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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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Platz genommen; und ihre rechte Hand ruhte auf einem kleinen Stapel Akten, den sie aus ihrem Büro mitgebracht hatte. «Aber nicht der weise Zorn Gottes, sondern der blinde Zorn eines mörderischen Menschen hat Margaretes Tod verursacht.»
    «Der Mord sollte endlich aufgeklärt werden!», forderte die junge Agnes Zähringsdorf und sah vorwurfsvoll mit ihren grünlichen Augen zu Heinrich Kornfeld hin, als hege sie einen Verdacht gegen den Gärtner, der an diesem Vormittag ebenfalls mit am Tisch saß. Die vier im Institut verbliebenen Frauen waren anscheinend für jede weitere Person dankbar, die sich im Schloss aufhielt.
    Heinrich Kornfeld schwieg. Sollte ihn die Zähringsdorf ruhig verdächtigen. Vor ihr hatte er keine Angst. Vor keiner dieser Frauen. Angst hatte er nur davor, wenige Jahre vor der Rente seinen Arbeitsplatz zu verlieren.
    «Wir müssen aufhören, uns gegenseitig etwas vorzuwerfen!» Gertrud Steinhag klopfte heftig mit den zur Faust geballten Fingern der rechten Hand auf eine ihrer Akten. Eine solche Reaktion waren die Übrigen von ihr gar nicht gewohnt. «Ich werde meine Ansicht bezüglich des Verkaufs jedenfalls nicht ändern. Ich lehne ihn weiterhin ab.»
    «Da haben wir's!», zischte Agnes Zähringsdorf und rückte ihre Haube zurecht. «Hier wird jede Gelegenheit wahrgenommen, um alles zu zementieren.» Ihr war danach, einfach hinüber in die Kapelle zu «ihrem» Gott zu eilen, um den anderen zu zeigen, wer der alleinige Herr des Hauses war.
    « So spricht der Herr: Durch Warten und Ruhe sollt ihr gerettet werden. In Stille und Vertrauen liegt eure Kraft .» Die Leiterin wollte mit einem anderen Jesaja-Wort die Wogen glätten. Sie rieb sich zur Erwärmung die Hände. Ihre ansonsten rosige Gesichtsfarbe war fahl geworden.
    «Wir wollen bekannterweise auch keine Veränderung», meinte Kunigunda Mayer einsilbig.
    «Wir wären allerhöchstens bereit, das Angebot unseres verehrten Herrn Doktors zu erwägen», ergänzte Dorothea Förnberg.
    «Das ist ja interessant! Woher der abrupte Umschwung?» Agnes Zähringsdorf richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und stichelte gegen die beiden alten Frauen, die ihr doch eigentlich anvertraut waren: «Bloß weil der Herr Doktor heute wieder da war?»
    Mayers und Förnbergs Blicke fielen auf sie; ablehnende Blicke.
    In der Tat hatte der Hausarzt des Instituts, Dr. Anselm Walther, am Morgen für das körperliche Wohl der beiden Seniorinnen gesorgt. Zudem hatte sich der Geistliche Rat Kautler anschließend um ihr Seelenheil gekümmert. Solchermaßen gestärkt hatten sie es gewagt, ihre Meinung zu bekunden.
    «Durchaus möglich, dass Gott uns mit dem furchtbaren Ereignis auf eine anstehende Veränderung zu unser aller Wohl vorbereiten will», äußerte die Zähringsdorf ein wenig bedächtiger, wenngleich in ihrem ureigensten Sinne.
    «Da sollten wir sehr vorsichtig sein!» Gertrud Steinhag versuchte die nach ihrem Verständnis unbedachte Haltung der Zähringsdorf zu unterbinden.
    «Vielleicht wollte Gott uns wirklich und wahrhaftig ein Zeichen geben.» Agnes Zähringsdorf ließ sich nicht davon abbringen. «Nämlich dass wir unser Leben noch viel mehr nach ihm ausrichten und uns mehr nach innen wenden. Ich würde alles dafür einsetzen!»
    Gertrud Steinhag schüttelte verneinend den Kopf. «Genauso könnte der Todesfall eine Mahnung Gottes sein, damit wir nicht aufgeben. Eine Prüfung unserer Standfestigkeit. Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten , heißt es in Psalm 126. Und auch ich würde alles dafür einsetzen!»
    «Aber Standfestigkeit beweisen wir genauso, wenn wir woanders weitermachen», trotzte Agnes.
    «Weglaufen passt nicht zu unseren Zielen! Und jetzt erst recht nicht mehr!»
    Gertrud und Agnes blickten einander an, als würde jede die andere durchschauen.
    Reserviert hörte Heinrich Kornfeld dem Schlagabtausch zu. Die Frauen hatten ihn zu ihrer Versammlung hinzugebeten, um ihm ein Angebot zu unterbreiten. Falls sie das Schloss verkaufen, aber nicht wegziehen würden, bräuchte er keine Sorge zu haben, seine Stelle zu verlieren. Sie würden darauf hinwirken, dass er als Gärtner hier bleiben könne. Falls sie jedoch wegziehen würden, zum Beispiel nach Frauenroth, würden sie es gerne sehen, wenn er mitkäme. Sie wüssten freilich noch nicht, zu welcher Entscheidung die ausstehende Abstimmung aller ihrer Mitglieder führen werde.
    Die Reaktion ihres Gärtners fiel allerdings weniger positiv aus, als sie gedacht hatten. Er danke ihnen für das

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