Teufelspfad
Sicherheit? Würde der Pretender Fitz gehen lassen, nur um ihn danach wieder in seine Gewalt zu bringen? Sie atmete tief durch. Nein. Der Helikopter, der ihn mitgenommen hatte, trug das Logo des Duke Medical Center. Auf keinen Fall hatte der Pretender etwas damit zu tun.
Doch sie war es leid, Risiken einzugehen.
„Nur um sicherzugehen, müssen wir den Helikopter nach Nashville umleiten.“
Baldwin schaute sie einen Moment lang an. „Da gebe ich dir recht.“
Er tätigte einen Anruf. Taylor hörte die Stimme von Charlaine Shultz, einer von Baldwins führenden Profilerinnen, am anderen Ende. Sie versprach, sich sofort darum zu kümmern. Baldwin steckte sein Handy wieder weg.
Das Heulen von Sirenen kam immer näher, und über ihnen wirbelte der Hubschrauber des SBI den Schnee auf. Die Kavallerie war da.
Baldwin berührte Taylor am Arm. „Komm, schauen wir uns noch einmal um. In wenigen Minuten wird es hier nur so vor Agents wimmeln, und wir müssen einen Lagebericht abgeben.“
Wie immer dachte Baldwin voraus. Taylor war nicht in der Stimmung, innezuhalten, ihr Wissen mit einem anderen Officer zu teilen und ruhig einen Lagebericht abzugeben. Nein, sie wollte dem verdammten Wagen nachjagen. Aber sie folgte Baldwin ins Polizeirevier. Die Szenerie drinnen war schlimmer, als Taylor in Erinnerung hatte. Nadis und seine Rezeptionistin lagen in ihrem eigenen Blut. Ein weiterer Officer aus Nags Head und ihr Fahrer vom SBI lagen erdrosselt in einem Nebenzimmer. Taylor hatte Mühe, den schweigsamen Raucher wiederzuerkennen, der sie vom Flughafen abgeholt hatte. Der Geruch des Todes setzte sich in ihrer Nase fest.
Als sie über den Leichen stand und auf das dünne Band aus verletztem und blutigem Fleisch starrte, das sich über die Kehle der Officer zog, überlief Taylor ein eiskalter Schauer. Der Anblick warf sie in der Zeit zurück, zu weiteren Toten unter ihren Händen. Die Garrotte war das Zeichen eines anderen Mörders, eines, der schon lange tot war. Sie schluckte.
„Der falsche Polakis und der falsche Yeager haben die anderen umgebracht, während wir mit der falschen Sansom geredet haben“, sagte Taylor.
„Sieht so aus. Siehst du, da sind Schleifspuren.“ Baldwin zeigte auf eine Reihe schwarzer Streifen auf dem weißen Linoleum, die zu dem kleinen Pausenraum führten, in den die beiden Männer gesteckt worden waren.
„Sie haben einen nach dem anderen ermordet und dann hierhergeschleppt, damit sie aus dem Weg sind. Wie haben sie die ganze Show nur abgezogen?“
„Ich weiß es nicht. Aber sie waren gut, sehr gut. Wenn ich nicht gewarnt worden wäre, wären wir vielleicht immer noch mit ihr da drin. Oder da drin.“ Er zeigte auf den Pausenraum.
Taylor hörte, dass ein Auto vorfuhr. Die Räder knirschten auf dem Muschelkies. Ihre Zeit alleine war vorbei. Sie hatte dieses unangenehme Gefühl im Magen, die Nachwirkungen des Adrenalins. Ihre Sinne waren überdeutlich geschärft, und sie fürchtete, sich gleich übergeben zu müssen. Ein paar tiefe Atemzüge verdrängten die Übelkeit und machten Platz für die Wut, die sich jetzt heiß in ihr ausbreitete.
„Ich nehme an, sie hatten eigentlich mich mitnehmen sollen?“
Baldwin schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Sie hätten uns ohne Probleme jederzeit alle erschießen und dich mitnehmen können. Ich denke, die falsche Sansom sollte sich in unser Team einschleusen, um alles, was wir in Erfahrung bringen, weiterzugeben. Irgendwann hätte sie uns dann vermutlich zu einem vorherbestimmten Ort geführt, an dem sie dann die Oberhand gehabt hätte.“
„Wir haben ihr ziemlich viele Informationen gegeben.“
„Aber nichts, was sie nicht bereits wusste. Charlottes Powerpoint-Präsentation enthält nichts wirklich Neues.“
„Hinter all dem steckt der Pretender. Er hat Helfer.“
„Ja.“ Baldwin biss die Zähne so fest zusammen, dass die Muskeln an seinem Unterkiefer stark hervortraten. „Ja, er hat Hilfe. Mehr, als wir geahnt haben.“
Taylor atmete tief ein und bedauerte es sofort. Erschöpft lehnte sie sich gegen die Wand.
„Also hat er dafür gesorgt, dass Fitz in Nags Head abgesetzt wird, wo er die Szene kontrollieren konnte. Er hat das Boot an einer Stelle zurückgelassen, wo es schnell gefunden wird. Er hat alles arrangiert.“
„Ja.“
„Er muss Helfer in unseren Reihen haben.“
„Ja, das glaube ich auch.“
„Und er wusste, dass ich sofort hierhereilen würde. Ich habe ihm direkt in die Hände gespielt.“
Baldwin drehte
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