Teufelsstern
musste um die fünfzig sein, hatte aber offensichtlich viel Geld dafür ausgegeben, jünger auszusehen. »Also, Richard. Es ist Ihnen doch recht, wenn ich Sie Richard nenne? Hier sind die Fakten: Wir brauchen Matt, damit er sich morgen Mittag um zwölf mit William Morton trifft, denn wir sind überzeugt, dass er uns nur dann das Tagebuch geben wird. Aber Matt ist uns wichtiger als das Tagebuch. Wenn er der ist, für den wir ihn halten, ist er wahrscheinlich der wichtigste Junge der Welt.«
»Sie haben Mr Morton erzählt, dass Matt einer der Fünf ist«, sagte Richard langsam. »Und er will ihn kennen lernen, um zu sehen, ob das wahr ist. Aber wie will er das wissen? Soll Matt in die Zukunft sehen oder irgendwas in die Luft sprengen, um es zu beweisen?«
»Das wissen wir nicht«, antwortete Nathalie Johnson. »Aber vergessen Sie nicht, dass Mr Morton das Tagebuch gelesen hat. Er weiß vielleicht mehr als wir.«
»Sicher ist, dass er Angst hat«, mischte sich Miss Ashwood ein. »Er hat Angst vor dem Mitbieter in Südamerika. Und er hat Angst vor dem, was er im Tagebuch gelesen hat. William Morton ist bewusst geworden, dass das, was er gefunden hat, größer und dunkler ist als alles, was er bisher erlebt hat. Und jetzt sucht er fieberhaft nach einem Ausweg.«
»Wo will er mich treffen?«, fragte Matt.
»Anfangs wollte er es uns nicht sagen.« Diesmal war es ein Franzose, der das Wort ergriff. Er war schlank und grauhaarig und sah wie ein Anwalt aus. »Er nimmt nur über sein Mobiltelefon Kontakt zu uns auf, und wir haben keine Ahnung, wo er zurzeit steckt. Aber jetzt hat er eine Kirche in einem Stadtteil erwähnt, der nicht weit von hier ist.«
»St. Meredith’s in der Moore Street«, bestätigte Miss Ashwood.
»Er wird morgen um zwölf dort sein. Er will sich mit dir treffen, aber nur mit dir allein.«
»Matt geht da auf keinen Fall allein hin«, sagte Richard sofort.
»Mr Morton hat uns gesagt, dass er nach dem Jungen Ausschau halten wird«, begann der Franzose. »Wir haben ihm Matt zwar nicht beschrieben, aber es ist unwahrscheinlich, dass sich um diese Uhrzeit noch weitere Vierzehnjährige in der Nähe der Kirche aufhalten werden. Unsere Abmachung ist ganz einfach: Wenn Matt nicht allein ist, wird Morton verschwinden, und wir sehen ihn nie wieder. Dann bekommt sein Kunde in Südamerika das Tagebuch.«
»Warum diese Kirche?«, wollte Richard wissen. »Ist das nicht ein merkwürdiger Treffpunkt? Warum kein Cafe oder Restaurant oder etwas in der Art?«
»William Morton hat darauf bestanden«, sagte Nathalie Johnson. »Ich schätze, wir werden den Grund erfahren, wenn Matt von dem Treffen zurückkommt.«
»Vielleicht wird die Kirche im Tagebuch erwähnt«, überlegte der Bischof laut. »Sie ist eine der ältesten der Stadt. Schon im Mittelalter stand an dieser Stelle eine Kirche.«
»Und wie können wir sicher sein, dass Matt dort nicht in Gefahr ist? Nach allem, was wir wissen, könnte dieser Südamerikaner Mr Morton schon geschnappt haben. Das könnte eine Falle sein.«
»Überlassen Sie das mir«, entgegnete der Polizist. Richard hatte Recht, sein Name war tatsächlich Tarrant, und er war Assistant Commissioner und damit einer der höchsten Polizeibeamten Londons. »Ich habe Zugriff auf alle Überwachungskameras rund um die Moore Street. Wir können zwar nicht in die Kirche, aber ich werde dafür sorgen, dass sich hundert Polizisten in der Gegend aufhalten. Ein Wort von mir, und sie werden eingreifen.«
»Ich weiß immer noch nicht, wie das ablaufen soll«, sagte Matt. »Ich treffe mich mit diesem Mann – William Morton. Und dann stellt er mir vielleicht ein paar Fragen. Und wenn ich richtig antworte, gibt er mir das Tagebuch?«
»Er hat versprochen, es an uns zu verkaufen, wenn er dir glaubt«, antwortete Nathalie Johnson. » Geben wird er es sicher niemandem! William Morton will immer noch sein Geld.«
Einen Moment lang herrschte Schweigen.
Richard sah Matt prüfend an. »Willst du gehen?«, fragte er.
Matt schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht.« Sein Blick wanderte über alle Anwesenden. Sie starrten ihn an. Er sah sein eigenes Gesicht, das sich in Susan Ashwoods schwarzer Brille spiegelte. »Aber ich werde es tun«, fuhr er fort. »Jedoch nur unter mehreren Bedingungen.«
»Was willst du?«, fragte der Australier.
»Sie sind einflussreiche Leute. Sie haben verhindert, dass Richard seinen Artikel über Omega Eins veröffentlichen konnte. Dafür sollten Sie ihm jetzt einen Job
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