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Teufelsmond

Teufelsmond

Titel: Teufelsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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jeder, der etwas vollbringt, welches größer ist als der Geist der meisten Menschen, muss damit rechnen, dem Satan zugeordnet zu werden. Das ist so, aber das heißt nicht, dass der Satan wirklich in die Person gefahren ist. So steht es in der Bibel.»
    «Was steht genau da?», wollte Karla wissen. «Wie hat es Jesus geschafft, den Verdacht auszuräumen?»
    Pater Fürchtegott begann zu kichern. «Er hat den Spieß umgedreht.» Er kicherte erneut und dachte dabei an seinen Abt im Kloster. «Jesus hatte die Macht, böse Geister auszutreiben. Und das hat er auch bewiesen. Da wurden die Mächtigen ärgerlich und unterstellten, das Böse hätte ihm diese Macht verliehen.»
    «Und was hat Jesus daraufhin gesagt?»
    «Nicht viel. Er hat bloß eine Frage gestellt. Eine Frage nur, und alles war entschieden. Willst du wissen, wie die Frage lautet?»
    «Ja, aber ja.»
    «Er hat gesagt: Wie kann Satan sich selbst austreiben? Ein Staat muss doch untergehen, wenn seine Machthaber einander befehden. Eine Familie muss zerfallen, wenn ihre Glieder miteinander im Streit liegen. Wenn ich mit dem Bösen im Bunde stünde, wie könnte ich dann böse Geister austreiben? Würde der Satan gegen sich selbst aufstehen und mit sich selbst im Streit liegen, dann müsste er ja untergehen; er würde sich selbst das Ende bereiten.»
    «Das klingt einleuchtend.» Karla nickte vor sich hin. «Aber wenn es so ist, wie Jesus sagt, dann dürfte es nicht schwer sein, den Satan an sich zu besiegen.»
    Pater Fürchtegott seufzte. «Willst du Gott gerade einen Ratschlag erteilen?», fragte er.
    Karla sah beschämt auf die Tischplatte und kratzte mit dem Fingernagel an einem Fleck herum. Schon strich der Pater ihr über die Schulter. «Was wolltest du sagen? Komm, frei heraus damit.»
    Karla schüttelte den Kopf und presste dabei die Lippen fest aufeinander.
    Pater Fürchtegott unterdrückte ein neues Seufzen. «Du hast gesagt, du wolltest lernen. Wer lernen will, muss fragen. Wer gut lernen will, muss Fehler machen. Also, sprich, denn man lernt nur aus Fehlern, nicht aus Erfolgen.»
    Karla hauchte: «Man müsste nur den Satan mit sich selbst entzweien, dann wäre seine Macht gebrochen.» Sie sah noch immer auf den Tisch und kratzte am Fleck herum. Pater Fürchtegott sah, wie eine zarte Röte über ihren Hals die Wangen hinaufstieg. Und schon tat es ihm leid, dass er Karla gerügt hatte.
    «Du hast recht», gab er zu. «Das ist die einzige Möglichkeit, dem Teufel Herr zu werden. Aber wie, das sage mir, willst du den Satan mit sich selbst entzweien?»
    Jetzt sah Karla auf. «Das weiß ich nicht, Pater Fürchtegott. Das ist ja auch Eure Aufgabe. Ich bin nur ein dummes Weib.»
    Pater Fürchtegott schüttelte den Kopf. «Du bist ein Weib, wie es im Buche steht», erklärte er. «Niemand stiftet so viel Verwirrung in meinem Leben wie du. Du stellst Fragen, die man einfach nicht stellt.» Er tippte ihr auf die Stirn. «Manchmal glaube ich, der Teufel selbst gibt sie dir ein, nur um mich zu quälen.»
    Karla erschrak, aber da Pater Fürchtegott lächelte, wusste sie, dass er ihr nicht ernsthaft gram war.
    «Und woran erkennt Ihr einen vom Teufel Befallenen?», fragte sie sogleich weiter.
    «Nun, das ist einfach. Der Besessene hat eine Abneigung gegen christliche Symbole, betritt keine Kirche und ist erzürnt, sobald der Name des Herrn fällt. Zudem hat er übernatürliche Fähigkeiten. Zum Beispiel spricht und versteht er fremde Sprachen. Manchmal fallen Dinge vom Tisch, Fenster öffnen sich und Schritte sind zu hören, obwohl der Besessene nur still in einem Lehnstuhl sitzt.»
    Karla hatte gebannt zugehört. Nun aber besann sie sich wieder auf ihre Aufgabe. Sie holte einen Mörser vom Küchenbord, warf siebenerlei Kräuter hinein und zermahlte die getrockneten Blätter zu einem feinen Pulver.
    Dann holte sie ihren Umhang. «Ich muss jetzt hinüber zu der Anhöhe, welche die Alweröder den Heidelberg nennen.»
    «Warum? Was tust du da?»
    Karla verzog den Mund. «Ihr werdet das nicht verstehen», erklärte sie. «Ich muss die Räucherung vorbereiten, mehr braucht Ihr nicht zu wissen.»
    «Und jetzt will ich es erst recht wissen.» Pater Fürchtegott schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
    «Ich bringe das Rauchzeug hinaus, damit es sich mit den Pflanzenkräften auflädt, die draußen sind. Erst so entfaltet sich die größte Wirkung.»
    Vorsichtig sah Karla den Pater von der Seite an. «Ich fürchte, in Eurem Kloster habt Ihr es anders gehalten, nicht

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