Teufelsstern
und rieb sich damit ein. Die Masse vermischte sich sofort mit seinem Schweiß und rann an seinem Körper hinunter. Seine Kleider klebten an ihm wie eine zweite Haut. Eine Mücke biss ihn in den Knöchel. Matt schloss einen Moment lang die Augen, dann erst machte er den nächsten Schritt.
Sie legten zwei Trinkpausen ein. Ihre Führer hatten Plastikflaschen in ihren Rucksäcken. Matt zwang sich, nur wenig zu trinken, weil er wusste, dass der Vorrat für alle reichen musste. Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel, und er fragte sich, ob mit seinen Augen etwas nicht stimmte. Der Urwald wirkte plötzlich verschwommen. Schließlich begriff er, dass es an der Hitze lag. Sie ließ die Feuchtigkeit verdampfen. Schon bald war er in einen so dichten Nebel eingehüllt, dass er den Mann vor sich kaum noch sehen konnte.
»Bleibt zusammen!«, rief Atoc von hinten. Seine Stimme kam aus dem Nichts. »Jetzt ist es nicht mehr weit.«
Sie ließen den Wolkenwald urplötzlich und unerwartet hinter sich. Einen Moment kämpfte sich Matt noch durch das Gestrüpp, im nächsten tauchte er am Rand einer riesigen Schlucht auf. Der Himmel war wolkenlos. Eine gigantische Bergkette erstreckte sich vor seinen Augen, und viele der Gipfel waren schneebedeckt. Einige von ihnen schienen bis ins Weltall zu reichen. Matt war total erschöpft, und er hatte höllische Kopfschmerzen. Trotzdem verspürte er ein Glücksgefühl. Er sah hinab und stellte fest, dass es in der Schlucht regnete. Aber der Regen war unter ihm. Er selbst befand sich über den Wolken.
»Siehst du?« Atoc zeigte auf einen der Berge. Von ihrem Standpunkt aus sah er aus wie ein menschlicher Kopf. »Das ist Mandango«, sagte Atoc. »Der Schlafende Gott.«
Pedro war inzwischen auch angekommen. Er stand keuchend am Rand der Schlucht und stieß ein paar Worte auf Spanisch hervor. Atoc lächelte zum ersten Mal, seit er sich am frühen Morgen mit Matt unterhalten hatte. »Er meint, dass er sich lausig fühlt«, übersetzte er für Matt. »Aber du siehst schlimmer aus.«
»Wohin jetzt?«, keuchte Matt. Er konnte nicht glauben, dass sie sich den ganzen Weg hochgequält hatten, nur um jetzt wieder hinunterzusteigen.
»Es ist nicht mehr weit«, versicherte ihm Atoc. »Aber pass auf. Wenn du fällst, ist es sehr weit…«
Atoc übertrieb nicht. Ein schmaler, deutlich sichtbarer Pfad führte in die Schlucht hinunter. Menschen mussten ihn in den Fels gehauen haben. Er sah so unnatürlich aus. Der Pfad war eben und seine Oberfläche schien fast so glatt poliert zu sein wie die Gehwege von Cuzco. Einen Unterschied gab es allerdings: die Breite. An manchen Stellen lag nur ein Meter zwischen der Felswand und dem Abgrund. Hätte Matt einen falschen Schritt gemacht, dann wäre er gefallen und gefallen… Tief unten in der Schlucht beobachtete er eine Herde Schafe oder Lamas beim Grasen. Von oben sahen sie aus wie Ameisen. Auf dem Pfad gab es keine Bäume, die Schutz vor der Sonne boten, und Matt spürte, wie sie sein Gesicht und seine Arme verbrannten.
Sie wanderten über eine Stunde lang bergab. Matt spürte, wie sich der Druck in seinen Ohren veränderte. Wie viel Zeit war seit dem Frühstück vergangen? Er wusste es nicht, aber ihm war klar, dass er nicht viel länger durchhalten würde. Seine Beine schmerzten, und er hatte Blasen an den Füßen. Sie kamen um eine Kurve, und Matt sah, dass der Pfad sie auf eine Plattform aus massivem Fels geführt hatte, von der Stufen hinabführten. Er holte tief Luft. Es sah so aus, als wären sie am Ende ihrer Reise angekommen. Und tatsächlich hatten sie ihr Ziel erreicht.
Am Rand der Schlucht war eine kleine Stadt. Sie war nicht modern. Teile davon erinnerten Matt an Cuzco, und er nahm an, dass sie vom selben Volk gebaut worden war und in etwa zur selben Zeit.
Zuerst waren Terrassen in den Fels gehauen worden. Es waren mindestens fünfzig, und sie ragten aus dem Berg wie riesige Tischplatten. Einige von ihnen dienten als Ackerland, auf anderen grasten Schafe und Lamas. Die Stadt selbst bestand aus Tempeln, Palästen, Häusern und Lagergebäuden, alle aus Steinblöcken errichtet, die irgendwann einmal durch den Wolkenwald und über die Berge herangeschleppt worden waren. In der Mitte war ein großer viereckiger Rasenplatz: ein Treffpunkt, ein Sportfeld, der Mittelpunkt des öffentlichen Lebens. Matt war sofort klar, dass es hier keinen Strom geben würde, keine Autos, nichts aus der technisierten Welt. Und trotzdem war dies keine Ruinenstadt. Sie war
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