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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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verschaffte ihm ein Gefühl der Genugtuung, dass der Vatikan die Einschränkungen bezüglich des lateinischen Messritus neuerdings wieder gelockert hatte. Ja, in ihm machte sich mehr und mehr der zufriedenstellende Eindruck breit, Rom werde die menschen- und weltorientierten Aufbrüche des Konzils niemals so ganz ernst nehmen.
    Als Mesner und Ministrant fungierte in Kautlers Gottesdienst Franz Schaffer, der zweite Mesner von AltSankt-Anna, der mehr oder weniger regelmäßig im Säkularinstitut aushalf. Laubmann erfuhr jedoch erst hinterher, dass Schaffer der unmittelbare Kollege des vor zwei Tagen getöteten Mesners Reinhold Müller war; denn sonst hätte er gleich nach dem Gottesdienst detektivisch mit ihm geplaudert. Franz Schaffer musste außerdem direkt im Anschluss an den Institutsgottesdienst zurück nach Alt-Sankt-Anna, um dort für die erste Sonntagsmesse zur Verfügung zu stehen; und für Laubmann hatte zu dieser Zeit das Frühstück Priorität. Er fühlte sich ausgehungert. An die eucharistische Nüchternheit vor dem Kommunionempfang nämlich hielt man sich im Säkularinstitut noch unverbrüchlich.
    Am gestrigen Abend hatte Gabriela Schauberg ihren Gast nur der Institutsleiterin vorgestellt. Nun lernte Laubmann auch die übrigen Frauen persönlich kennen, alle in ihrer taubenblauen Tracht, und konnte einige Worte mit ihnen wechseln: die Seniorinnen Kunigunda Mayer und Dorothea Förnberg sowie die gelernte Altenpflegerin Agnes Zähringsdorf, der er bereits des Nachts in der Kapelle begegnet war. Sie überragte ihn beinahe um einen Kopf, und ihre Gesichtshaut hatte noch denselben fahlen Ton wie in der Dunkelheit.
    Nach dem Frühstück, also zu einem Zeitpunkt, als sich in Bad Kissingen Rose, Irene und Elisabeth schon wieder ihrem Wellness-Programm zu widmen begannen, zeigte ihm Gabriela Schauberg das Schloss. Sie führte ihn, vom Treppenhaus des Mitteltraktes aus, durch die Flure der Dreiflügelanlage, durch den Spiegelsaal, die Bibliothek, in der sich Laubmann bei anderer Gelegenheit gern länger aufgehalten hätte, und die sonstigen Turmzimmer. Nur den Klausurbereich mit den privaten Zimmern der Frauen im Dachgeschoss des linken Flügels durfte Philipp Laubmann nicht betreten. Das war ausnahmsweise nur der Polizei gestattet gewesen. Das Zimmer der Ermordeten war zudem versiegelt.
    Bald verfielen sie in einen kriminalistischen Gedankenaustausch darüber, wie der Mord im Park abgelaufen sein konnte, und sie knüpften an ihr Gespräch in Bad Bocklet an, sprachen über die möglichen Motive eines Täters oder einer Täterin. Laubmann erwähnte anbei die vier im Säkularinstitut verbliebenen Frauen, was Gabriela Schauberg ganz und gar nicht gefiel. Sie erachtete es für völlig ausgeschlossen, dass eines der Mitglieder des Instituts zu einer solch frevelhaften Tat fähig wäre.
    «Man muss bei einem Mord auch immer Eventualitäten bedenken, die nicht ins Schema passen», erwiderte Laubmann.
    Natürlich ließen sich, gestand Gabriela ihm zu, aus den vorhandenen Konflikten Motive konstruieren, etwa dass Margarete bei der anstehenden Wahl um den Vorsitz im Institut für Gertrud bekanntermaßen eine ernsthafte Konkurrentin gewesen wäre; oder dass Agnes zukünftig mehr Ordensähnlichkeit für das Institut anstrebe, wogegen sich Margarete gesträubt habe, weil ihr die Öffnung nach außen ein besonderes Anliegen gewesen sei.
    «Und Ihre beiden Seniorinnen», spekulierte Laubmann, «waren sie es nicht, die der Vergangenheit Margarete Müllers kritisch gegenüberstanden?»
    «Das stimmt; aber mein lieber Herr Dr. Laubmann, Sie müssen begreifen, wir leben hier zusammen, pflegen eine Gemeinschaft, und das unter christlichen Vorzeichen. Wir sind alles andere als gewalttätig!»
    «Vielleicht steckt eine unerträgliche Verzweiflung hinter dem Mord, weil sich jemand in der Gemeinschaft eingesperrt fühlt, oder ein gegenseitiges Verletztsein.»
    «Dazu kennen wir uns viel zu gut. Und wir vertrauen uns!»
    Laubmann gab nicht nach. «Vielleicht eine Manipulation von außerhalb oder ein Komplize.»
    «Nun ist es aber genug!» Gabriela Schauberg reagierte aufgebracht. «Ich möchte jetzt von etwas anderem reden. Oder ich kann mich zurückziehen, wenn Sie wollen.»
    «Nein, bleiben Sie bitte. Ich entschuldige mich auch für meine penetrante Fragerei. Meine Schwäche ist das Ergründen der Wahrheit.»
    «Das sollte Ihre Stärke sein.»
    Sie waren indes wieder im Treppenhaus des Mitteltraktes angelangt, und Laubmann wollte

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