Teufelsstern
gekleidet war und auf etwas zeigte. Gleichzeitig bemerkte Matt das Blut auf dem kalten Steinfußboden.
Er rannte darauf zu.
William Morton lag auf dem Rücken, eine Hand auf den Bauch gepresst, um die tiefe Stichwunde zuzuhalten. Überall war Blut. Matt war überzeugt, dass der Antiquitätenhändler tot sein musste. Die Frau kreischte immer noch. Keiner der anderen Kirchenbesucher zeigte sich, obwohl Matt ihr ängstliches Gewisper hören konnte. Plötzlich öffnete der Antiquitätenhändler die Augen und sah Matt – und auch die Blume, die er in der Hand hielt. Trotz allem lächelte er. Es sah beinahe so aus, als hätte Matt die violette Blume für Mortons Beerdigung gepflückt.
»Du bist – «, begann er.
Es waren seine letzten Worte.
Zur selben Zeit wurde die Kirchentür aufgestoßen, und sechs Männer stürmten herein. Matt schaute auf und sah Polizeiuniformen. Der Nexus hatte also nicht gelogen. Die Kirche war wirklich von Polizisten umringt gewesen. Leider hatte das nichts genützt. Sie kamen zu spät.
Matt wurde umstellt. Noch mehr Leute begannen zu kreischen. Die Polizisten versuchten, sie zu beruhigen. Weitere uniformierte Männer kamen zur Tür herein. Einen von ihnen erkannte Matt. Es war Tarrant, der Assistant Commissioner. Seine Miene war finster.
Wenige Minuten später kamen Richard und Mr Fabian in die Kirche gestürmt. William Mortons Leichnam war inzwischen abgedeckt worden. Die Gemeindemitglieder waren nach draußen gebeten worden. Matt saß ganz allein auf einer Kirchenbank und hielt die Blume fest, die schon zu welken begann. Er rührte sich nicht. Auf einem seiner Turnschuhe war Blut.
»Bist du in Ordnung?«, fragte Richard. Seinem Gesicht war das Entsetzen anzusehen.
»Ja klar.« Matt fragte sich, ob er unter Schock stand. Er fühlte gar nichts. »Ich hab das Tagebuch nicht gekriegt«, sagte er. »Der Mörder hat es mitgenommen.«
»Woher wussten die, dass Mr Morton hier sein würde?«, murmelte Mr Fabian. »Niemand wusste von dem Treffen. Er hat es nur uns gesagt.«
»Das macht aber keinen Sinn. Irgendjemand muss einen Hinweis gekriegt haben«, sagte Matt und deutete mit einer Handbewegung auf den Toten. »Und derjenige hat jetzt das Tagebuch. Mr Morton hatte es bei sich, als wir uns getroffen haben, doch jetzt ist es weg.«
»Zum Teufel mit dem Tagebuch«, sagte Richard. »Du warst bei ihm. Du hättest auch getötet werden können.« Er runzelte die Stirn. »Hast du den Mörder gesehen?«
»Nein. Ich war draußen im Kreuzgang. Der Antiquitätenhändler hat gesagt, dass ich ihm das hier holen soll.« Matt hielt die Blume hoch.
Mr Fabian sah ihn verblüfft an. »In welchem Kreuzgang?«, fragte er.
»Die Kirche hat einen Kreuzgang«, sagte Matt. »Mr Morton hat mich dorthin geschickt. Er meinte, es wäre eine Art Test, aber ich glaube, dass er gelogen hat.«
»Diese Kirche hat keinen Kreuzgang«, sagte Mr Fabian.
»Er ist dort drüben.« Matt deutete hinüber zur Tür.
»Komm, lass uns rausgehen«, schlug Richard vor. »Du brauchst frische Luft.«
»Es gibt hier keinen Kreuzgang«, wiederholte Mr Fabian.
Wütend sprang Matt auf und ging zur Tür. »Gibt es doch«, sagte er, öffnete die Tür und erstarrte.
Auf der anderen Seite war kein Kreuzgang mehr. Es gab keine Blumen, keinen Springbrunnen und keinen Mönch. Stattdessen starrte er auf eine Gasse, in der Mülltonnen standen. Auf der anderen Straßenseite war ein schmutziger Hinterhof voller Gerümpel.
Er sah hinunter auf die Blume in seiner Hand, dann warf er sie weg, als wäre sie glühend heiß. Sie landete in einer Pfütze – der einzige Farbklecks in einer grauen Welt.
GEFAHRENZONE
Matt wollte mit all dem nichts zu tun haben. Am liebsten hätte er den Nexus, die Alten, William Morton, das Tagebuch, das zweite Tor und die anderen verrückten Dinge, die neuerdings sein Leben bestimmten, einfach aus seinem Gedächtnis gestrichen. Auf jeden Fall war er nicht scharf darauf, nach Peru zu reisen. Und dennoch: Er saß in einem Flugzeug der British Airways auf dem Londoner Flughafen Heathrow. Die Maschine nach Lima würde in Miami zwischenlanden. Wieder einmal hatte Matt das Gefühl, dass er es sich nicht ausgesucht hatte, in dieses Flugzeug zu steigen.
Nach der gescheiterten Buchübergabe hatte ein weiteres Treffen des Nexus’ stattgefunden. Bei dieser Gelegenheit hatten sie ihn gebeten, nach Peru zu fliegen.
Diesmal hatte fast nur Miss Ashwood geredet. Vielleicht dachten sie, dass sie ihn am besten kannte. »Wir haben
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