Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelstod: Band 2 (German Edition)

Teufelstod: Band 2 (German Edition)

Titel: Teufelstod: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
Vom Netzwerk:
angetan hatten, er sah Gräueltaten, die er sich in seinen kühnsten Fantasien nicht hätte vorstellen können. Er sah, was Unschuldigen angetan worden war, er hörte die Schreie, spürte die Angst – und gleichzeitig das Entzücken und Vergnügen der Mörder. Er spürte auch die rasende Wut, von der manche geleitet worden waren, den Wahnsinn oder auch die Erregung. Jede grausame Seele schien sich in sein Innerstes zu schleichen und nur durch Konzentration und seine Erinnerung an das Menschsein konnte er den Tartaros – das Böse in den Menschen, die Dämonen, die sie selbst erschaffen hatten – von sich fernhalten. Zumindest für ein paar gnädige Momente.
    Wie hatte sein Vater all das ausgehalten? Wie hatte er es geschafft, mit diesen Bildern und Emotionen zu existieren? Hatte er einfach losgelassen? Sich geöffnet und den Schmerz von sich Besitz ergreifen lassen, sodass er ein Teil von ihm wurde? Oder hatte er dagegen angekämpft, so wie Damian es jede Sekunde tun musste, um nicht zerstört zu werden?
    Der Ansturm der menschlichen Taten, der Bilder von Verstümmelung und Folter aus Jahrtausenden hatte ihn während der Transformation unvorbereitet getroffen. Er hatte nicht damit gerechnet, es war alles zu schnell gegangen. In einem Moment hatte er seinem geschwächten Vater die Kette umgelegt und in den Tartaros geschickt und im nächsten war die Welt über ihm zusammengebrochen. Die tosende Woge war zu plötzlich und heftig gekommen, als dass er sich dagegen hätte wehren können. Doch dann waren da plötzlich diese Mauern gewesen. Sie hatten ihn eingeschlossen und gegen den Tartaros abgeschirmt. Sie hatten ihm ermöglicht, eigene Barrieren zu errichten. Sie hatten ihm die nötige Zeit verschafft, um sich gegen das Kommende zu wappnen. Eine Ewigkeit des Kampfes. Nie wieder würde er ohne diese Bilder sein, aber immerhin hatten sie ihn nicht beim ersten Ansturm niedergerungen. Und das verdankte er den Menschen, genauso wie das Böse von den Menschen kam. Seine Freunde hatten ihn beschützt. Es gab auch Güte auf der Welt, was in Anbetracht der niederen Taten, die er nun sehen musste, leicht zu vergessen war. Doch er klammerte sich daran. Er klammerte sich an dieses Opfer, das seine Freunde für ihn gebracht hatten. Gerne dachte er an Will und dessen Worte über den Himmel, die jedes höhnische Lachen, jede Dämonenstimme übertönt hatten. Er dachte an Jophiel, der seine Existenz als Engel geopfert hatte, um einem höheren Zweck zu dienen und der Hölle einen Herrscher mit einem Rest Güte zu geben. Er dachte an Michael, der ihm den letzten Weg ermöglicht hatte. Niemand sonst wäre in der Lage gewesen, den Kampf gegen Luzifer auf diese Weise zu beenden – auf die einzig wirkungsvolle Weise. Niemand sonst hätte ihn getötet. Und er dachte lächelnd an Marita, die sich so unerschrocken und selbstlos für ihn eingesetzt hatte. Sie alle gaben ihm Kraft. Nur an eine durfte er nicht denken. Allein der Gedanke an sie erfüllte ihn mit Wut. Wut darüber, dass es so hatte kommen müssen, dass er aus seinem Glück gerissen worden war, dass er alles verloren hatte. Sie war ihm weggenommen worden. Er hatte sie zurücklassen müssen, und er durfte sie nie wiedersehen, er durfte noch nicht einmal nachsehen, ob es ihr gut ging. Oh, natürlich könnte er das. Er konnte alles tun, er war schließlich ein echter und wahrhaftiger Gott. Für ihn gab es keine Grenzen mehr, und trotzdem war er ein Gefangener. Gefangen zwischen den Bildern und Emotionen von Bestien, die sich einst Menschen nannten. Wie könnte er Emily so etwas antun? Ihn, den Teufel, an ihre Seite zu lassen. Nein, er musste sie aus seinen Gedanken aussperren, er durfte ihr Bild nicht vor sich sehen, denn es tat noch mehr weh als jene Bilder des Tartaros. Der Schmerz und die Wut hießen die dunklen Seelen willkommen, und er musste sich an die Güte klammern, an Will, Jophiel, Michael und Marita. Sie mussten ihn halten. Anders ging es nicht. Bis er eine Lösung gefunden hatte.
    Damian starrte auf das Muster im Marmor des Bodens und seufzte laut auf. »Also gut«, murmelte er mit rauer Stimme, da er sie nur noch selten benutzte. »Sehen wir mal, wie es dir geht.« Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er das Mosaik aus Grautönen, und im nächsten Moment begann sich der Boden vor ihm zu teilen. Er musste nirgends hingehen, er musste nichts tun . Er war jetzt kein Mensch mehr. Ein Gedanke reichte aus.
    Hitze schlug ihm aus dem Spalt entgegen, doch Damian schaltete

Weitere Kostenlose Bücher