Teufelspfad
Freundin um. „Du siehst müde aus. Du könntest den Fall an einen der anderen Rechtsmediziner abgeben.“
Sam war in der achten Woche schwanger. Sie hatte tiefe Ringe unter den Augen, und ihr Gesicht wirkte vor Erschöpfung ganz ausgezehrt.
„Ist schon okay. Simon kümmert sich um die Zwillinge, und mir geht es im Moment gut. Ich habe diese Woche Spätschicht, das funktioniert ganz gut. Es ist eher der Morgen, der mich schafft. Mir ist dieses Mal viel öfter übel als bei den Zwillingen. Mein Gott, bei denen wusste ich die ersten Monate ja nicht einmal, dass ich überhaupt schwanger war.“
„Ein Grund mehr, dir ausreichend Ruhe zu gönnen. Aber ich verstehe dich. Ich habe gesehen, wie ein paar der Jungs telefoniert haben. Ich hoffe, dass das hier noch nicht durchgesickert ist. Halt ein Auge drauf, okay?“
„Klar. Wir sehen uns später.“
„Warte, Sam. Macht es dir etwas aus, wenn ich dich begleite?“
Sam wirkte überrascht, schüttelte aber den Kopf. „Überhaupt nicht. Ich würde mich über ein wenig Gesellschaft freuen. Wir sehen uns dann da.“
Taylor schaute Sam hinterher, die mit großen Schritten zu dem weißen Van der Rechtsmedizin ging. Als sie abgefahren war, suchte Taylor nach Marcus, um ihn wissen zu lassen, dass sie jetzt weg wäre. Als sie in ihrem Wagen saß, wollte sie Baldwin anrufen und ihm sagen, dass sie jetzt in die Rechtsmedizin fuhr, doch ihr Akku war leer. Wie unachtsam von ihr. Normalerweise achtete sie immer ganz genau darauf, dass ihr Handy immer geladen war. Doch durch den Kurztrip nach North Carolina, das Wiedersehen mit Fitz, die Morde am Morgen hatte sie es einfach vergessen. Baldwin würde verärgert sein und ihr die Leviten lesen. Sie konnte es ihm nicht vorwerfen, es war wirklich ein dummer Fehler.
Sie stieg wieder aus und ging zu Marcus, um sich sein Handy auszuleihen. Ihre Taschenlampe brauchte sie nicht, die aufgestellten Scheinwerfer beleuchteten den Tatort ausreichend. Sie schlängelte sich an einem der Stative vorbei und drehte sich, um unter der Absperrung hindurchzuschlüpfen. Aus dem Augenwinkel sah sie etwas Orangefarbenes. Sie blieb stehen und schaute genauer hin. Auf den Stamm des Baumes, der ihr am nächsten stand, war ein Pentakel gemalt worden.
Sie rief nach einem der Kriminaltechniker. „Hey, Iles, komme mal bitte kurz her.“
Iles war gut und clever. Ruhig und sachlich. Sie mochte ihn. Er kam lächelnd auf sie zu, seine Zähne blitzten in seinem gebräunten Gesicht auf. Sie fragte sich, ob er auf die Sonnenbank ging oder in ein Spraytan-Studio oder vielleicht sogar beides. Denn mal ehrlich, ein Teint am Winteranfang? Diese metrosexuellen Männer, sie wusste nie, was sie von ihnen halten sollte. Normalerweise hatte sie kein großes Vertrauen in Männer, die mehr Zeit im Badezimmer benötigten als sie – abgesehen von Lincoln natürlich. Sein Faible für Klamotten fand sie äußerst faszinierend. Der Mann war nicht einfach nur ein Poser, sondern er hatte Geschmack und Stil.
„Was kann ich für Sie tun, Lieutenant?“
Sie zeigte auf den Baum. „Hat sich das schon jemand angeguckt?“
Iles leuchtete mit der Taschenlampe die Borke ab. Das fluoreszierende Orange sprang ihnen in 3-D entgegen. Gruselig. Es war mit der Sprühdose aufgetragen worden, kleine orangefarbene Tropfen waren den Stamm heruntergelaufen und hatten sich in der Borke und auf dem Boden gesammelt. Taylor beugte sich vor und atmete tief durch die Nase ein. Der beißende Geruch von Aceton stieg ihr in die Nase. Nicht ganz frisch, aber auch noch nicht trocken.
„Nein, das glaube ich nicht. Denken Sie, es hat etwas mit dem Tatort zu tun?“
„Ein toter Teenager und ein Pentakel am Tatort? Entweder ja – oder hier hat jemand einen sehr kranken Sinn für Humor.“
Sie rief Marcus zu sich. Er kam und schaute sie fragend an.
„Was ist los, LT? Sie haben gerade einen Rucksack unter dem Ast gefunden, sieht aus wie der von dem Jungen. Ich glaube, wir werden hier noch ein paar Stunden brauchen.“
„Hast du das gesehen?“
Marcus schaute zu dem Baum.
„Nein, habe ich nicht.“ Er wandte sich an Iles. Seine Stimme klang angespannt. „Fotografieren Sie das sofort.“
„Warum sollte jemand ein Pentakel an einen so weit weg stehenden Baum sprühen?“, fragte Iles. „Ich dachte, Sie hätten den Jungen, der für das Halloween-Massaker verantwortlich war, erschossen und den Rest von ihnen eingesperrt?“
Taylor versuchte, unter Iles Worten nicht zusammenzuzucken.
„Lassen Sie
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