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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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zutrifft, werde ich nachweisen, wer das war, egal, ob eine der anwesenden Personen oder jemand von draußen.»

XVIII
    DER KURSEELSORGER IN VERTRETUNG, Prälat Albert Glöcklein aus Bamberg, musste einfach einmal die Spielbank, diese «Höhle des Lasters», von innen gesehen haben. Das war er seiner gegenwärtigen Aufgabe schuldig. Denn wie sonst könnte er das eine oder andere seiner «Schäfchen» vor der Oberflächlichkeit des Spiel-Vergnügens bewahren, wenn er überhaupt keine Ahnung hatte, wie die Regeln waren?
    Neugierig und zugleich verunsichert ob der Dinge, die seiner harrten, näherte sich Glöcklein bei hereinbrechender Dunkelheit Bad Kissingens Kasino, das in staatlichen Händen war. Er überschritt eine der Saale-Brücken, deren Laternen, die auf Kandelabern saßen, schon leuchteten, sodass sich die Lichter auf dem Fluss widerspiegelten. Da konnte sich selbst der katholische Geistliche, der aus dem abgelegenen Steigerwald stammte, einer Ahnung von Glamour nicht entziehen.
    ‹Rein äußerlich sieht die Spielbank gar nicht so verwerflich aus›, dachte der Prälat auf seinem Weg durch die peinlich gepflegten Kuranlagen. Dabei wusste er nicht, dass ein Teil des herrschaftlichen Gebäudes ursprünglich sogar ein die Gesundheit förderndes Badehaus gewesen und als «Actienbad» begründet worden war. Denn die Einwohner Kissingens hatten dessen Erbauung durch den Erwerb von Aktien finanziert.
    Vielleicht würde bei seiner Recherche im Kasino ja auch ein Thema für eine geharnischte Sonntagspredigt herausspringen. Und falls er selbst bei einem der Spiele einen bescheidenen Gewinn einstreichen würde, dann würde er ihn natürlich sofort der Kirche spenden, wenigstens einen Teil davon. «Andererseits: Gott würfelt nicht», zitierte Albert Glöcklein leise für sich den Satz Albert Einsteins und beschloss, den Spielerträumen nicht allzu sehr nachzugeben.
    Mit dunkler Sonnenbrille im Gesicht, einem schwarzen Hut auf dem Kopf und mit hochgeschlagenem Mantelkragen betrat er das Entree der Spielbank, wobei er vorsichtig um sich blickte, als ob ihn jemand sofort als Priester entlarven müsse und des Hauses verweisen würde. Stattdessen schaute ihn die Dame an der Garderobe nur wenig erwartungsvoll und gar nicht kritisch an. Sie mochte um die 40 sein und hatte braunes Haar mit Dauerwellen-Frisur. Zu ihrer dienstlichen Ausstattung gehörte ein bayerisch-blaues Kostüm, das an den Oberarmen links und rechts mit silbernen Rautenwappen bestickt war, gehalten von silbernen Löwen.
    Glöcklein zog seinen schwarzen Mantel aus und legte ihn zusammen mit dem Hut auf die Theke. Nun kam freilich seine Berufskleidung zum Vorschein: der schwarze Anzug eines Priesters mit goldenem Kreuzchen am linken Revers und der entsprechende Stehkragen.
    Routiniert hängte die Angestellte den Mantel und den Hut an eines der Hakengestelle hinter der Theke, gab eine Nummer aus und kassierte einen Obolus dafür. «Möchten Sie nur in den Automatensaal oder auch nach oben, zum Roulette, Herr Pfarrer?»
    «Woran haben Sie das erkannt?», fragte Glöcklein verdutzt.
    «Ich bin katholisch», antwortete sie knapp.
    Albert Glöcklein nahm die Sonnenbrille ab, barg sie in der Innentasche seiner Anzugjacke und setzte seine Goldrandbrille auf. Mit ihr sah er ohnedies besser. Da er nun mal enttarnt war, konnte er auf sein Inkognito verzichten.
    «Im oberen Saal besteht für Herren allerdings Krawattenpflicht», ließ die Angestellte verlauten und stellte einen Schuber mit diversen Leih-Krawatten und -Fliegen bereit. «Auch ein Sakko wird erwartet, aber da kann ich Ihren Anzug durchgehen lassen.»
    Der Prälat war recht angetan von der Aufmerksamkeit, die ihm entgegengebracht wurde. Weil sein Priesterkragen freilich bis über den Kehlkopf reichte und den Krawattengebrauch nicht zuließ, wählte er eine schwarze Fliege mit Gummizug, zahlte die Leihgebühr wie auch den geringfügigen Eintritt für den Roulette-Saal und griff dankbar nach dem Kasinoausweis sowie einem kostenlos ausliegenden Prospekt über die Spielmöglichkeiten im Hause.
    Dann suchte er die Toilette auf, denn er mochte die Fliege nicht in aller Öffentlichkeit anlegen. Beinahe hätte er die Tür verwechselt, denn die Piktogramme für die Damen- und die Herrenabteilung waren dermaßen neumodisch «designt», dass sie sich kaum unterscheiden ließen. Die Glamour-Welt brachte Glöcklein noch gehörig durcheinander. Mit Hilfe des Prospekts eignete er sich wenigstens rasch einige aufs Roulette

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