Teufelsstern
zu verstehen.
Pedro ging zur Wand hinüber, an der Regale über einem Fotokopierer hingen. In einigen standen Bücher, doch bevor er sie sich ansehen konnte, fiel sein Blick auf ein Blatt Papier, das auf dem Kopierer lag.
»Matteo«, flüsterte er.
Matt verließ den Schreibtisch – die meisten Schubladen waren leer, und in den anderen war nichts Wichtiges. Er ging zum Fotokopierer und nahm das Blatt Papier in die Hand. Es war voller Text und sah aus, als wäre es mit einem Füller oder sogar einer Feder beschrieben worden. Ob es aus dem Tagebuch stammte? Matt fluchte leise, weil die Worte auf Spanisch waren. Er verstand kein Spanisch, und Pedro konnte nicht lesen. Also konnte er ihm auch nicht übersetzen, was dort stand. Sie hatten nicht das Geringste erreicht.
Er faltete das Papier zusammen und steckte es in die Tasche. Vielleicht konnte er später versuchen, es zu entziffern.
Etwas bewegte sich an der Tür.
Pedro hatte es zuerst gesehen. Er blieb wie angewurzelt stehen, und seine Augen wurden riesengroß. Matt sah Pedros Gesicht, drehte sich um und erstarrte. Ein Schauder durchfuhr ihn, fast so stark wie ein Stromschlag. Er spürte ihn durch seine Arme und seinen Nacken fahren.
Er konnte den Mann nicht sehen, der an der Tür im Dunkeln stand. Aber er konnte seine Form erkennen und den unnatürlich großen Kopf, der zweimal so lang war, wie er sein sollte. Der Mann hielt sich am Türrahmen fest, und Matt verstand auch, warum. Sein Hals war nicht stark genug, um den deformierten Kopf zu tragen.
»Ich dachte mir, dass ihr es seid«, sagte der Mann. Er sprach immer noch Englisch. Seine Stimme klang gequält, als würde ihn jemand würgen. »Ich habe euch auf der Veranda gehört, als ihr vorbeigelaufen seid. Aber nicht nur das. Ich wusste, dass ihr hier wart. Denn ich habe eure Anwesenheit gespürt. Einer der Fünf. Zwei der Fünf! Hier, auf meiner hacienda! Und was verschafft mir die Ehre eures Besuchs? Was wollt ihr?«
Matt wusste, dass es sinnlos war, sich als jemand anderes auszugeben. Der Mann hatte seine Tarnung sofort durchschaut. Er schien alles über ihn zu wissen.
»Wo ist Richard?«, fragte er ihn.
»Dein Freund, der Journalist?« Die Lippen des Mannes verzogen sich – das möglicherweise war seine Art zu lächeln. »Wie kommst du auf die Idee, dass ich ihn gefangen halte? Warum sollte er hier sein?« Señor Salamanda sah ehrlich verblüfft aus. »Wie habt ihr überhaupt hergefunden?«
Matt sagte nichts. Was hätte er auch sagen sollen?
Diego Salamanda sah Pedro an. » Cómo te Ilamas? « , fragte er streng.
Pedro spuckte auf den Boden. Was immer er gefragt worden war, das war seine Antwort.
»Mit euch werde ich viel Spaß haben«, murmelte Diego Salamanda. »Das ist fast zu schön, um wahr zu sein. Ein Geschenk des Himmels – und genau zum richtigen Zeitpunkt. Heute in einer Woche wird alles vorbei sein. Dann ist das Tor offen, und mir gehört nicht nur einer der Torhüter, sondern zwei. Ich hätte nie gedacht, dass es so einfach sein würde!«
Der Mann trat ins Licht, und Matt sah seine farblosen Augen, den Babymund und die fleckige, grausam gedehnte Haut. Das war zu viel.
»Lauf!«, schrie Matt.
Pedro brauchte keine weitere Ermunterung. Die beiden Jungen wirbelten herum, weg von der Tür und zum Fenster hinaus. Sie hatten keinen Plan. Sie wollten nur weg – weg von dem Haus und dem Teufel, der darin lebte. Doch während sie von der Veranda sprangen, um zum Haupttor zu rennen, begannen die Kirchenglocken zu läuten, und der Klang von Metall auf Metall hallte durch die Nacht. Suchscheinwerfer, die ihnen vorher nicht aufgefallen waren, leuchteten auf, verwandelten die Nacht in gleißendes Weiß und blendeten die geschockten Jungen. Zur selben Zeit rückte ein halbes Dutzend Wachleute an. Die Männer näherten sich den beiden von allen Seiten, einige hatten Schäferhunde dabei, die an ihren Leinen zerrten und wütend bellten. Captain Rodriguez war auf der Veranda aufgetaucht und beobachtete das Ganze mit einer Mischung aus Ärger und Unglauben. Das Merkwürdige war, dass es anscheinend niemand eilig hatte. Zwei Eindringlinge waren entdeckt, und es war Alarm geschlagen worden. Aber die Wachen schlenderten gemütlich auf sie zu und schienen sich absichtlich Zeit zu lassen.
Jetzt begriff Matt auch den Grund dafür. All seine Hoffnungen schwanden, als ihm klar wurde, dass es für sie keinen Ausweg gab. Selbst wenn ihnen die Flucht vom Gelände gelang, waren es immer noch acht Kilometer bis
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