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Teufelstod: Band 2 (German Edition)

Teufelstod: Band 2 (German Edition)

Titel: Teufelstod: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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Damian.
    »Tu das nicht!«, hörte Emily da Annie rufen, aber sie wandte sich nicht um. Von Annie hatte sie im Moment wirklich genug.
    »Wir sind hier«, flüsterte sie und streckte die Hand nach Damian aus. »Wir sind hier.« Sie konzentrierte sich auf die Liebe in ihrem Inneren. Angst, Zorn, Verzweiflung – all das versuchte sie auszusperren, als sie ihre Finger auf Damians Brust legte. Eine Welle aus Eis und Feuer schwappte über sie hinweg. Sie wusste nicht, ob sie Kälte oder Hitze verspürte. Es brannte lediglich, es tat weh, und ein grauenhafter Geruch, den sie nicht einzuordnen vermochte, strömte in ihre Nase.
    »Alles wird gut«, sagte sie immer wieder wie eine Beschwörungsformel, »alles wird gut, alles wird gut. Das Böse wird dich nicht bekommen. Wir lassen es nicht zu dir. Wir sind da. Wir sind da. Wir sind deine Freunde, Damian, wir lieben dich. Die Hölle kann die Liebe nicht besiegen. Wir sind da.« Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Jophiel neben ihr niederkniete.
    »Du bist der Himmel«, sagte der Engel an Damian gerichtet, »halte fest daran. Sei der Himmel. Du kannst ihn dir bewahren. Wir sind hier. Wir helfen dir. Halte durch.« Er hob seine Hand. Emily sah, dass sie zitterte. Dann legte er sie auf Damians Rücken. »Wir sind hier.«
    Damian keuchte und schien mit geschlossenem Mund zu schreien. Seine Augen waren fest zusammengepresst, und Emily wusste, sie spürte nur einen Bruchteil des Schmerzes, der in seinem Inneren tobte.
    »Wir halten dich«, fuhr Jophiel fort, und da bemerkte Emily, dass Michael sich abwandte und davonging. Er war nicht bereit, dieses Opfer auf sich zu nehmen, und Emily war bewusst, welche Konsequenzen Jophiel nach seiner selbstlosen Tat erwarteten. Er war kein Engel mehr. Er konnte nie mehr in den Himmel zurück. Sie alle hatten die Hände nach Damian ausgestreckt und glaubten daran, ihn mithilfe ihrer Kraft und Liebe abschirmen zu können. Damian würde der neue Herrscher der Unterwelt werden, dagegen konnten sie nichts mehr unternehmen, aber sie konnten beeinflussen, was für ein Herrscher er sein würde. Das Böse durfte ihn nicht kriegen. Das Gute würde gewinnen. Das Gute würde über die Hölle siegen und einen Engel als Herrscher der Unterwelt bekommen.
    Das verzehrende Feuer jagte durch ihren Körper, doch Emily kämpfte dagegen an. Sie beschwor das Bild der Gänseblümchenwiese herauf, Damians Lachen, seine Unbeschwertheit und Heiterkeit. Liebe. Himmel. Eine Einheit. Freundschaft. Das Gute.
    Neben ihr sah Will hoch. »Annie!«, rief er. »Komm her! Hilf uns!«
    »Ich …« Ein Schluchzen. »Es tut mir leid. Ich … ich kann nicht.«
    Als Emily ebenfalls hochblickte, sah sie gerade noch, wie Annie hinausstürmte. Es kümmerte sie nicht. Dafür war keine Zeit. Sie durfte keinen Groll empfinden. Sie hatte Damian, den Menschen, verloren, aber sie war bereit, alles zu geben, um zu retten, was zu retten war.

Teufelsengel
    D amian öffnete die Augen. Sein Atem normalisierte sich wieder. Vorsichtig ließ er die angespannte Konzentration seiner Meditation abklingen und richtete sich auf. Er befand sich in einer prachtvollen Halle mit hohen Bogenfenstern aus buntem Glas und marmornen Fliesen. Etwas erhöht und über drei Stufen erreichbar stand ein Stuhl. Nein, es war kein Stuhl, es war ein Thron. Doch Damian hatte kein einziges Mal dort Platz genommen. Natürlich könnte er diesen Ort beliebig verändern, er könnte einen Garten daraus machen, eine Wolke, ein gemütliches Haus. Aber Damian sah keinen Nutzen darin, sich hier irgendwie nett einzurichten, genauso wenig wollte er auf seines Vaters Stuhl sitzen. Lieber saß er auf dem Boden, schloss die Augen und lauschte auf die Geräusche seines Atems. Er versuchte sich zu erinnern, wie es gewesen war, als Mensch zu atmen. Dies war das Einzige, woran er in jenen Momenten des Abschaltens dachte und woran er sich festhielt. Und es half dabei, die Bilder von ihm fernzuhalten, die Geräusche und Emotionen. Wenn Luzifer verbannt wird und ein neuer Herrscher seinen Platz einnimmt, geht all das Böse des Tartaros in den neuen Teufel über. Bisher hatte Damian nie richtig verstanden, was das wirklich bedeutete. Für ihn war die Hölle stets ein Ort des Bösen und der Grausamkeiten gewesen. Doch es war gar nicht dieser Ort. Es waren die Menschen. Das hatte Damian jetzt verstanden. Ununterbrochen sah er sie vor sich: die Taten der Menschen, deren Seelen im Tartaros brannten. Er sah, was jene Menschen ihren Opfern einst

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