Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
besorgen, hier in London.«
    »Matt – «, begann Richard.
    »Das wolltest du doch immer«, unterbrach Matt seinen Freund. »Und ich will auf eine normale Schule gehen. Keine Privatschule wie Forrest Hill. Und jeder von Ihnen muss mir versprechen, dass Sie mich in Ruhe lassen, wenn Sie das Tagebuch haben.«
    »Ich weiß nicht, ob wir dir Letzteres versprechen können«, sagte Mr Fabian. »Du bist ein Teil von all dem. Das hast du doch sicher schon gemerkt, oder?«
    »Aber wenn wir dich heraushalten können, werden wir es tun«, versprach Miss Ashwood. »Uns gefällt das genauso wenig wie dir, Matt. Wir wollten dich nie hierher holen.«
    Matt nickte. »Verstehe.«
    Eine Entscheidung war getroffen worden, aber Matt war nicht sicher, dass er sie getroffen hatte. Als er später in seinem Bett im dritten Stock des Hotels lag, redete er sich ein, dass schon bald alles vorbei sein würde. Er würde sich mit William Morton treffen und das Tagebuch bekommen. Und das war das Ende allen Ärgers.
    Aber irgendwie glaubte er nicht daran.
    Die Ereignisse der letzten Tage waren gegen seinen Willen passiert. Und das galt auch für das, was als Nächstes geschehen würde. Es gab keinen Ausweg für ihn. Er sollte sich so langsam daran gewöhnen.
    Auf der anderen Erdhalbkugel ging ein Mann auf seinen Schreibtisch zu.
     
    In der Provinz Ica, südlich von Perus Hauptstadt, war es fünf Stunden früher als in London und damit erst Nachmittag. Die Sonne strahlte vom Himmel, und da der Raum offen war und der geflieste Boden sich durch eine Reihe Säulen bis nach draußen erstreckte, war das Zimmer vom Licht durchflutet. Hoch oben drehte sich langsam ein Deckenventilator, der zwar nicht wirklich für Kühlung sorgte, aber wenigstens die Illusion vermittelte. Der Mann hörte das sanfte Plätschern von Wasser, denn auf dem Hof war ein alter Brunnen. Ein paar Hühner pickten im Kies herum. Überall blühten Blumen und erfüllten die ganze Gegend mit ihrem Duft.
    Der Mann war siebenundfünfzig Jahre alt und trug einen weißen Leinenanzug, der so steif wirkte, als hinge er immer noch im Schrank. Langsam und schwerfällig bewegte sich der Mann. Er musste mit den Händen nach seinem Stuhl tasten, bevor er sich ungeschickt darauf niederließ.
    Sein Körper zwang ihn zur Vorsicht.
    Er war ungewöhnlich groß – über einsachtzig. Es war jedoch sein Kopf, der für diese Größe sorgte, denn er war doppelt so lang wie beim Durchschnitt der Bevölkerung. Seine Augen lagen so hoch oben, dass sie bei jedem anderen am Haaransatz gesessen hätten. Er hatte ein paar Haarbüschel von undefinierbarer Farbe, aber im Großen und Ganzen war er kahl und hatte unzählige Leberflecken im Gesicht und auf der Kopfhaut. Seine Nase reichte hinunter bis zum Mund, doch der war im Vergleich zu allem anderen unnatürlich klein. Es war der Mund eines Kindes im Gesicht eines Erwachsenen. An seinem Hals zuckte bei jeder Bewegung ein Muskel. Es fiel seiner Halswirbelsäule eindeutig schwer, dieses enorme Gewicht zu tragen.
    Der Name des Mannes war Diego Salamanda. Ihm gehörte eines der größten Unternehmen von Südamerika. Sein Imperium umfasste Zeitungen und Zeitschriften, Fernsehsender, Telekommunikation und Hotels. Manche Leute behaupteten, Salamanda gehöre ganz Peru.
    Sein Kopf war mit Absicht verformt worden. Vor mehr als tausend Jahren gehörte das zur Tradition. Einige der alten Volksstämme von Peru hatten Neugeborene ausgewählt, die sie für besonders hielten. Diese Kinder waren gezwungen worden, mit zwei Brettern aufzuwachsen, die ihren Kopf einzwängten und für dieses unnatürliche Längenwachstum sorgten. Diese Verunstaltung galt als große Ehre. Diego Salamandas Eltern hatten gewusst, dass ihr Kind etwas Besonderes war, und deshalb hatten sie dasselbe mit ihm gemacht.
    Und er war ihnen dafür dankbar.
    Sie hatten ihm Schmerzen zugefügt. Sie hatten ihn entstellt. Sie hatten verhindert, dass er Freunde finden und eine Familie gründen konnte. Aber sie hatten Recht gehabt. Sie hatten sein Talent schon am Tag seiner Geburt erkannt.
    Das Telefon klingelte.
    Sehr langsam streckte Diego Salamanda die Hand aus und nahm den Hörer ab. Der Hörer sah lächerlich klein aus, als er ihn ans Ohr hielt.
    »Ja.« Er brauchte sich nicht mit seinem Namen zu melden. Dies war eine Geheimnummer, die nur eine Hand voll Leute kannte. Und die wussten genau, wen sie anriefen.
    »Es findet morgen um zwölf Uhr statt«, sagte die Stimme am anderen Ende. »Er wird in einer Londoner

Weitere Kostenlose Bücher