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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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wir viele Stunden zu Fuß gehen. Mit dem Hubschrauber kommen wir nicht weiter.«
    »Wo sollen wir schlafen?«
    »Wir haben alles vorbereitet.«
    Die Indios führten sie an den Rand der Lichtung, wo drei Zelte standen. Atoc zeigte den beiden Jungen, welches ihres war. »Ihr braucht Schlaf«, sagte er. »Morgen wird es anstrengend.«
    Er ließ Matt und Pedro allein. Das Zelt schien nagelneu zu sein, und drinnen lagen zwei zusammengerollte Schlafsäcke auf dünnen Isomatten. Eine batteriebetriebene Lampe hing am Zeltpfosten. Matt machte sich nicht die Mühe, seine Sachen auszuziehen. Er streifte nur den Poncho ab und rollte ihn zusammen, um ihn als Kopfkissen zu benutzen. Dann kroch er in den Schlafsack. Pedro machte es ihm nach.
    Einen kurzen Moment lang dachte Matt an Richard. Er fragte sich, ob man ihn immer weiter von seinem Freund wegbrachte. Und was war mit Fabian? War er in Cuzco und suchte dort nach ihnen?
    Er verstand so vieles nicht, aber er war zu müde, um darüber nachzudenken. Kaum hatte er sich hingelegt, war er auch schon eingeschlafen. Und diesmal träumte er nicht.
     
    Das Licht, das durch die Zeltplane fiel, weckte Matt auf. Er streckte sich mühsam in seinem Schlafsack. Die Isomatte hatte den harten Boden kaum abgepolstert, und sein Rücken und seine Schultern waren verspannt. Er überlegte, liegen zu bleiben und noch ein bisschen weiterzuschlafen, aber das war unmöglich. Dazu war es zu unbequem, außerdem schnarchte Pedro. So leise er konnte kroch er aus dem Zelt und zog den Poncho hinter sich her. Draußen richtete er sich auf und streifte ihn über. Es war immer noch kalt, doch es dämmerte bereits. Matt zitterte in der kalten Morgenluft und sah sich neugierig um. In der vergangenen Nacht hatte er geglaubt, eine Art Dschungel gesehen zu haben – dichten Wald und Berge. Doch was er jetzt sah, war einfach atemberaubend.
    Er kam sich vor, als stünde er am Rand der Welt. Der Hubschrauberlandeplatz war in die Flanke eines unglaublich steilen Berges gehauen worden. Matt blickte erst nach oben und dann nach unten – alles war grün. Es war ein dichtes Gewirr aus Bäumen und Büschen, überzogen mit Rankpflanzen, das kein Ende zu nehmen schien. Atoc hatte gesagt, dass ein langer Fußmarsch vor ihnen lag, aber Matt konnte nicht einmal erkennen, wo dieser Marsch beginnen sollte. Es gab keinen Weg nach oben. Das Blätterdach sah undurchdringlich aus. Und wenn sie abwärts gehen wollten, würden sie abstürzen in das grüne Nichts. Der Bereich, auf dem ihre Zelte standen, war flach. Aber die Gegend drum herum fiel nahezu senkrecht ab. Es war, als hätte jemand die ganze Welt auf die Seite gekippt.
    Atoc und die beiden Indios waren schon wach und bereiteten ein Frühstück aus Brot und Käse vor. Sie hatten auch ein kleines Lagerfeuer angezündet, über dem ein Kessel mit Wasser hing.
    Atoc kam zu ihm. »Hast du gut geschlafen, Matteo?«, fragte er. Genau wie Pedro benutzte auch er die spanische Form von Matts Namen. »Wir können bald essen.«
    »Ja danke.«
    Im Morgenlicht sah Atoc jünger und weniger bedrohlich aus als am Abend zuvor. Und er ähnelte Micos noch mehr. Matt musste es einfach wissen.
    »Ich wollte Sie etwas fragen«, begann er nervös.
    »Ja?«
    »In Lima habe ich jemanden getroffen, der Ihnen sehr ähnlich
    war. Und in Ica bin ich ihm noch mal begegnet.«
    »Micos.«
    »Genau.« Matt wusste nicht, wie er weitermachen sollte. »Ihr Bruder?«
    »Ja. Weißt du, wo er ist?«
    »Es tut mir Leid, Atoc. Er ist tot.«
    Atoc nickte langsam, als hätte er mit dieser Nachricht gerechnet. Doch seine braunen Augen verrieten seinen Schmerz, und er stand bewegungslos da, während Matt ihm erzählte, was auf der hacienda passiert war.
    »Und er ist nur wegen uns gestorben«, sagte Matt unglücklich. »Wenn er schon sterben musste, bin ich froh, dass er sein Leben für euch geopfert hat«, sagte Atoc. Er holte tief Luft. »Micos war mein jüngerer Bruder«, sagte er. »Ich bin zwei Jahre älter. In unserer Sprache heißt Micos Affe, und er war auch der Lustigere von uns – er hat immer in Schwierigkeiten gesteckt. Atoc heißt Fuchs. Ich soll angeblich der Klügere sein. Aber als wir einmal miteinander gespielt haben – ich war damals acht Jahre alt –, habe ich einen Stein nach ihm geworfen und fast sein Auge getroffen. Er hatte eine Narbe… genau hier.« Atoc hob einen Finger und zeichnete einen Halbmond neben sein Auge. »Unser Vater hat mich dafür mit seinem Gürtel verprügelt. Aber Micos hat

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