Teufelswasser
Bamberg gekannt.» – Mehr sagte Barbara Brender wiederum nicht.
«Sind Sie mit einer Familie Brender in Bamberg verwandt, die eine Gärtnerei betreibt und bis vor kurzem die dortige Pfarrei Alt-Sankt-Anna beliefert hat?»
«Das sind meine Eltern.»
«Und weiter!»
«Wir sind ein Familienbetrieb.»
Die Oberkommissarin gab sich noch resoluter. Barbara Brender sollte nicht glauben, sich mit hinhaltenden Antworten herauswinden zu können. «Nun lassen Sie sich nicht jedes Wort aus der Nase ziehen! Auf dem Stuhl saßen schon ganz andere.»
Die Badegehilfin holte tief Luft. Sie spürte, dass die Kommissarin informiert war. «Herr Müller hat meine Eltern verdächtigt, gegenüber seiner Pfarrei falsche Rechnungen ausgestellt zu haben – meinen Sie das? Und sein Pfarrer, dieser Monsignore, hat danach alle Aufträge storniert.»
«War es das, was Sie mit Reinhold Müller zu besprechen hatten?»
«Sie verstehen das nicht. – Vielleicht ist meinen Eltern ja mal ein Abrechnungsfehler unterlaufen. Aber es wurde nie eine Anzeige erstattet. Und die stornierten Aufträge der Pfarrei sind auch nicht so wichtig. Schlimm ist nur, dass sich dieser Verdacht in der Pfarrei und weit darüber hinaus herumgesprochen hat und deshalb die Kundenzahl drastisch zurückgegangen ist. Wenn das so bleibt, ist unser Geschäft ruiniert.»
«Haben Sie das Herrn Müller vorgeworfen?»
«Sie verstehen das noch immer nicht. – Ich habe zwei Ausbildungen gemacht; einmal in der Gärtnerei meiner Eltern und einmal hier in Kissingen. Ich gehe auf die dreißig zu; meine Eltern wollten mir demnächst die Gärtnerei übergeben. Das ist nämlich mein Traumberuf. Und jetzt kann ich vermutlich alles in den Wind schreiben. Das hab ich Herrn Müller ins Gesicht gesagt.» Barbara Brender blickte wütend auf.
«Und er?»
«Er hat nur herumgestottert und mir was von seiner Pflicht erzählt.»
Die Kommissarin begann etwas einfühlsamer mit der Verdächtigen zu reden: «Ich kann Sie schon verstehen. Herr Müller ist nicht auf Ihr Problem eingegangen und hat Sie einfach ignoriert. Sie waren aufgewühlt, Sie waren enttäuscht, und ein paar Tage später stand er in der MoorbadAbteilung vor Ihnen. Der ganze Ärger kam in Ihnen wieder hoch. Sie haben, möglicherweise aus einem spontanen Impuls heraus, die Gelegenheit ergriffen, sich an ihm zu rächen.» Juliane Vogt sah Barbara Brender in die Augen. Der Beamte im Hintergrund hörte gespannt zu.
«Das ist nicht wahr», flüsterte die Badegehilfin, weil ihr für einen Moment die Stimme versagte. Sie hustete und hob ihre verbundene Hand leicht an. «Sie wissen doch, dass ich mich verletzt hatte. Ich war nicht bei den Kabinen, als er …», sie schluckte, «als Herr Müller getötet wurde. Das kann meine Kollegin bezeugen, und das kann Herr Laubmann bezeugen.» Barbara Brender sah Juliane Vogt jetzt ebenfalls in die Augen.
Die Kommissarin machte kein Zugeständnis. «Beide Aussagen sind nicht allzu belastungsfähig. Zudem decken sie nicht die gesamte in Frage kommende Zeit ab. Eine Lücke bleibt. Sie hätten Reinhold Müller zwischen dem Eintreten Ihrer Verletzung und Ihrem Gang zur Kollegin töten können. Die Glasscherbe hat Sie schließlich nicht bewegungsunfähig gemacht.»
Die Badegehilfin Brender bemühte sich, gefasst zu bleiben. «Aber Herr Laubmann hat doch bestätigt, dass er nach meinem Weggehen Herrn Müller noch hat sprechen hören.»
«Herr Laubmann hat allerdings auch bestätigt, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht richtig zurechnungsfähig war. Er könnte sich also getäuscht haben oder getäuscht worden sein.»
Barbara Brender wehrte sich. «Ich habe stark geblutet. Ihrer Ansicht nach habe ich mit der blutenden Hand ins Moorwasser gefasst. Im Wasser war aber kein Blut von mir.»
«Das Wasser war abgelassen, als meine Kollegen und ich eingetroffen sind.»
«Herr Laubmann hat das Wasser abgelassen, weil er Herrn Müller retten wollte!» Barbara Brender war lauter geworden. «Haben Sie denn Blut von mir in der Wanne oder im Abfluss gefunden?»
Die Kommissarin lächelte ein bisschen und meinte nur: «Sie haben dazugelernt. Nein.»
Der Beamte wollte sich bereits erheben, weil er glaubte, die Befragung sei hiermit beendet. Doch Juliane Vogt rührte sich noch nicht und fixierte Barbara Brender erneut, die verlegen wegschaute. «Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass der Mord von zwei Personen ausgeführt wurde; dass Sie also Unterstützung hatten oder jemanden unterstützt haben. Falls das
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