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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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über den Sportplatz raste.
    Fassungslos folgten die Schüler und Lehrer dem Tanklaster mit den Augen. Hände zeigten auf das Fahrzeug. Alle wussten, was gleich passieren würde.
    Der Tanklaster krachte in die Wand der Sporthalle und durchbrach sie. Die Windschutzscheibe zerplatzte, und Gwenda war sofort tot. Mit aufheulendem Motor fuhr der Laster weiter und wurde von dem Gebäude verschluckt. Einen Moment lang passierte weiter nichts. Dann explodierte alles. Ein Feuerball schoss zum Himmel und schleuderte Trümmer in alle Richtungen. Die Flammen stiegen höher und höher, und der schwarze Rauch schien bis in die Wolken zu reichen. Matt hob eine Hand, um sein Gesicht zu schützen. Selbst aus dieser Entfernung spürte er die unglaubliche Hitze, die das brennende Benzin ausstrahlte. Flammen schlugen aus der Ruine und verteilten sich wahllos über das Gras, die Bäume, die Straße und die anderen Gebäude. Es sah aus wie auf einem Kriegsschauplatz.
    Matt wusste, dass er den Tod nur um wenige Minuten geschlagen hatte. Und wenn alle Schüler in der Sporthalle gewesen wären, wie es ursprünglich geplant war, dann wären jetzt hunderte von Kindern tot.
    Der Schulleiter dachte dasselbe. »Mein Gott!«, keuchte er. »Wenn wir da drin gewesen wären…«
    »Er hat es gewusst!« Mr O’Shaughnessy ließ Matts Arm los und wich zurück. »Er hat es gewusst, bevor es passiert ist«, flüsterte er.
    Der Schulleiter sah Matt mit großen Augen an.
    In einiger Entfernung konnten sie schon die Sirenen hören. Matt zögerte. Er wollte keine Minute länger bleiben.
    Er drehte sich in die andere Richtung und ging los. An die sechshundert Jungen wichen zur Seite und bildeten eine Gasse für ihn. Unter ihnen war auch Gavin Taylor. Einen kurzen Moment lang trafen sich ihre Blicke. Der andere Junge weinte. Matt wusste nicht, warum.
    Niemand sagte ein Wort, als er zwischen ihnen hindurchging. Matt war es mittlerweile egal, was sie über ihn dachten. Denn eines war sicher: Das war sein letzter Tag in Forrest Hill.

DAS TAGEBUCH
    »Du musst das nicht tun«, sagte Richard, als der Zug nach London den Bahnhof verließ. Matt saß ihm gegenüber und las ein Buch, das er am Bahnhof gekauft hatte.
    Er klappte es zu. »Du hast doch gesehen, was in Forrest Hill passiert ist«, sagte er. »Das war Gwenda! Sie ist gekommen, um mich zu töten, und sie hätte auch alle anderen umgebracht, wenn ich nicht den Feueralarm ausgelöst hätte.«
    »Aber keinem ist etwas passiert. Du hast allen das Leben gerettet.«
    »Ja. Und sie haben sich vor Dankbarkeit fast überschlagen.« Matt sah aus dem Fenster und beobachtete, wie die Landschaft vorbeisauste. Regentropfen krochen langsam von links nach rechts über das Glas. »Ich kann nicht zurück«, sagte er. »Ich war allen ein Dorn im Auge. Und wo soll ich sonst hingehen? Miss Ashwood hatte Recht, Raven’s Gate war erst der Anfang.«
    Seit der Zerstörung der Schule waren zwei Tage vergangen. Das Feuer hatte von der Sporthalle auf die alten Gebäude übergegriffen, und als die Löschfahrzeuge anrückten, war von der Schule nicht mehr viel übrig. Die Lehrerschaft hatte versucht, Matt aus den Zeitungen herauszuhalten, aber es gab zu viele Jungen, die sich den Lehrern widersetzten und der Presse die Geschichte brühwarm erzählten. Und am nächsten Morgen schrien alle Zeitungen dieselbe unglaubliche Geschichte heraus:
     
    JUNGE RETTET MITSCHÜLER
    HAT FORREST HILL SCHÜLER
    ÜBERSINNLICHE FÄHIGKEITEN?
    SCHULJUNGE SIEHT KATASTROPHE VORAUS
     
    Wenigstens hatte niemand ein Foto von Matt, abgesehen von einer verschwommenen, kaum erkennbaren Handyaufnahme. Als die ersten Zeitungen ausgeliefert wurden, hatten Matt und Richard York schon verlassen. Richard hatte mit Susan Ashwood telefoniert, die ihnen eine sichere Unterkunft in Leeds besorgt hatte. Nach der Nacht in der fast leeren Wohnung hatte Matt zugestimmt, nach London zu fahren und den Nexus zu treffen. Der Nexus hatte also erreicht, was er von ihm wollte. Rückblickend hatte Matt das Gefühl, dass er keine andere Wahl gehabt hatte.
    »Vielleicht ist gar nichts dabei«, meinte Richard. »Du musst dich nur mit diesem Typen treffen, diesem William Morton, ihn dazu bringen, das Tagebuch rauszurücken, und dann können wir beide wieder abhauen und in York oder sonst wo neu anfangen.«
    »Glaubst du wirklich, dass es so einfach sein wird?«, fragte Matt.
    Richard antwortete mit einem Achselzucken. »Vergiss nicht, dass du die Entscheidungen triffst. Du kannst immer

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