Teufelstod: Band 2 (German Edition)
Geländer der Mittelplattform. Niemand war bei ihm, und doch schien er vor etwas – oder jemandem – zurückzuweichen.
»Du verlierst sie«, sagte Luzifer. »Du verlierst alles, was du bist. Denk darüber nach. Du kannst nicht …«
Emily schwamm an der Insel vorbei und sah Damians Körper auf der Wasseroberfläche treiben.
»Damian!« Zitternd packte sie seine Jacke. »Damian!«
Mit aller Kraft drehte sie ihn herum, sodass sein Gesicht nicht mehr im Wasser lag.
In seiner Stirn klaffte ein blutiges Loch.
Emily erschrak so sehr, dass sie ihn beinahe wieder losgelassen hätte. In seiner Stirn klaffte ein Loch! Nein. Sie erstickte. Japsend versuchte sie Atem zu holen, gleichzeitig Damian festzuhalten und nicht unterzugehen.
»Nein, nein, nein, nein.« Sie bekam keine Luft. Das durfte nicht sein. Er war doch eben noch da gewesen. Wie …
»Ich hab ihn.«
Plötzlich war Marita bei ihr. Schwarze Wimperntusche lief ihr über die Wangen, aus der einst so kunstvollen Frisur tropfte das Wasser traurig hinab. »Alles klar, ich hab ihn. Es ist alles gut. Du kannst loslassen. Emily, lass los! Ich bin da.«
Marita nahm Damian in die Arme und hielt seinen Kopf über Wasser. Emily hatte auf einmal keine Kraft mehr. Ihre Zähne klapperten, und ihr Körper wurde von Schüttelfrost ergriffen. Trotzdem klammerte sie sich weiterhin an Damian fest.
»Emily!« Marita schrie ihr förmlich ins Gesicht. »Sieh mich an! Sieh mich an, Emily! Bleib hier! Schwimm! Du musst schwimmen.«
Emily blickte in die dunklen Augen der einstigen Schulbarbie.
»Schwimm, Emily! Schwimm!«
Sie bewegte ihre Beine, ihre Hände krallten sich immer noch in Damians Jacke.
In seiner Stirn klaffte ein Loch.
»Emily?« Es war Jophiel, der da wasserspritzend neben ihr auftauchte. »Emily, lass ihn gehen! Er ist tot. Lass ihn los! Marita, lass ihn los!«
Emily hörte ihn kaum. Stattdessen vernahm sie Luzifers Stimme: »Du bist mein Sohn. Du bist alles, was mir von ihr geblieben ist. Ich tat das alles für dich! Ich wollte dich nur beschützen.«
Langsam wandte sie den Kopf und blickte zur Plattform. Im nächsten Moment schrie Luzifer auf. Von einem Augenblick zum nächsten lag das halbe Amulett an seiner Brust. Grelles Licht ging davon aus. Emily kniff die Augen zusammen, um nicht geblendet zu werden. Luzifers Schrei gellte in ihren Ohren. Er nahm die gesamte Höhle ein, verband sich mit dem Brüllen eines wilden Tiers, verzerrte sich zu einer dämonischen Stimme. Dann verklang sie.
Emily öffnete die Augen und blickte zur Plattform.
Luzifer war fort.
Da fuhr ein Zittern durch Damians Körper. Emily drehte sich zu ihm um, und Marita und Jophiel starrten ihn entgeistert an. Gelbe Lichtpunkte tanzten über ihm, brachten das Wasser zum Leuchten.
»Was geschieht hier?«, fragte Marita keuchend.
Sein Körper wurde leichter, löste sich in dem Funkeln des Lichtes auf. Emily öffnete den Mund, doch sie brachte kein Wort heraus. Nein, nein, nein , dachte sie nur. Bleib bei mir, bleib bei mir! Sein Körper löste sich auf. Er löste sich in ihren Händen auf!
»Er wurde erschaffen«, hörte sie Jophiel wie aus weiter Ferne. »Dieser Körper wurde niemals geboren. Er wurde erschaffen, und so … vergeht er, jetzt da er tot ist.«
Emily sah auf das leuchtende Wasser hinab, sah in Damians Gesicht, bis nichts mehr davon übrig war und nur noch tanzende Funken zurückblieben.
»Bleib bei mir!«, flüsterte sie, doch ihre Hände hielten nichts mehr fest, tauchten ein in Wasser, in Kälte, in Nichts.
»Er hat Luzifer verbannt«, sagte Michael. »Er war immer noch ein Schutzengel. Das Amulett wurde ihm verliehen. Aber dazu musste er sterben.«
Emily fuhr herum, um all ihren Schmerz an diesem Engel auszulassen, da geschah etwas Unglaubliches.
Damian erschien auf der Plattform. Auf einmal war er genau dort, wo Luzifer eben noch gestanden hatte. Er war wieder da!
Piepsend schnappte sie nach Luft. Auch Will und Annie, die auf der Brücke zusammenstanden, schrien auf.
»Damian?« Emily traute ihren Augen nicht. Er war doch bei ihr gewesen, in ihren Armen, er hatte sich aufgelöst.
»Damian!« Sie schwamm auf ihn zu, so schnell sie konnte, ohne auch nur eine Sekunde den Blick von ihm zu nehmen. Er war da, er war wieder da! Wie war das möglich?
Er schien sie jedoch nicht zu sehen. Zusammengekrümmt stand er da und starrte auf den Boden. Und dann brach ein Schrei aus ihm heraus. Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz, und er sank auf die Knie. Mit beiden
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