Teufelsstern
wusste Diego Salamanda auch. Was meinst du, wer könnte es ihm gesagt haben?«
»Darüber habe ich schon nachgedacht. Ich fürchte, dass es jemand vom Nexus war.«
»Ja, das ergibt Sinn. Ich hatte Mr Fabian angerufen und wollte mich mit ihm treffen, aber die Polizei war vor ihm da.«
»Ich habe keine Ahnung, wer es war, aber für mich ist Assistant Commissioner Tarrant der Hauptverdächtige. Erinnerst du dich an ihn? Das war der Polizist, der uns die falschen Pässe gegeben hat. Damit hat der ganze Ärger angefangen. Diese Pässe haben uns zu Kriminellen gemacht – und sie waren seine Idee.«
»Und wie geht es jetzt weiter?«
Richard dachte kurz nach. »Wir müssen den Indios hier vertrauen. An den Nexus können wir uns jedenfalls nicht mehr wenden, so viel ist klar«, sagte er.
Matt nickte und gähnte, denn er war plötzlich todmüde.
»Du solltest dich ein Stündchen aufs Ohr legen«, riet Richard. »Du musst total erschöpft sein. Und danach kannst du dich waschen und diese Klamotten ausziehen. Ich muss gestehen, dass ich dich in dieser Aufmachung kaum erkannt habe. Du siehst echt albern aus.«
»Vielen Dank!«
»Und dann kannst du mich deinem Freund Pedro vorstellen. Bei Sonnenuntergang werden wir alle auf dem großen Platz erwartet.« Richard lächelte. »Die Indios feiern eine Party, und wir sind eingeladen!«
Matt schlief bis zum Nachmittag. Als er aufwachte, brachte Richard ihn zum Badehaus – genau genommen waren es eine Reihe von Holzkabinen in einem Steinbau, durch dessen Wände ein nie endender Schwall Wasser strömte. Das Wasser war eiskalt, aber sauber. Die Farbe konnte es allerdings nicht abwaschen, und Matt kam genauso braun heraus, wie er hineingegangen war, aber zumindest fühlte er sich erfrischt.
Man hatte ihm neue Kleidung gegeben. Die Indios, die in Vilcabamba lebten, kombinierten traditionelle und moderne Kleidungsstücke – oben Ponchos und Strickmützen, unten Jeans und Turnschuhe. Als Matt gebadet hatte, bekam er einen neuen Poncho, diesmal einen dunkelroten mit einem grünen Muster am Rand. Merkwürdigerweise war es ihm kein bisschen peinlich, solche Sachen zu tragen. Vielleicht hatte er sich in den letzten Wochen derart verändert, dass er selbst nicht mehr wusste, wer er wirklich war.
Dann wurden er und Richard zu einem Gebäude am Stadtrand gebracht, das mindestens doppelt so groß war wie die anderen. Überall waren Indios damit beschäftigt, Vorbereitungen für das Fest zu treffen. Sie stellten Tische auf, entzündeten Feuer und trugen Tabletts voller Essen und Getränke nach draußen. Die Sonne war leuchtend rot und versank bereits hinter den Bergen unter ihnen. Für Matt war es eine ganz neue Erfahrung, die Sonne aus dieser Perspektive zu sehen. Normalerweise sah er zu ihr auf, aber jetzt schien er über ihr zu sein und konnte zusehen, wie sie in der Tiefe verschwand.
Das Gebäude, das sie betraten, war ein Palast. Das erkannte Matt, ohne dass man es ihm sagen musste. An jeder Seite der Tür stand ein Wächter, der zeremoniell in eine Tunika gekleidet und mit einem goldenen Speer bewaffnet war. Weitere Wächter standen auf dem Gang, der ins Palastinnere führte. Im hinteren Teil des Raumes stand ein Thron, auf dem ein Mann in einem langen Gewand saß, der einen Kopfschmuck und Goldscheiben als Ohrringe trug. Er war nicht viel älter als Richard, aber er strahlte eine solche Zuversicht und Ernsthaftigkeit aus, dass er auf Matt alterslos wirkte. Matt blieb stehen und verbeugte sich vor ihm. Anscheinend hatten die Indios einen Anführer.
»Willkommen, Matteo«, sagte der Mann in perfektem Englisch. Er hatte denselben Akzent wie Atoc. Das lag daran, dass Quechua seine Muttersprache war, die Sprache, die die Indios gesprochen hatten, bevor die Spanier kamen. »Mein Name ist Huáscar, und ich bin froh, dich endlich kennen zu lernen. Darauf warte ich schon lange, und mein Volk hat noch länger darauf gewartet. Nehmt bitte Platz.«
Vor dem Thron standen vier niedrige Stühle. Richard und Matt setzten sich. Einen Moment später kamen Pedro und Atoc durch einen Seiteneingang herein. Pedro hatte auch neue Kleider bekommen. Sein Poncho war hellblau. Er verbeugte sich vor dem Anführer und setzte sich neben Matt. Der vierte Stuhl war für Atoc.
»Auch du bist willkommen, Pedro«, fuhr Huáscar fort. Matt und Richard zuliebe sprach er immer noch Englisch, aber Atoc flüsterte Pedro leise die Übersetzung ins Ohr. »Uns bleibt nur noch wenig Zeit, und wir haben viel zu
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