, die Partisanen. Weggefahren und dann zu den Amerikanern gebracht. Tedeschi bum bum. Eine ganze Gruppe war das, und sie haben mich geschlagen, und ich habe gedacht, die bringen mich um, aber dann haben sie mich weggeschafft wie ein Stück Vieh. Und sie haben Rotwein getrunken.«
    Â»Was war mit der Limeskönigin?«, fragte Morgenstern noch einmal, um Menninger aus der Vergangenheit in die Gegenwart zurückzuholen.
    Â»Die Limeskönigin? Ich weiß nicht mehr …«, stammelte der alte Mann. »Aber im Kaukasus drunten …«
    Morgenstern spürte, dass aus dem angeblichen Augenzeugen Josef Menninger zumindest bei dieser gerontopsychiatrischen Sitzung nicht mehr herauszuholen war. Er beendete das Gespräch freundlich, aber bestimmt, zur grenzenlosen Enttäuschung des Greises, der ebenso bestimmt unbedingt noch einen Stukaangriff auf eine Stellung der Roten Armee schildern wollte. Mochte sich die Altenpflegerin in der nächsten Stunde mit Josef Menninger auseinandersetzen.
    Hecht und Morgenstern waren noch nicht einmal dazu gekommen, die sonderbare »Zeugenaussage« Revue passieren zu lassen, da erklang schon wieder der »Walkürenritt«.
    Â»Du hast den blödesten Klingelton der Welt«, beschwerte sich Hecht. Morgenstern ging ran. Es war Gundekar Russer, in heller Aufregung.
    Â»Ich war vorhin bei meiner Mutter und habe sie gefragt, ob sie in meiner Wohnung rumgeschnüffelt hat.« Er machte eine Pause.
    Â»Und? Was hat sie gesagt?«, fragte Morgenstern ungeduldig.
    Â»Sie hat zuerst rumgedruckst, dass sie nur geputzt hätte und dass das dringend mal wieder nötig gewesen sei. Aber als ich nicht locker gelassen habe, hat sie es zugegeben.«
    Â»Was hat sie zugegeben?«
    Â»Der Monsignore hat gestern Abend, nach dem Rosenkranz in Hirnstetten, bei ihr daheim angerufen. Sie war ganz angetan davon, dass so ein hoher Herr sich mit ihr unterhalten will, mit einer einfachen Eichstätter Hausfrau.«
    Â»Ja, so viel Aufmerksamkeit sind Frauen in der katholischen Kirche nicht gewohnt«, hämte Morgenstern.
    Â»Jedenfalls hat er sie nach Strich und Faden eingeseift. Dass sie eine so fromme Frau sei. Und dass er von mir ja auch schon allerhand gehört habe, zum Beispiel dass ich mit seiner Nichte zusammen gewesen wäre und auch eine Weile Theologie studiert hätte. Weiß der Geier, woher er das wusste. Und dann, aus heiterem Himmel, hat er sie um einen Gefallen gebeten.«
    Â»Und der wäre gewesen?«, fragte Morgenstern sorgenvoll.
    Â»Er würde gerne wissen, ob in meiner Wohnung noch irgendetwas von der Barbie sei, vielleicht irgendwelche Fotos oder Briefe, die er gern ihrer Familie geben würde zum Angedenken.«
    Morgenstern stöhnte auf. »Was hat Ihre Mutter gesagt?«
    Â»Auf sein Drängen hin hat sie dann keine Stunde später meine Wohnung unter die Lupe genommen. Sie konnte dem Monsignore diesen Wunsch einfach nicht abschlagen, hat sie gesagt. In meinem aktuellen Ablageordner hat sie dann die Vatikan-Adresse gefunden.«
    Â»Und sie hat das brühwarm dem Monsignore berichtet?«
    Â»Genau. Damit kann sich Breitenhiller zusammenreimen, dass ich ihm den anonymen Brief geschrieben habe. Den Verdacht hatte er ja anscheinend sowieso schon. Was soll ich denn jetzt machen?«, fragte Russer mit Ratlosigkeit und Angst in der Stimme.
    Â»Wir müssen uns was einfallen lassen«, sagte Morgenstern. »Ich

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