Teufelsstern
schon genug wissen, um den Schwan genau dort zu positionieren, wo er sein muss. Aber ich will kein Risiko eingehen. Wir müssen vorsichtig sein, und die Suche geht weiter. Hauptsache, Sie sind auf alles vorbereitet.«
»Natürlich, Mr Salamanda. Alles ist so, wie Sie es angeordnet haben.«
Mehr bekam er nicht mit. Matt klebte förmlich an der Wand neben dem Fenster, um nichts zu verpassen. Pedro war ein Stück hinter ihm. Deshalb hörte er die schweren Schritte auf dem Holzboden und erkannte, dass mindestens zwei Wachmänner auf ihrer Kontrollrunde auf sie zukamen. Sie waren noch außer Sicht, doch in wenigen Sekunden würden sie um die Ecke biegen.
Ihnen blieb nur ein Ausweg. Pedro stieß Matt vorwärts, und die beiden huschten am offenen Esszimmerfenster vorbei. Matt hoffte, dass sie in der Dämmerung keiner gesehen hatte, und wenn doch, dass keiner der Leute im Zimmer auf die Idee kam, dass sie hier nichts zu suchen hatten. Er hörte die Frau sprechen, als er am Fenster vorbeikam, und wünschte, er könnte noch länger bleiben und zuhören. Aber er und Pedro hatten sich in letzter Sekunde in Sicherheit gebracht. Kurz darauf tauchten die beiden Wachmänner auf. Sie trugen locker sitzende KhakiOveralls und hatten beide ein Gewehr über der Schulter. Die Veranda fanden sie leer vor.
Matt und Pedro hielten erst auf der Rückseite des Hauses wieder an. Dort befand sich ein kleiner, sehr gepflegter Garten mit schönen alten Bänken, die um einen Brunnen angeordnet waren. Genau in der Mitte stand ein Baum. Das Haus hatte zwei Seitenflügel, und Matt bemerkte, dass in diesen Trakten einige der oberen Fenster vergittert waren. Vielleicht waren das Gefängniszellen. Saß Richard womöglich in einer von ihnen fest?
Er musste irgendwie nach oben gelangen, und er fand auch eine Möglichkeit am anderen Ende des Gartens. Hier führte eine Holztreppe hinauf zu einer Galerie im ersten Stock. Doch bevor er sich bewegen konnte, tauchte ein dritter Wachmann auf der Galerie auf und ging auf die Treppe zu. Matt verfluchte sich. Hatte er sich wirklich eingebildet, er müsste nur das Landgut finden, seinen Freund befreien und dann wieder gehen? Warum hatte er nicht daran gedacht, dass der einflussreichste Mann von ganz Peru gut bewacht sein würde? Sebastian hatte Recht gehabt. Es war idiotisch, was sie hier taten. Noch schlimmer: Es war reiner Selbstmord. Sie würden geschnappt werden. Und man würde sie Captain Rodriguez übergeben. Und keiner von ihnen würde jemals wieder auftauchen – weder in Ayacucho noch sonstwo.
Pedro hatte offenbar das Gleiche gedacht. Herzukommen war eine blöde Idee gewesen. Er sah Matt an, der ihm zunickte. Sie würden sich versteckt halten und abwarten. Vielleicht war es im Schutze der Nacht sicherer, sich umzusehen.
Gemeinsam schlichen sie im Schatten der Gebäude durch den Garten. In den Zimmern brannte Licht, und Motten tanzten davor, aber zum Glück war die Außenbeleuchtung noch nicht eingeschaltet worden. Eine Tür führte in das Arbeitszimmer, das sie schon von der Vorderseite des Hauses aus gesehen hatten. Sie würden hindurchgehen und das Gebäude auf der anderen Seite wieder verlassen.
Sie betraten das Zimmer.
Matt sah sich neugierig um. Das Arbeitszimmer von Diego Salamanda war wirklich beeindruckend mit den wertvollen Wandteppichen und den teuren Läufern auf dem Boden. Plötzlich kam Matt ein Gedanke. Wenn dies Salamandas privates Büro war, bewahrte er hier vielleicht das Tagebuch des heiligen Joseph von Córdoba auf. Seit Richard verschwunden war, hatte er nicht mehr an das Tagebuch gedacht. Er hatte sich nur darauf konzentriert, seinen Freund zu finden. Aber wenn er zufällig darauf stieß? Wenn er es in die Hände bekam, konnte er es vielleicht als Druckmittel benutzen und es gegen Richard eintauschen. Der Nexus würde ausflippen – aber das war ihm inzwischen egal. Er wollte nur weg aus Peru – und zwar mit Richard.
Pedro hatte das Zimmer schon halb durchquert.
»Warte!«, zischte Matt.
Pedro blieb stehen und sah entgeistert zu, wie Matt anfing, den Schreibtisch zu durchsuchen. Es war ein hässliches Ding, schwer und klobig, mit einer eingearbeiteten Lederplatte und goldenen Ringen an den Schubladen. Matt zog an einem der Ringe. Die Schublade war unverschlossen, aber sie quietschte dermaßen beim Aufziehen, dass man es sicher im ganzen Haus hören konnte.
» Qué estás haciendo? «, zischte Pedro. Was machst du?
»Das Tagebuch…«, antwortete Matt, und Pedro schien ihn
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