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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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mir vergeben.
    Er wollte dir helfen, Matteo, weil er an dich geglaubt hat. Du bist einer der Fünf. Immerhin konnte er euch in Sicherheit bringen. Es wird noch mehr Tote geben. Viel mehr. Wir sollten uns schon mal an den Gedanken gewöhnen.«
    Er wendete den Kopf ab und starrte in die Ferne.
    »Ich möchte jetzt ein paar Minuten allein sein«, sagte er. »Wenn ich wiederkomme, werden wir nicht mehr erwähnen, worüber wir gerade gesprochen haben.«
    Er ging davon und verschwand im Dickicht.
    »Matteo!« Pedro war aufgewacht und rief vom Zelteingang aus nach ihm.
    Hinter ihnen stieg eine dünne Rauchfahne vom Lagerfeuer in den Himmel.
     
    Nach dem Frühstück löschten die beiden Indios das Feuer und bauten die Zelte ab. Den Hubschrauber hatten sie schon festgebunden und mit einer grünen Plane abgedeckt, damit ihn niemand von der Luft aus entdecken konnte. Matt stellte fest, dass diese Männer wirklich an alles dachten.
    Atoc hatte mit ihnen gegessen. Seine Trauer ließ er sich nicht anmerken. »Wir müssen los«, sagte er und winkte einen der Indios zu sich, der zwei Paar nagelneue Turnschuhe mitbrachte. »In euren Sandalen könnt ihr nicht richtig laufen.«
    Dankbar schüttelte Matt die Gummisandalen ab, die er seit Lima getragen hatte. Irgendwie erstaunte es ihn kein bisschen, dass ihm die neuen Turnschuhe perfekt passten. Die Indios hatten wirklich alles bis ins Kleinste geplant. Als er sein neues Paar Turnschuhe anzog, fiel ihm auf, dass Pedro seine Schuhe noch in den Händen hielt und sie vollkommen überwältigt anstarrte. Erst da wurde ihm bewusst, dass der peruanische Junge wahrscheinlich in seinem ganzen Leben noch kein neues Kleidungsstück besessen hatte.
    Als sie beide startbereit waren, griff Atoc in seinen Poncho und holte eine Hand voll dunkelgrüner Blätter heraus und ein paar Kügelchen, die wie Kieselsteine aussahen. »Steckt das in den Mund«, sagte er, erst auf Englisch und für Pedro noch einmal auf Spanisch. Er wickelte die Blätter um jeweils einen Stein, sodass ein kleines Bündel entstand. »Es sind Coca-Blätter«, fuhr er fort. »Und den Stein nennen wir llibta. Ihr müsst sie im Mund zerkauen, sie geben euch Kraft.«
    Matt tat, was ihm gesagt wurde. Die Coca-Blätter schmeckten ekelhaft, und er fragte sich, ob sie überhaupt eine Wirkung hatten.
    Sie gingen los. Die beiden Indios liefen voran, hinter ihnen waren Matt und Pedro, und schließlich kam Atoc. Matt hatte gehofft, dass sie bergab gehen würden, aber sie marschierten bergauf. Der Urwald war nicht so undurchdringlich, wie Matt gedacht hatte. Vor sehr langer Zeit hatte jemand eine Treppe in den Berg gehauen. Die Stufen waren fast nicht sichtbar, uneben und mit Flechten bewachsen, aber sie wanden sich zwischen den Bäumen durch und führten den steilen Hang hinauf.
    »Sagt Bescheid, wenn ihr eine Pause braucht«, forderte Atoc sie auf.
    Matt biss die Zähne zusammen. Sie hatten erst eine kurze Strecke zurückgelegt, und er hätte schon jetzt eine Pause vertragen können. Die Luft war hier noch dünner als in Cuzco. Wenn er zu schnell ging, begann es in seinem Kopf zu hämmern. Der Trick war, ein langsames Tempo zu wählen und einen Schritt nach dem anderen zu machen und dabei bloß nicht nach oben zu sehen. Matt wollte gar nicht wissen, wie weit es noch war.
    Die Sonne stieg höher, und plötzlich war es heiß. Matt spürte, wie ihm der Schweiß über den Rücken lief. Alles war nass. Einmal griff er nach einem Baum, um sich festzuhalten, und seine Hand versank im Stamm, als wäre es ein Schwamm. Wasser tropfte aus seinen Haaren und rann ihm übers Gesicht. Pedro blieb stehen und zog seinen Poncho aus. Matt folgte seinem Beispiel. Einer der Indios nahm sie ihnen ab, und sein Gesichtsausdruck machte deutlich, dass er keinen Widerspruch duldete. Matt hatte nichts dagegen, denn er brauchte seine ganze Kraft zum Gehen. Er war bestimmt schon fünfhundert Stufen hochgestiegen. Und die Treppe nahm immer noch kein Ende.
    Etwas biss ihn. Matt schrie auf und schlug sich auf den Arm. Eine Sekunde später verspürte er wieder einen Stich, diesmal an seinem Hals. Am liebsten hätte er geweint oder geflucht oder geschrien. Wie viel schlimmer konnte es noch werden? Atoc holte ihn ein und gab ihm einen Beutel mit einer stinkenden Substanz.
    »Mücken«, sagte er. »Wir nennen sie puma waqachis, also Insekten, die den Puma weinen lassen.«
    »Ich weiß, wie sich der Puma fühlt«, knurrte Matt. Er schöpfte etwas von der Substanz aus dem Beutel

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