Teufelsstern
Kirche sein, die St. Meredith’s heißt.«
»Sehr gut.«
»Was soll ich in dieser Angelegenheit unternehmen?«, fragte die Stimme.
»Sie haben genug getan. Und Sie werden dafür belohnt werden. Von nun an können Sie alles mir überlassen.«
»Was werden Sie tun?«
Diego Salamanda schwieg einen Moment. Ein bösartiges Funkeln erschien in seinen merkwürdig farblosen Augen. Er hasste es, wenn man ihm Fragen stellte, aber er war gerade in einer großzügigen Stimmung. »Ich werde mir das Tagebuch nehmen und Mr Morton töten«, antwortete er.
ST. MEREDITH’S
Die Kirche lag in einem Viertel von London, das kein bisschen großstädtisch wirkte. In der Schule hatte Matt etwas über den Blitzkrieg gelernt, bei dem die deutschen Bomber große Teile der Stadt zerstört hatten, vor allem in den östlichen Bezirken. Die Lehrer hatten jedoch nicht erwähnt, dass die Ruinen durch moderne Bürogebäude, mehrstöckige Parkhäuser und schäbige Billigläden ersetzt worden waren, die breite Schnellstraßen säumten, auf denen ein nie endender Verkehrsstrom viel Lärm erzeugte. Trotzdem kamen die Autofahrer nur im Schneckentempo voran.
Ein Taxi hatte Matt hergebracht und ihn am Anfang der Moore Street abgesetzt, die sich als heruntergekommene Straße entpuppte. Matt sah eine Kneipe und einen Waschsalon. Die Kirche stand am anderen Ende. Sie wirkte düster und deplatziert. Auch sie war von Bomben getroffen worden. Irgendwann in den letzten zwanzig Jahren hatte sie einen neuen Kirchturm erhalten, der aber nicht zu den Steinsäulen und bogenförmigen Eingängen passte. Die Kirche war relativ groß und früher sicher einmal der Mittelpunkt eines blühenden Gemeindelebens gewesen.
Wieder einmal fragte sich Matt, warum William Morton ausgerechnet diesen Treffpunkt gewählt hatte. Wenigstens würde es ihnen hier nicht schwer fallen, einander zu erkennen. Es waren nur wenige Menschen unterwegs – und von den hundert Polizisten, die ihm der Beamte vom Nexus versprochen hatte, war kein einziger zu sehen. Als Matt an der Kneipe vorbeiging, öffnete sich die Tür, und ein bärtiger Mann mit einer gebrochenen Nase wankte hinaus. Es war erst zwölf Uhr, und er war schon betrunken. Matt beschleunigte seinen Schritt. Er hatte ein Handy in der Tasche, und Richard war nur wenige Minuten entfernt, falls er Hilfe brauchte. Matt hatte keine Angst. Er wollte diese Sache nur hinter sich bringen und endlich ein normales Leben führen.
Er ging auf den Haupteingang der Kirche zu und fragte sich, ob er überhaupt hineinkommen würde. Die Tür war massiv und vermittelte den Eindruck, als wäre sie verschlossen. Er griff nach dem Türknauf, der sich kalt und schwer anfühlte. Der Knauf drehte sich langsam und knarrend. Die Tür schwang auf, und Matt trat vom hellen Sonnenlicht in die dämmrige Kirche, in der überall unheimliche Schatten lauerten. Hier hatte die Sonne keinen Zutritt. Der Verkehrslärm war wie abgeschnitten. Matt hatte die Tür offen gelassen, doch sie schlug hinter ihm zu. Das Krachen, mit dem sie ins Schloss fiel, hallte durch die ganze Kirche.
Matt stand an einem Ende des Kirchenschiffes, das zum Altar führte. Es gab kein elektrisches Licht, und die Buntglasfenster waren entweder zu klein oder zu schmutzig, um Sonnenlicht einfallen zu lassen. Aber in den Nischen an den Seiten des Kirchenschiffes brannten hunderte von Kerzen, die ihm den Weg wiesen. Als Matts Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, stellte er fest, dass er nicht allein war. Alte Menschen knieten vor dem Altar oder standen gebeugt vor den Grabsteinen. Sie sahen aus wie Geister, die aus den Katakomben unter der Kirche gekrochen waren.
Matt schluckte. Er fühlte sich unbehaglich und wünschte, er hätte darauf bestanden, dass Richard ihn begleitete. Der Reporter hatte es gewollt, aber Mr Fabian und die anderen Mitglieder des Nexus hatten es ihm ausgeredet. Matt sollte allein kommen. Das hatten sie mit William Morton ausgemacht, und wenn sie ihr Versprechen brachen, würden sie ihn wahrscheinlich nie wieder sehen.
Matt sah sich um, doch er konnte William Morton nirgendwo entdecken. Wo wartete er auf ihn? Sicher stand er versteckt im Dunkeln. Das machte Sinn. Er würde erst sichergehen wollen, dass Matt allein gekommen war. Wenn Matt sich nicht an die Abmachung gehalten hätte, würde Morton einfach durch einen der anderen Ausgänge verschwinden, ohne dass ihn jemand zu Gesicht bekam.
Matt ging auf den Altar zu, vorbei an einer hölzernen Kanzel, die die
Weitere Kostenlose Bücher