Teufelspfad
damals ein paar Tage bei Emily Callahan vom 108. Revier auf Long Island verbracht, die damals noch Detective gewesen war. Gemeinsam hatten sie versucht, den Fall des Schneewittchenmörders aufzuklären, dem Schöpfer des Pretenders. Der war jetzt schon lange tot, ein Opfer seiner eigenen Kreation. Sie hoffte, dass der Pretender seinem Meister bald folgen würde.
Sie betraten den Pausenraum, und Taylor beschloss, das Thema zu wechseln.
„Genug davon. Was hast du in der Zwischenzeit gemacht? Ich dachte, du würdest dich zu mir und Colleen gesellen.“
Baldwin seufzte schwer. „Ich habe mit Kevin telefoniert. Er arbeitet gerade an Ruth Andersons Festplatte. Wenn es darauf irgendetwas gibt, wird er es finden.“
Taylor hatte immer davon geträumt, Lincoln Ross und Kevin Salt in ein Zimmer zu sperren und sie beide auf eine unmöglich zu lösende Aufgabe anzusetzen, um zu sehen, wer sie als Erster gelöst hätte. Sie würde ihr Geld auf Lincoln setzen, aber Salt war jeden Penny wert, den Baldwin ihm bezahlte.
„Kannst du das? Ich dachte, du bist suspendiert.“
Er lachte leise. „Bin ich auch. Das Timing könnte nicht besser sein. Mein Team arbeitet direkt mit SSA Hall zusammen. Sie haben die Beweise von North Carolina direkt nach Quantico geschickt. Garrett hat im Moment die Leitung inne, aber Kevin hält mich auf dem Laufenden. Ich fürchte, im Moment bin ich ein Mann ohne Land, wie Vonnegut es nennt.“
„Hm. Ein Mann ohne Land, und doch hat Kevin dir ohne Zögern Einzelheiten durchgegeben …“
Baldwin lächelte. „Zu seiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass er mich von der Herrentoilette aus angerufen hat. Vielleicht muss ich ihn befördern, wenn ich meinen Job zurückbekomme. Wie auch immer, er braucht noch ein wenig Zeit. Ruth Anderson ist mit unglaublich vielen Leuten in Kontakt gewesen.“
„Bestimmt gibt es auf ihrem Computer doch auch Sachen von Ewan Copeland, oder? Können wir anhand derer nicht herausfinden, wo er ist?“
„Sie haben schon seit Jahren geübt, ihre Spuren zu verwischen. Um das Ganze zu entwirren, sind mehr als nur ein paar Stunden nötig. Kevin ist ein Genie, aber er ist auch nur ein Mensch. Soweit wir das beurteilen können, hat Copeland diesen Namen nicht mehr verwendet, seitdem er mit achtzehn aus dem Jugendknast entlassen worden ist. Er ist komplett von der Bildfläche verschwunden.“
„Okay.“
„Ich mach dir einen Vorschlag: Warum fahren wir nicht nach Hause, duschen und gönnen uns ein Stündchen Schlaf. Du schläfst doch schon im Stehen; ich kann jedes Mal deine Weisheitszähne sehen, wenn du gähnst.“
„Ich gähne nicht“, sagte sie und musste genau in diesem Moment so heftig gähnen, dass es in ihren Ohren knackte.
„Ja, genau. Los, erledige noch schnell deine Anrufe, dann bringe ich dich für ein paar Stunden nach Hause.“
Sie musste zugeben, dass er recht hatte. Das hier war gerade die Zwischenzeit, in der sie auf verschiedene Papiere warteten, die Recherchen im Gange waren und die Informationen nur tröpfchenweise eintrudelten.
Sie entschied sich, klug zu sein und die momentane Ruhephase zu ihrem Vorteil zu nutzen. Wer wusste schon, wann die nächste Chance auf ein bisschen Schlaf des Weges käme? Ihre Leute würden sie schon anrufen, wenn sie irgendetwas Interessantes fanden.
„Julia Page wird eine Weile brauchen, um den Durchsuchungsbefehl auszustellen. Ich bitte Marcus oder McKenzie, ihn zu beantragen. Callahan wird auch erst in ein paar Stunden im Büro sein; es hat keinen Sinn, sie so früh aus dem Bett zu klingeln. Ich sage den Jungs nur kurz Bescheid, dass ich abhaue. Ein paar Stunden Schlaf schaden sicher nicht. Wir treffen uns in fünf Minuten auf dem Parkplatz, ja?“
Sie sah Baldwin nach, wartete, bis er außer Sicht war, und ging dann den Flur hinunter zu ihrem Büro.
Vielleicht könnte sie mitten über den Parkplatz gehen oder die Straße hinunterlaufen und sehen, ob er sich ihr näherte? Er war nicht im Gebäude, und solange sie sich in der Sicherheit des CJC befand, konnte er nicht angreifen. Sie musste sich draußen zeigen, im Freien, musste ihre Duftmarke verteilen und ihn so immer näher und näher zu sich heranlocken
Wenn es nur so einfach wäre. Nein. Sie war schon lange genug in Nashville, um zu wissen, wenn er hier wäre, würde er wissen, dass sie wieder da war und auf ihn wartete. Es war an der Zeit, selber zur Jägerin zu werden.
34. KAPITEL
Taylor war nie glücklicher gewesen, die Auffahrt ihres Hauses zu
Weitere Kostenlose Bücher