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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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zur nächsten Stadt – und auf dem ganzen Weg gab es kaum Versteckmöglichkeiten. Sie konnten rennen, so viel sie wollten. Man würde sie verfolgen und abknallen wie wilde Tiere. Matt schluckte. Das war das Ende. Er war gewarnt worden, nicht herzukommen, aber er hatte die Warnungen ignoriert und sie damit beide ins Verderben gestürzt.
    Er begann, die Hände hochzunehmen, um sich zu ergeben – doch plötzlich änderte sich alles. Er sah es zuerst an den Gesichtern der Wachleute und hörte es einen Moment später selbst. Es war ein Motorengeräusch, und als er sich umdrehte, raste ein Auto durchs Tor in den Innenhof. Matt nahm an, dass es Diego Salamanda gehörte und ein weiterer Wachmann ihnen den Rückweg abschnitt. Doch dann merkte er, dass etwas nicht stimmte. Die Wachmänner waren verblüfft stehen geblieben. Captain Rodriguez hatte seine Waffe gezogen und brüllte Befehle.
    Das Auto kam schlitternd zum Halt.
    »Steigt ein!«, rief jemand aus dem Fenster, erst auf Englisch, dann noch einmal auf Spanisch. » Suba el coche! «
    Schüsse fielen, und Matt fühlte sich plötzlich nach Lima zurückversetzt. In seinem ganzen früheren Leben hatte noch nie jemand auf ihn geschossen, und jetzt passierte es schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage. Zwei Schüsse kamen von dem Wachturm, den sie bei ihrer Ankunft gesehen hatten. Eine Kugel schlug in den Boden ein und wirbelte eine Staubwolke auf. Die andere traf die Motorhaube des Autos. Das verriet ihm alles, was er wissen musste. Der Fahrer des Wagens war also wirklich auf ihrer Seite.
    Matt rannte los. Es fielen noch mehr Schüsse. Die Wachen schienen nur auf das Auto zu schießen und nicht auf Pedro und ihn. Hatte Diego Salamanda das befohlen? Wollte er sie lebend haben? Matt sah, dass die Hunde freigelassen worden waren. Sie sprangen vorwärts, mit funkelnden Augen und weit aufgerissenen Mäulern. Ihre Zähne waren weiß und sahen gefährlich aus. Vielleicht würde man ihn und Pedro nicht erschießen, aber wenn sie das Auto nicht rechtzeitig erreichten, würden sie in Stücke gerissen werden.
    »Schneller!«, schrie der Fahrer.
    Pedro kam zuerst an. Er warf die hintere Tür auf und verschwand auf dem Rücksitz. Matt rannte zur Beifahrertür – und trotz des Kugelhagels und der Hunde, die immer noch durch das gleißende Licht auf ihn zustürmten, erstarrte er.
    Matt kannte den Fahrer.
    Das weiblich wirkende Gesicht, mit den langen Wimpern und vorstehenden Wangenknochen. Der Mann hatte Bartstoppeln und eine halbmondförmige Narbe neben dem Auge.
    Er war einer von Richards Entführern.
    »Steig ein, oder du bist tot!«, schrie der Mann.
    Zwei weitere Kugeln schlugen in die Karosserie ein. Eine dritte ließ den rechten Außenspiegel zerplatzen. Matt überlegte nicht länger. Er sprang ins Auto, und im selben Moment legte der Mann den Rückwärtsgang ein und trat das Gaspedal durch. Matt war halb drinnen und halb draußen, und die Tür war immer noch offen. Pedro saß erstaunlich gelassen auf dem Rücksitz. Matt sah, wie ein Wächter am Tor seine Waffe hob. Dann gab es einen dumpfen Knall, und der Wachmann war verschwunden.
    »Die Tür…«, begann der Mann.
    Ein entsetzliches Knurren ertönte, und als Matt sich umsah, sprang ihn auch schon einer der Schäferhunde an. Er landete auf seinem Bein, und Matt fühlte, wie die Zähne nur Millimeter von seinem Oberschenkel entfernt zuschnappten. Mit einem Aufschrei zog er das andere Bein zurück und trat nach dem Hund. Er traf ihn am Kopf. Mit einem Aufheulen fiel die Bestie aus dem Wagen. Matt zog seine Beine ein und knallte die Tür zu.
    Es war jedoch noch nicht vorbei. Die Wächter hatten wohl Angst, dass sie entkamen, denn sie schossen jetzt alle. Matt schrie auf, als Glassplitter und Kugeln um ihn herumflogen. Durch den Fahrer neben ihm ging ein Ruck. Matt fühlte, wie ihm etwas Nasses aufs Gesicht spritzte. Er wischte es mit dem Handrücken ab und betrachtete ihn. Es war Blut.
    Doch er war nicht getroffen worden. Es war das Blut des Fahrers. Es war genau wie in Lima, nur dass diesmal die Rollen vertauscht waren. Diesmal schoss der Mann mit der Narbe nicht auf sie, sondern half ihnen. Und er war verwundet. Insgesamt war er zweimal getroffen worden: in die Schulter und seitlich am Hals. Auf dem Sitz und dem Armaturenbrett war Blut. Ein großer Blutfleck breitete sich auf dem Hemd des Fahrers aus. Doch er hielt verbissen das Lenkrad umklammert und presste den Fuß aufs Gaspedal. Das Auto schoss zum Tor hinaus und in die

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