Teufelsstern
liebsten hätte er sofort alles ausgetrunken.
Als der Laster außer Sicht war, standen sie auf und trotteten schweigend weiter. Matt hätte gern geredet – es gab immer noch so vieles, was er nicht begriff –, und es kam ihm verrückt vor, dass sie sich nur verständigen konnten, wenn sie beide schliefen. Sie waren zwei der Fünf. Er fragte sich, aus welchen Ländern die anderen drei wohl kamen. Die beiden Jungen und das Mädchen, die er am Strand gesehen hatte, waren hellhäutig und blond gewesen, aber sie konnten Russen, Skandinavier oder Marsmenschen sein. Und was würde passieren, wenn sie sich schließlich trafen? Würde das das Ende des Abenteuers sein oder der Anfang von etwas viel Schlimmerem?
So viele Fragen, doch Matt konnte nur schweigend weitergehen, während die Sonne auf seine Schultern brannte. Er hatte sich immer noch nicht an seinen Geruch gewöhnt, an den neuen Haarschnitt oder an die klebrige dunkle Tönung, die seine gesamte Haut bedeckte. Außerdem brachten ihn die schlecht sitzenden Gummisandalen dauernd zum Stolpern. Das Schlimmste aber war die Sorge um Richard. Er musste sich eingestehen, dass Sebastian wahrscheinlich Recht hatte. Die Chance, dass Richard auf der hacienda war, stand ungefähr eins zu einer Million. Aber Matt musste dem einzigen Hinweis nachgehen, den er hatte, denn er wusste nicht, wo er sonst suchen sollte.
Pedro blieb stehen und trank ein paar Schlucke Wasser. Matt tat es ihm nach und fragte sich, ob das peruanische Leitungswasser ihn krank machen würde. Pedro war natürlich daran gewöhnt. Er trank es schon sein ganzes Leben lang. Das Wasser war warm und schmeckte metallisch, aber Matt war das egal. Er musste sich erneut dazu zwingen, nicht alles auf einmal auszutrinken.
Für Pedro waren acht Kilometer wohl nicht viel, für ihn aber schon, vor allem bei dieser Hitze und in Sandalen, die ihn ständig ins Straucheln brachten. Ein Auto kam, diesmal aus der anderen Richtung, und die beiden mussten wieder in Deckung springen. Welche Sicherheitsvorkehrungen würden sie auf der hacienda erwarten? Sebastian hatte zwar nichts gesagt, aber ein so reicher und mächtiger Mann wie Diego Salamanda hatte sicher Wachpersonal.
Die Sonne ging allmählich unter, und eine kühle Brise kam auf. Matt taten die Beine weh, und er hatte nur noch ein paar Schlucke Wasser in seiner Flasche, als sie um eine Kurve kamen und Pedro plötzlich warnend die Hand hob. Sie hasteten zurück in ein Gebüsch und duckten sich. Direkt vor ihnen lag ein Haus – doch es war nicht nur ein Haus, sondern ein ganzer Komplex mit Scheunen, Lagerräumen, Stallungen und erstaunlicherweise auch einer Kirche aus weißem Stein mit einem hohen Glockenturm. Zu diesem Grundstück hatte sie der breite Sandweg hingeführt – und er endete hier. Zwei Steinsäulen und ein verschnörkeltes Eisentor bildeten den Eingang. Das Tor stand offen, aber sehr einladend wirkte es trotzdem nicht auf Matt.
Vorsichtig schlich er vorwärts und spähte um einen der Torpfosten. Alle Gebäude waren um einen Innenhof voller Blumen erbaut, in dessen Mitte ein kunstvoller Springbrunnen stand. Daneben wuchs eine riesige Akazie, die mit ihrer ausladenden Krone einen natürlichen Sonnenschutz darstellte. Vor einer der Scheunen stand ein Traktor. Ein weiß gekleideter Mann kam mit einer Schubkarre aus der Scheune. Abgesehen vom beruhigenden Plätschern des Springbrunnens war alles still.
»Matteo«, flüsterte Pedro. Er berührte Matts Arm und zeigte auf das Landgut.
Matt schaute in die Ferne und entdeckte einen Wachturm am äußersten Ende der Anlage. Genau in diesem Augenblick erschien ein Mann, der ein Gewehr auf dem Rücken hatte. Er blieb kurz stehen, zündete sich eine Zigarette an und ging weiter. Matt hatte also Recht gehabt. Diese hacienda lag zwar mitten im Nirgendwo, aber Diego Salamanda überließ nichts dem Zufall. Die Farm war bewacht, und Matt war klar, dass es noch weitere Sicherheitsvorkehrungen gab.
»Qué hacemos ahora?«, fragte Pedro.
»Wir warten.« Es war eindeutig, was Pedro gemeint hatte. Er wollte wissen, was sie jetzt vorhatten. Die Sonne verschwand bereits hinter den hohen Palmen, die neben dem Haus wuchsen. Bis es ganz dunkel war, würde es noch etwa eine Stunde dauern, aber die Schatten wurden schon merklich länger. Das würde helfen. Zwei dunkelhäutige Jungen in dunkler Kleidung. Es dürfte nicht allzu schwierig sein, unbemerkt auf das Gelände zu gelangen.
Das Haus schien nicht bewacht zu sein. Drei breite
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