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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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großzügige Angebot und er lehne die Vorschläge auch nicht rundweg ab, doch in seinem Alter wolle er sich nicht «verpflanzen» lassen. Gärtner Kornfeld blieb gern bei den Begriffen, die ihm geläufig waren.
    Er ließ sich nichts anmerken, aber er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, als wollten ihn die Frauen aufs Glatteis führen. Hatte womöglich der Theologe, dem er sich anvertraut hatte, dieser Dr. Laubmann, geplaudert? Wollten sie ihn etwa unter ihren Fittichen halten, weil sie was zu verbergen hatten und glaubten, er sei darüber im Bilde? Überhaupt fühlte er sich hier, im hoheitlichen Spiegelsaal, nicht wohl. Er kam nur selten in diesen Raum. Sein vertrautes Revier war der Park; da konnte ihn nicht einmal eine Leiche abschrecken. Denn Wachsen und Absterben war er von der Natur her gewohnt.
    «Das verstehe ich nicht, Herr Kornfeld.» Gertrud Steinhag tat verwundert. «Wäre es nicht schön für Sie, selbst wenn Sie mal in Rente gegangen sind, in unserer Nähe zu sein? Wir haben Sie immer gut behandelt, Sie hatten immer Ihr Auskommen bei uns und Sie hatten immer unser Vertrauen.»
    Heinrich Kornfeld nickte verhalten.
    Gertrud Steinhag formulierte es plötzlich schonungsloser: «Wir möchten, dass dies so bleibt! Ich will damit sagen, wir wünschen, dass Sie nichts nach draußen dringen lassen, schon gar nicht in dieser korrupten Weise, wie es in der Vergangenheit geschehen ist!»
    Kornfeld war wie vor den Kopf gestoßen. «Was … was soll das heißen?»
    «Sie wissen genau, was Sie über uns an die Kaufinteressenten weitergegeben haben. Und ich weiß es auch.»
    «Woher wollen Sie das wissen?»
    «Das würde mich ebenfalls brennend interessieren», fuhr Agnes Zähringsdorf erstaunt und angriffslustig dazwischen. Kunigunda Mayer und Dorothea Förnberg lauschten angestrengt.
    «Ich habe bei unserer Margarete – Gott sei ihrer Seele gnädig – entsprechende Aufzeichnungen gefunden», erklärte Gertrud Steinhag. «Sie muss einiges in Erfahrung gebracht haben.»
    «Hast du ihr Zimmer durchsucht?» Agnes Zähringsdorf war empört.
    «Nein, natürlich nicht!» Die Leiterin des Instituts schob die obenauf liegende Akte mit dem Titel «Bilanzen» beiseite und breitete die restlichen schmalen Ordner, vier an der Zahl, langsam und gut sichtbar vor sich aus. Auf jedem stand ein Name; die Namen der außer ihr anwesenden vier Personen. «Die Aufzeichnungen sind in unserem Computer gespeichert. Ich habe einige vorsorglich ausgedruckt.»
    «Du hast doch gar keine Ahnung, wie man den Computer bedient.»
    «Inzwischen schon.» Ein verwegenes Lächeln huschte über Gertruds Gesicht.
    «Das heißt», sagte Agnes Zähringsdorf trocken, «Herr Kornfeld hätte einen Grund gehabt, Margarete zu töten. – Hab ich mir's doch gedacht!»
    «Das ist eine Frechheit!», protestierte Kornfeld lauthals. «Das muss ich mir nicht bieten lassen, nicht von Ihnen! Sie alle waren auf Ihre Margarete nicht gut zu sprechen. Jede hatte an ihr was auszusetzen. Ja, da müssen Sie gar nicht so unschuldig dreinschauen! Ich hab genug mitgekriegt, um den Kommissaren allerhand stecken zu können! Sie sollten sich's also zweimal überlegen, ob Sie mich anschwärzen wollen!»
    Die Seniorinnen betasteten ihre Hörgeräte, denn sie hatten das Gefühl, dass sie nun zu stark eingestellt waren.
    ***
    Am Ende der außerplanmäßigen Versammlung, die Heinrich Kornfeld sofort nach dem Eklat siegessicher verlassen hatte, verlangte Agnes Zähringsdorf Einblick in die sie betreffende Akte. Doch Gertrud Steinhag hatte die Ordner bereits wieder an sich genommen und verwehrte Agnes die Erfüllung ihrer Forderung mit der Begründung, dass die Zeit noch nicht reif dafür sei.
    «Wer hat das zu bestimmen?», beschwerte sich die Zähringsdorf.
    «Ich habe das zu bestimmen, denn ich bin die Leiterin unserer Gemeinschaft», gab ihr Gertrud Steinhag leise und sachlich zur Antwort. «Ich muss dich hoffentlich nicht an deine Gehorsamspflicht mir gegenüber erinnern.»
    Für einen kurzen Moment schien es, als wolle Agnes Zähringsdorf gewaltsam nach ihrem Dossier greifen. Aber sie beherrschte sich und ging energischen Schrittes aus dem Saal.
    Gertrud Steinhag war sich wieder ihrer Autorität gewiss, hatte zu ihr zurückgefunden, und das sollte so bleiben. Äußerlich unaufgeregt zog sie sich in ihr Zimmer innerhalb der Klausur zurück. Erst dort atmete sie mehrmals tief ein und aus. Niemand war ihr begegnet.
    Zwischen zwei gerahmten frommen Ansichtskarten, die Ausschnitte

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