Teufelsmauer
unterhalten.«
»Tja, das warâs dann wohl«, sagte Morgenstern.
Die LKA -Beamtin lächelte. »Nein, das warâs noch nicht ganz. Wollen Sie nicht wissen, mit wem Ihr Monsignore gespeist hat?«
»Nur wenn der Papst dabei war«, sagte Morgenstern. »Ansonsten kennen wir da unten nämlich niemanden.«
»Nein. Der Papst warâs nicht. Der ist momentan wie alle anderen Römer in den Ferragosto-Ferien.«
»Auf Castel Gandolfo«, warf Hecht ein.
»Ganz genau. Mit dem Heiligen Vater kann ich also nicht dienen. Dafür ist dem Padrone ein Name rausgerutscht, der in Fachkreisen einen Klang hat.« Sie sah Morgenstern und Hecht an. »Das hat mich ehrlich gesagt ziemlich überrascht. Ihr Dr. Breitenhiller war mit Luigi Saltone zu Tisch.«
»Saltone? Muss man den kennen?«
»Sie nicht. Wir schon. Luigi Saltone ⦠Don Luigi Saltone. Ein Pate.«
Morgenstern speiste sein rudimentäres Wissen über die italienische Mafia wie die meisten Menschen aus exakt drei Quellen: »Der Pate I «, »Der Pate II « und »Der Pate III «. Ansonsten wusste er mehr vom Hörensagen von Schutzgelderpressung in GroÃstädten, was auch bei der Kripo in Nürnberg gelegentlich Thema gewesen war.
»Don Luigi Saltone â¦Â« Er lieà sich den fast lyrisch klingenden Namen auf der Zunge zergehen. »Und was macht dieser Pate genau?«
»Er selbst macht natürlich gar nichts, jedenfalls nichts, wofür man ihn belangen könnte. Aber seine Familie ist im Drogengeschäft, im Rotlichtmilieu, das Ãbliche. Schutzgeld, Erpressung. Dubiose Bauprojekte. Das ganze Sortiment.«
»Und mit so einem Typen pflegt unser Monsignore aus dem Vatikan freundschaftliche Beziehungen.« Morgenstern schüttelte den Kopf.
»Ist nicht schon Jesus mit den Zöllnern und Sündern zu Tisch gesessen?«, fragte die Beamtin zurück.
Hecht grinste. »Der gute Hirte sorgt sich um alle Schafe. Auch um die schwarzen.«
Morgenstern hatte noch eine letzte Frage. Er kramte nach dem anonymen Brief, den Gundekar Russer dem Monsignore nach Rom geschickt hatte, und gab ihn der Kollegin zu lesen. »Was sagen Sie dazu?«
»Wo haben Sie das her?«
»Vom Autor selbst. Wir haben es eben erst bekommen. Er hat den Brief im Mai nach Rom geschickt.«
»Und die Frau, von der die Rede ist, diese Barbara Breitenhiller, ist ermordet worden?«
»Sonntagnacht. Und inzwischen haben wir noch einen weiteren Mord. Mit einem Draht über einen Waldweg.«
Die Beamtin lieà sich die beiden Fälle ausführlich beschreiben, und noch während Morgenstern und Hecht die Zusammenhänge schilderten, die Bedrohung, die der Römerpark-Gegner Pietzka gespürt hatte, fiel es Morgenstern wie Schuppen von den Augen. Er schlug sich mit der rechten Faust in die flache linke Hand, dass es nur so patschte.
»Dieser Don Luigi hat sein schmutziges Geld in den Römerpark gesteckt. Der nutzt das Projekt als Geldwaschanlage!«, rief er.
»Und er räumt alles beiseite, was sich ihm in den Weg stellt. Damit hat Heinrich Pietzka mit seiner harmlosen Bürgerinitiative nicht rechnen können. Wutbürger gegen Mafioso â da gibt es nur einen Sieger.«
Die Kollegin aus München nickte wissend. »Ein übermächtiger Feind. Und vergessen Sie nicht: Bayern liegt für italienische Geschäftsleute praktisch vor der Haustür, ganz egal, um welche Geschäfte es sich handelt.«
»Saltone hat sich mit dem Monsignore abgestimmt und einen seiner Leute ins Altmühltal geschickt, der sämtliche Probleme aus der Welt räumen soll«, führte Morgenstern den Gedanken weiter. »Problem Nummer eins betrifft nur den Monsignore: Barbara Breitenhiller. Problem Nummer zwei betrifft beide: der unerwartet lästige Heinrich Pietzka. Und um beide Fälle kümmert sich ein Mitarbeiter aus Italien, der die Drecksarbeit erledigen muss.«
»Ein Killer?«, fragte Hecht ungläubig.
»Vielleicht nicht unbedingt gleich ein professioneller Killer. Aber jemand, der vor einem Mord nicht zurückschreckt.«
»Glauben Sie mir: Den finden Sie nie«, sagte die LKA -Beamtin. »Und wenn Sie ihn finden, sagt er Ihnen nichts. Sie kennen doch das Gesetz der Omertà . Die Mauer des Schweigens.«
»Aber gilt das auch für die Teufelsmauer?«, sagte Morgenstern in bedeutungsschwerem Ton.
Während
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