Teufelsstern
Bilder von Peru. Grüne und rote Fahrradtaxis flitzten an ihnen vorbei, und ihre Hupen stießen Melodien aus. Plakatwände, auf denen für Computer und Handys geworben wurde, tauchten auf und versperrten ihm die Sicht. Und dann fuhren sie von der Autobahn ab und wieder Richtung Meer. Es wirkte grau und wenig einladend, und die Wellen schwappten über den Sand, der aussah, als wäre er mit Zement gemischt.
»Wie weit ist es noch bis zu Mr Fabians Haus?«, fragte Richard.
Der Fahrer schaute nervös auf und sah Richard über den Rückspiegel an. »Wir fahren nicht zum Haus«, sagte er.
»Warum nicht?«
»Wir fahren zum Hotel Europa in Miraflores. Es ist nicht mehr weit. Mr Fabian wird Sie dort treffen.«
Richard warf Matt einen kurzen Blick zu. Diese Planänderung kam unerwartet. Niemand hatte etwas von einem Hotel gesagt.
Sie hielten an einer Ampel, und der Lärm war sofort unerträglich. Autofahrer hupten wie wild, weil sie warten mussten. Dann krachte es: Ein Kleinbus war in ein haltendes Auto gefahren. Das Schrillen einer Pfeife ertönte, als ein Polizist in einer dunkelgrünen Uniform versuchte, sich Gehör zu verschaffen. Jemand trat vor ihren Wagen. Es war ein Junge in Matts Alter, bekleidet mit dreckigen Jeans und einem T-Shirt. Geschickt jonglierte er mit drei Bällen. Es schien ihm Spaß zu machen, die Bälle über seinem Kopf herumwirbeln zu lassen. Er führte sein Kunststück ein paar Sekunden lang vor, dann verbeugte er sich, ging zum Fahrerfenster und hielt die Hand auf, um nach Geld zu betteln. Alberto schüttelte den Kopf, und sofort war der Junge wie verwandelt. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut, er fluchte und spuckte auf die Windschutzscheibe. Dann sprang die Ampel auf Grün, und sie fuhren weiter. Matt war erleichtert. So etwas hatte er noch nie erlebt. Wo war er nur gelandet?
Inzwischen fuhren sie durch eine stillere Straße in einem Wohngebiet und entfernten sich wieder vom Meer. Matt hatte das Gefühl, dass sie sich dem Hotel näherten.
Das Auto bremste abrupt. Matt und Richard wurden nach vorn geschleudert. Der Fahrer stieß etwas auf Spanisch hervor. Matt schaute auf und erkannte, was passiert war. Aus einer Seitenstraße war ein blauer Kleinbus gekommen, der jetzt die Straße blockierte. Anfangs dachte er, dass es nichts zu bedeuten hatte, doch dann sah er die Türen des blauen Busses aufgehen. Vier Männer sprangen heraus und rannten auf sie zu – da wusste Matt, dass sie in eine Falle geraten waren. Diese Leute hatten auf sie gewartet.
Das schien auch Alberto begriffen zu haben. Ungläubig beobachtete Matt, wie er ins Handschuhfach griff und eine Waffe herausholte. Mr Fabian musste geahnt haben, dass sie auf ihrem Weg in die Stadt angegriffen werden konnten. Vielleicht hatte er deshalb ihr Ziel geändert. Und sicher hatte er dafür gesorgt, dass sein Fahrer bewaffnet war.
Doch Alberto war nicht der Einzige. Zwei der Männer, die auf sie zukamen, hatten ebenfalls Pistolen. Alles passierte so schnell, dass Matt nur einen kurzen Blick auf ihre Gesichter erhaschen konnte – sie waren dunkel und entschlossen. Die Männer trugen Jeans und Hemden mit offenem Kragen und hochgekrempelten Ärmeln. Dann feuerte jemand einen Schuss ab, und die Windschutzscheibe verwandelte sich in ein Netz aus Rissen mit einem Loch in der Mitte, einem tödlichen Auge. Alberto schrie auf. Er war in die Schulter getroffen worden. Sein Blut spritzte gegen die Rückenlehne des Sitzes.
Er hob seine Waffe und feuerte dreimal. Die Windschutzscheibe zerplatzte, und das Glas prasselte auf die Motorhaube. Die Männer aus dem Kleinbus zögerten und gingen dann in Deckung.
Richard nutzte diesen Moment. Mit einer Hand packte er Matt und stieß mit der anderen die Tür auf. Er saß auf der rechten Seite, die weiter vom Kleinbus der Angreifer entfernt war.
»Raus!«, schrie er.
»Nein, señor! « Alberto drehte sich zu ihnen um.
Richard beachtete ihn nicht. Er zog Matt hinter sich her und glitt aus dem Wagen. Matt wehrte sich nicht. Er begriff nicht, was vor sich ging. Aber er war derselben Meinung wie Richard – außerhalb des Wagens fühlte er sich sicherer.
Zwei weitere Schüsse fielen. Aus dem Augenwinkel sah Matt, wie sich Alberto mühsam aus dem Auto wälzte und davonrannte, eine Hand auf seine Schulter gepresst. Er ließ sie im Stich!
»Lauf!«, schrie Richard. »Lauf weg! Und bleib nicht stehen, egal, was passiert!«
Das brauchte er Matt nicht zweimal zu sagen. Er stolperte vom Wagen weg und rannte los,
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