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Teufelsmond

Teufelsmond

Titel: Teufelsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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passen! Nicht in die Kirche gehen, wo ich mich immer so abmühe, aber mir hernach das Pfarrhaus dreckig trampeln. Geht nach Hause, na los, macht schon! Ich lasse euch sowieso nicht ein.»
    «Wieso darfst du dabei sein und wir nicht?», wollte die Frau des Dorfschulzen wissen.
    «Ein Exorzismus», erklärte die Else mit wichtig aufgeblähten Backen, «ist nur etwas für Eingeweihte, denn er ist eine Handlung, bei der der Heilige Geist anwesend ist.»
    Sie stand auf der obersten Stufe der kleinen Treppe, sodass sie die Alweröder um Haupteslänge überragte, die Arme in die Seiten gestemmt, der Busen wogend, und zeterte auf die armen Dörfler ein, die Einlass begehrten.
    «Ach, und dich hat wohl der Heilige Geist höchstselbst berufen, was? Wenn du dabei sein kannst, so können wir das auch.» Die dürre Bernadette hatte ebenfalls die Hände in die Hüften gestemmt und versuchte, den Blick auf Elses Nase zu richten. In diesem Augenblick hatte Karla die Tür erreicht. Sie stellte sich neben Else und sah in deren zornrotes Gesicht. «Die wollen hier rein und dem Pater Exorzist über die Schulter schauen. Ich habe ihnen schon gesagt, dass so ein Exorzismus eine heilige Sache ist, aber sie wollen nicht hören.»
    «Du lässt uns nur hier draußen, weil wir nicht in der Kirche waren», erklärte die Dorfschulzin. «Du denkst, wenn du in den kalten Bänken frieren musst, so müssen wir das auch.»
    Karla seufzte ein wenig. «Hier findet kein Exorzismus statt, liebe Leute. Nur eine Räucherung. Jeder, der will, kann dabei sein, so ist’s Brauch.»
    Sie wandte sich um und ging in die Küche, die Menge trampelte ihr hinterher, verharrte jedoch auf der Küchenschwelle wie vor einer unsichtbaren Grenze.
    Gerade streute Pater Fürchtegott ein paar Kräuter auf die Feuerstelle und sah zu, wie diese zu rauchen begannen. Es prasselte und zischte, und die Menge, die sich hinter Elses Rücken im Flur drängelte, stöhnte auf.
    «Geh dorthin, wo du hingehörst», rief der Pater mit beschwörender Stimme. «Geh und lass die guten Leute hier zufrieden.»
    Die Alweröder bekreuzigten sich. Zwei Männer rissen sich die Kappen vom Kopf. Eine Frau schrie leise auf.
    Dann holte der Pater mit einer Schaufel ein wenig Glut aus der Herdstätte, streute Kräuter darüber, öffnete ein Fenster und wiederholte: «Geh aus diesem Haus und dorthin, wo du hingehörst.» Der Rauch wurde stärker, stieg in einer geraden Säule nach oben und zog schließlich ins Freie.
    Wie gebannt starrten die Dörfler auf das offene Fenster. «Seht, wie die bösen Geister fliehen!», rief die Bernadette aus. Dem Glenbauern fiel die Kinnklappe herunter, und der Gastwirt Krüger kratzte sich am Kopf, während die Dorfschulzin die Hände rang. Nur die alte Alrun lehnte unbewegt am Türpfosten und nickte einverstanden mit den Geschehnissen.
    Pater Fürchtegott schritt nun die Küche in der Richtung des Sonnenlaufes ab, hielt an jeder Ecke inne, malte ein Kreuzzeichen in die Luft und rief: «Geh, Geist, geh dorthin, wo du hingehörst.»
    Die Else presste eine Hand auf ihren Busen und raunte der dürren Bernadette zu: «Siehst du, wie der Rauch sich an manchen Stellen verdichtet? Siehst du, wie es qualmt genau dort, wo der Michelsmüller gesessen hat?»
    Else war blass geworden. Auch die Bernadette hatte ihre Hand fest um ein kleines Holzkreuz gekrallt. Als der Pater alle vier Ecken abgeschritten hatte, stellte er sich in die Mitte des Zimmers und sprach ein Gebet, welches die Alweröder noch nie gehört hatten und das mit den bekannten Worten endete: «Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.»
    Die Dörfler antworteten: «Amen.»
    Der Pater: «Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn.»
    Und Karla, die Gehilfin des Exorzisten, ergänzte: «Der Himmel und Erde erschaffen hat.»
    Der Pater: «Herr, erhöre mein Gebet.»
    Karla: «Und lass mein Rufen zu dir kommen.»
    Die Dörfler starrten mit offenen Mündern und vor Ehrfurcht geröteten Wangen.
    Der Pater: «Der Herr sei mit Euch.»
    Karla: «Und mit deinem Geiste.»
    Pater Fürchtegott drehte sich einmal langsam um sich selbst, dann wandte er sich an die Alweröder: «Lasset uns beten.»
    Gehorsam senkten die Menschen die Köpfe und falteten die Hände. Nur die Else blickte um sich, ob auch wirklich alle taten, was Pater Fürchtegott verlangt hatte. Dann begann er zu sprechen: «Ich beschwöre dich, Geschöpf der Dunkelheit, durch den lebenden Gott, durch den wahren Gott, durch den heiligen Gott, durch den

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