Teufelsstern
Morton. Ich weiß, dass Sie irgendeinen Beweis von mir wollen. Aber ich kann Ihnen keinen geben.«
Der Mann schüttelte den Kopf. Er wollte nicht glauben, was Matt gesagt hatte. »Ich weiß vom ersten Tor«, sagte er.
»Raven’s Gate.«
»Es gibt ein zweites Tor. Es steht alles hier drin.«
»Dann geben Sie mir das Buch.« Plötzlich hatte Matt die Diskussion satt. »Wenn Sie das Tagebuch wirklich loswerden wollen und ich der Einzige bin, dem Sie es geben möchten, dann tun Sie das. Geben Sie es mir. Sie werden Ihr Geld kriegen. Und dann können wir vielleicht beide nach Hause gehen und alles vergessen.«
William Morton nickte, und einen kurzen Moment lang dachte Matt, es wäre endlich vorbei. Er würde ihm das Päckchen überlassen, und dann könnten er und Richard einen Zug nach… irgendwo nehmen. Aber natürlich war es nicht so einfach.
»Ich muss sicher sein, dass du wirklich der bist, für den du dich ausgibst«, sagte der Mann. »Du musst es mir beweisen!«
Matt war genervt. »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich das nicht kann.«
»Doch, das kannst du!« William Morton umklammerte das Buch so eisern, dass seine Handknöchel weiß hervortraten. Mit einem hektischen Blick vergewisserte er sich, dass sie niemand belauschte. »Siehst du die Tür?«, fragte er.
»Welche Tür?«
»Die da!« Er deutete kurz mit dem Kopf in eine Richtung, und Matt sah an ihm vorbei auf eine merkwürdige Holztür in der Steinmauer. Was war so merkwürdig daran? Es dauerte einen Moment, bis er es begriff. Sie war zu klein – nur etwa halb so groß wie die anderen Türen der Kirche. Er vermutete, dass sie auf die Straße hinausführte. Sie befand sich unter einem Buntglasfenster mit düsteren Malereien. Matt sah genauer hin und stellte fest, dass etwas in die Tür eingeschnitzt war. Ein Symbol. Es war ein Pentagramm, ein fünfzackiger Stern.
»Was ist damit?«, fragte Matt.
»Deswegen habe ich diesen Ort gewählt. Die Tür wird im Tagebuch erwähnt.«
»Das kann nicht sein.« Matt rechnete fieberhaft. Das Tagebuch war im sechzehnten Jahrhundert geschrieben worden, also vor mehr als vierhundert Jahren. Teile dieser Kirche waren ziemlich alt, andere modern. Aber wie konnte der Mönch von der Existenz dieser niedrigen Tür gewusst haben?
»Natürlich kann das nicht sein«, bestätigte William Morton. »Aber das spielt keine Rolle. Ich möchte, dass du durch diese Tür gehst und mir etwas von der anderen Seite bringst. Es ist egal, was es ist. Was immer du mitbringst, wird mir beweisen, dass du der bist, der du zu sein vorgibst.«
»Was ist auf der anderen Seite?«
»Sag du es mir. Bring einen Beweis. Ich warte hier auf dich.«
»Warum kommen Sie nicht mit?«
Mr Morton lachte kurz auf. »Du weißt wirklich gar nichts«, sagte er. Plötzlich klang seine Stimme wieder drängend. »Wir haben keine Zeit mehr zum Diskutieren. Tu, was ich sage. Und zwar sofort. Oder ich verschwinde, und ihr werdet nie wieder von mir hören.«
Matt seufzte. Er verstand das alles nicht. Aber Widerworte waren sinnlos. Er wollte es hinter sich bringen, und dies schien der einzige Weg zu sein. Er warf einen letzten Blick auf den Antiquitätenhändler und ging zur Tür. Zögernd griff er nach ihrem eisernen Knauf. Erst jetzt erkannte er, dass die Tür zwar zu klein war, um zu den anderen Kirchentüren zu passen, dass sie aber die perfekte Größe für ihn hatte.
Sie war für ein Kind gebaut worden.
Er drehte den Knauf, öffnete die Tür und ging hindurch.
Während William Morton und Matt miteinander redeten, hatten sie nicht mitbekommen, dass die Kirchentür geöffnet wurde. Auch den Mann, der hereingekommen war, hatten sie nicht bemerkt. Er war schmutzig und in Lumpen gekleidet, hatte einen Bart und eine gebrochene Nase. Matt war ihm bereits in der Moore Street begegnet, als er aus der Kneipe kam und so getan hatte, als wäre er betrunken.
Der Mann blieb einen Moment stehen, bis sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, dann ging er durch das Kirchenschiff. Er brauchte nicht lange, um den Antiquitätenhändler zu finden. Morton stand neben einer niedrigen Tür und trat nervös von einem Bein aufs andere. In einer Hand hielt er ein viereckiges Päckchen, das in braunes Papier gewickelt war.
Das Tagebuch.
Der Junge war anscheinend schon wieder weg. Aber das war unwichtig. Der Mann mit der gebrochenen Nase war dafür bezahlt worden, William Morton zu töten und das Buch an sich zu nehmen. Wenn der Junge noch da gewesen
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