Teufelswasser
zur Korpulenz.
Oberkommissarin Vogt wartete noch einen Moment, doch von Laubmann kam keine weitere Reaktion. «Das ist Dr. Gabriel Goergen, der zweite Badearzt am Alten Kurbad. Er hat den Mesner Reinhold Müller bei dessen Kurantritt untersucht.»
«Der Herr ist nie und nimmer, falls Sie darauf anspielen, der unbekannte Arzt, den ich von meinem Moorbad aus gesehen habe.» Für Laubmann bestand kein Zweifel. «Sie erinnern sich bestimmt meiner Aussage, dass Reinhold Müller den Mann, der zu ihm in die Kabine gekommen ist, gefragt hat, ob er auch Arzt sei. Wäre es Dr. Goergen gewesen, hätte Herr Müller nicht zu fragen brauchen.»
Das klang logisch, fand die Kommissarin. «Halten Sie es für möglich, dass die unbekannte Person verkleidet war?»
«… also vielleicht nicht einmal Arzt ist? Ja, weshalb denn nicht? Wenngleich ich nur ein, zwei Sekunden hatte, um etwas wahrzunehmen.» Philipp juckte die Nase. Das musste an der Klimaanlage liegen.
«Könnte es auch eine als Mann verkleidete Frau gewesen sein?»
«Ist das nicht zu weit hergeholt?», sagte Lürmann.
Philipp Laubmann griff jedoch den Gedanken der Kommissarin auf. «Falls wir es mit einer Maskerade zu tun haben, warum dann nicht mit einer vollkommenen? Die Zahl der Verdächtigen wird damit allerdings nicht geringer. Sogar Dr. Goergen käme unter diesem Aspekt in Frage.»
Juliane Vogts Lippen zuckten boshaft. «Ich verstehe durchaus, Herr Dr. Laubmann, dass Sie die Zahl der Verdächtigen nicht verringern möchten. Das Problem ist nur, dass außer Ihnen niemand eine unbekannte Person bemerkt zu haben scheint.»
«Eine Halluzination meinerseits schließe ich aus, Frau Vogt.»
«Aber ich schließe keineswegs aus, dass Sie diese Person bloß erfunden haben.»
Lürmann wollte Laubmann beispringen. «Könnte es nicht doch der Badearzt gewesen sein, der Philipp untersucht hat, dieser Dr. Pabst?»
«Das ist nett von dir gemeint», bedankte sich Laubmann, «aber ich hatte so auf Anhieb nicht den Eindruck. Wenn wir freilich den Aspekt der Maskerade berücksichtigen, werde ich unsicher.»
«Dazu haben Sie auch allen Grund», resümierte Oberkommissarin Vogt. «Sie sind der Einzige unter den Befragten, der von dieser Person gesprochen und der zugleich den Mesner gekannt hat sowie über das Säkularinstitut Bescheid weiß.»
Für die Polizeiobermeisterin Cordula Hilder fügte sie hinzu: «Die Befragung Dr. Goergens kann beendet werden.»
***
Als die Kommissarin allein in ihr Büro zurückkehrte, nachdem sie vor einem Toilettenspiegel die mattrote Farbe auf ihren Lippen mit einem Lippenstift nachgezogen hatte, wartete eine ebenfalls für den heutigen Mittwoch einbestellte Kandidatin auf dem unbequemen Stuhl nahe dem Schreibtisch: Barbara Brender.
Der anwesende uniformierte Beamte, der die Badegehilfin des Alten Kurbads ins Büro begleitet hatte und an der Wand auf einem gepolsterten Stuhl saß, blieb als Zeuge im Raum.
Juliane Vogt setzte sich fast grußlos ihr gegenüber auf die Schreibtischkante, denn sie wollte mit der Brender alles andere als von Frau zu Frau sprechen. «Ich habe einige Fragen an Sie.»
Die Badegehilfin sah mindestens genauso verhärmt aus wie bei der ersten Begegnung mit der Oberkommissarin direkt nach dem Mord an Reinhold Müller. Sie hatte dunkle Ringe um die Augen und weiterhin die rechte Hand verbunden. Es war nicht zu unterscheiden, ob sie noch immer wegen des Mordfalls geschockt war oder darüber, vorgeladen zu sein.
Kommissarin Vogt strahlte wesentlich mehr Selbstsicherheit aus. «Frau Brender, Sie haben bei meiner ersten Befragung verneint, den Mesner Reinhold Müller gekannt zu haben. Bleiben Sie bei dieser Aussage?»
Barbara Brender reagierte nicht sofort.
«Ich erwarte eine Antwort!»
«Nein … das heißt, ja, ich habe ihn nicht gekannt.»
«Wie wollen Sie dann erklären, dass sie am Dienstag, dem 10. April, und somit drei Tage vor seinem Tod, zusammen mit Herrn Müller in den Arkaden am Kurgarten gesehen worden sind? Wir haben Frau Giehl befragt – Ihre Kollegin, die Ihnen die Hand verbunden hat. Sie hat mitbekommen, wie Sie auf ihn sogar heftig eingeredet haben. – Wie stehen Sie dazu?»
Die Badegehilfin starrte an der Kommissarin vorbei auf den Schreibtisch, und ihre Hände verkrampften sich. «Ich hab … ich habe damit doch nur gemeint, dass ich ihn nicht näher gekannt habe.» In ihrer Stimme lag ein Zittern.
«Das ist keine Antwort. – Woher also haben Sie ihn gekannt?»
«Ich habe ihn flüchtig aus
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