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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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bin ein Teil von allem, und ich glaube, das war ich schon immer. Ich habe versucht, es zu ignorieren und dabei eine Menge Fehler gemacht.« Er seufzte. »Du musst nicht nach Peru fliegen, um das Tor zu finden. Aber ich scheine keine andere Wahl zu haben.«
    »Und ich lasse dich ganz bestimmt nicht allein.«
    »Dann stecken wir wohl beide drin.«
     
    Der Flug dauerte eine Ewigkeit. Matt sah sich zwei Filme hintereinander an. Er las in seinem Buch und versuchte dann zu schlafen, doch ohne Erfolg. Der Lärm der Motoren störte ihn, und er konnte nicht vergessen, dass er in der Luft hing und den Erdboden noch nicht einmal sehen konnte. Sie landeten in Miami und lungerten zwei Stunden in einem langweiligen Warteraum herum, während das Flugzeug aufgetankt wurde. Matts innere Uhr sagte ihm, dass es schon spät am Abend war, doch draußen war es immer noch hell. Der ganze Tag wirkte, als wäre er in die Länge gezogen worden, und Matt fühlte sich wie erschlagen.
    Sie hoben wieder ab, und plötzlich verschlechterte sich das Wetter. Der Himmel wurde schwarz, und ein gezackter Blitz durchbrach die Dunkelheit. Dann geriet die Boeing 747 in Turbulenzen, und Matt spürte, wie sein Magen hochflog, als die Maschine plötzlich an Höhe verlor. Das Licht im Flugzeug war gedämpft worden. Ein sanfter gelblicher Schein beleuchtete die Passagiere. Die meisten bemühten sich, entspannt zu wirken, doch viele umklammerten die Armlehnen ihrer Sitze. Niemand sprach. Doch als die Windstöße das Flugzeug immer heftiger hin und her schaukeln ließen, fluchten einige leise vor sich hin oder murmelten ein Gebet.
    Verblüffenderweise wiegten die Turbulenzen Matt in den Schlaf. Entspannend war der jedoch nicht. Sein Traum brachte ihn an einen anderen Ort.
    Auf die Insel. Er erkannte sie sofort, und sie war ihm so vertraut, dass es ihm nahezu unmöglich schien, nie wirklich dort gewesen zu sein. Doch er kannte sie nur aus seinen immer wiederkehrenden Träumen. Matt sah den turmhohen, zerklüfteten Felsen aus schwarzem Gestein, umgeben vom Meer, so hässlich wie flüssiger Teer. Es war windstill, und trotzdem rasten die Wolken über den düsteren Himmel. Matt fragte sich, was all das zu bedeuten hatte. Warum war er hier? Wieso strandete er immer wieder auf dieser Insel?
    Er sah hinunter und entdeckte das merkwürdige Boot aus Binsen, das beim letzten Mal auf ihn zugesteuert war. Es hatte die Insel erreicht und lag jetzt verlassen auf dem grauen Sand.
    »Matt!«
    Jemand hatte seinen Namen gerufen. Er drehte sich um und sah den Jungen, der zuvor im Boot gesessen hatte. Er stand auf einem Felsvorsprung direkt unterhalb von ihm. Der Junge war ungefähr in seinem Alter, aber kleiner und dünner. Seine Klamotten waren zerschlissen. Matt machte den Mund auf, um zu antworten. Er wusste, wer der Junge war und weshalb er gekommen war. Er wollte ihn abholen und ihn zu den drei anderen bringen, die immer noch auf dem Festland warteten.
    Aber er kam gar nicht dazu, seine Worte auszusprechen. Ein Schrei ertönte. Matt schaute noch gerade rechtzeitig nach oben, um zu sehen, wie sich der Schwan mit seinem dolchartigen Schnabel vom Himmel stürzte. Er sauste mit solcher Wucht auf ihn zu wie eine Rakete. Matt starrte gebannt nach oben in den sich immer weiter öffnenden Schnabel, der ihn zu verschlingen drohte.
    Der andere Junge schrie auf. Matt fühlte, dass er hinunterfiel.
    Es gab einen Aufprall, und er öffnete die Augen.
    Richard saß neben ihm.
    Sie waren in Lima gelandet.
     
    Es kam Matt vor, als wäre der Aeropuerto Jorge Chávez erst halb fertig. Nach dem Gewimmel und den grellen Lichtern von Heathrow, wo die Menschenmassen auf der Suche nach Schnäppchen und einem Zeitvertreib durch die Läden mit den zollfreien Waren geströmt waren, erschien Matt dieser Flughafen wie ein kahler, trister Saal, in dem sich die Passagiere vor einer Reihe Kabinen aufstellen mussten, in denen Grenzbeamte in schwarz-weißen Uniformen saßen. In der Decke der Ankunftshalle fehlten Platten, und keiner der Ventilatoren funktionierte. Ein paar Topfpflanzen welkten in der Hitze vor sich hin. Dass sie in Peru waren, war nicht zu erkennen – es hätte auch ein Flughafen in einer völlig anderen Stadt sein können.
    Müde und verschwitzt stand Matt in der Schlange. Richard, der genauso erschöpft aussah, wartete neben ihm. Als die anderen Passagiere vorrückten und Matt das Knallen des Stempels in ihren Pässen hörte, das ihnen den Zutritt zum Land gewährte, wurde er nervös.

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