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Teufelsmond

Teufelsmond

Titel: Teufelsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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streunenden Hund. Schlagt ihn tot, zieht ihm das Fell über die Ohren und kocht ihn gut aus. Ihr müsst das Fett sauber abschöpfen. Damit schmiert Ihr dem Pfarrer die Brust ordentlich ein. Es kann gut sein, dass der gekochte Hund ein bisschen stinkt, aber das macht Euch sicher nichts aus.»
    Die Else hatte vor Entsetzen die Augen aufgerissen und glotzte Karla mit kuhdummem Blick an. Ihre Unterlippe zitterte leicht, und ihr Kopf wackelte hin und her. «Ich bin keine Heilerin», flüsterte sie. «Einen Hund erschlagen, Würmer von frischen Leichen sammeln, das kann nicht Gottes Wille sein. Oh nein!» Sie hob beide Hände vor die Brust, straffte die Schultern und funkelte Karla an: «Das hat man mir nicht an der Wiege gesungen. Ich bin die Haushälterin. Mehr nicht und auch nicht weniger.»
    Karla zuckte mit den Achseln. «Mir kann’s gleich sein, was Ihr macht. Ich habe schließlich mein Auskommen. Aber Ihr? Was werdet Ihr tun, wenn Euch der Dippel unter den Händen wegstirbt?»
    Pater Fürchtegott trat unter dem Tisch nach Karlas Fuß. In seinen Augen blitzte der Schalk. «Sie wird es schon schaffen, die gute Else. Eine ehrliche Haut ist sie und wird dem Dippel nach Kräften beistehen. Wenn ich zurück nach Mainz zu unserem Bischof komme, werde ich erwähnen, was sie dem Pfarrer Gutes getan hat. Der Herr wird’s vergelten, wenn sie sich weiter sorgt.»
    Pater Fürchtegott tunkte das letzte Stück Brot in die verwässerte Milch und kaute es langsam, während die Else vor sich auf den Tisch starrte, als erblicke sie ein Zeichen vom Leibhaftigen. Karla hatte unterdessen ihren Umhang geholt und wickelte sich gerade ein paar alte Lappen um die Füße, damit sie in ihren Holzpantinen nicht fror.
    Dann stand der Pater auf. «Gott sei mit Euch!», sagte er und zog auch Karla hoch, da wurde plötzlich die Tür aufgerissen, und ein Bauer mit wirrem Haar polterte mit schlammverkrusteten Stiefeln in die Pfarrhausküche. Er bekreuzigte sich, schluckte, dann verkündete er mit Grabesstimme: «Jetzt ist es so weit. Der Tag der Abrechnung ist gekommen.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Sechstes Kapitel
    «Halt den Mund, Glenbauer. Der Branntwein wird dir noch im Nacken sitzen», herrschte die Else ihn an und warf einen beredten Blick zu Pater Fürchtegott und Karla und von dort wieder zum Glenbauern.
    Dem groben Kerl mit dem roten Gesicht fiel der Schlamm in Brocken von den Stiefeln und hinterließ eine braune Spur auf dem Küchenboden. Noch ehe er Weiteres sagen konnte, war Else aufgesprungen.
    «Verflucht, tritt dir die Füße ab, Glenbauer. Du verdreckst mir das ganze Haus. Und ich kann dann wischen und putzen, obwohl mir das Kreuz beinahe abbricht.»
    Eingeschüchtert riss sich der Glenbauer die Kappe vom Kopf. Sein Gesicht mit den großen, leicht hervorquellenden grünen Augen erinnerte Karla an einen Frosch. Der Eindruck wurde dadurch verstärkt, dass der runde Kopf des Glenbauern direkt auf seinen Schultern saß, als hätte er keinen Hals. Dafür wedelte er jetzt mit seinen Händen, die riesig wie Bärentatzen waren, in der Luft herum. An der rechten Hand fehlte der Daumen, und Karla vermutete, dass der beim Holzfällen verlustig gegangen war. Der Glenbauer, der die dreißig wohl noch nicht lange überschritten hatte, stand vor der Tür und verdeckte mit seiner vierschrötigen Gestalt den ganzen Rahmen. Er war ein Kerl wie ein Riese, aber er sprach mit einer dünnen Fistelstimme wie ein Hasenfuß.
    «Der Pfarrer muss kommen, schnell», jammerte er in hohen Tönen und fuhr sich mit den Riesenpranken durch den spärlichen Bart.
    «Was ist denn los? Man kann ja meinen, Ihr wärt dem Leibhaftigen begegnet. Bitte beruhigt Euch und erzählt, was geschehen ist.» Pater Fürchtegott hatte sich zurück auf die Küchenbank fallen lassen. «Ihr klingt, als wären sämtliche Höllenhunde hinter Euch her.»
    Der Glenbauer bekreuzigte sich. «So ähnlich kann es kommen, wenn der Dippel sich nicht eilt. Der Michelsmüller ist auf dem Weg ins Dorf.»
    «Was?», schrie die Else auf und feuerte den Putzlumpen in die nächste Ecke. Dann rannte sie nach oben, riss in der Kammer des Pfarrers, der im Bett schlief, die Holzläden auf und beugte sich zum Fenster hinaus.
    Pater Fürchtegott, Karla und der Glenbauer waren ihr gefolgt.
    «Tatsächlich! Da kommt er!», keuchte die Haushälterin und fasste nach dem Rosenkranz, der unter ihrer Schürze hing.
    Karla drängte sich neben sie. «Wo kommt wer?»
    «Dahinten, siehst du nicht?»
    Karlas Blick suchte

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