Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
Vom Netzwerk:
Öfteren?», fragte Laubmann den Mesner, während jener die Holztür für sie aufsperrte.
    «Der Kollege Müller war dafür zuständig.»
    «Und was machen Sie jetzt mit dem gebrauchten Taufwasser und ähnlichem?»
    «Ich verwende es in Absprache mit Monsignore Herold für die Pflanzen in der Kirche oder die Sträucher im ehemaligen Kreuzgang. So wird's auch der Natur zurückgegeben. Das wird in Kirchen, die über kein Sakrarium verfügen, genauso gehandhabt. Sollte ich freilich die erste Mesnerstelle erhalten, werde ich vielleicht die ursprüngliche Tradition wieder aufnehmen.»
    Der enge Hohlraum im Hochaltar sah so aus, wie ihn sich Philipp aufgrund der Skizze aus dem Notizbuch vorgestellt hatte. Alle Gerätschaften waren an ihrem Platz. In die hölzerne Abdeckung am Boden war ein Eisengriff eingelassen, mit dem man sie anheben konnte. Den Griff hatte Lürmann nicht eingezeichnet.
    Unter der Abdeckung kam ein Schacht zum Vorschein, dessen Öffnung etwa 20 mal 20 Zentimeter groß sein mochte. Das Licht der funktionalen Lampe an der Wand reichte aus, um bis auf den grau wirkenden Erdboden hinabschauen zu können. Der Schacht war einen halben Meter tief; die vier Seitenwände waren aus grobem Stein, aber ziemlich glatt. Laubmann und Lürmann sahen angestrengt hinein und waren enttäuscht, denn der Schacht war leer. Sollte das alles gewesen sein?
    «Da drin ist nichts.» Franz Schaffer war unwillig, fast gelangweilt. «Wenn überhaupt, dann wird darin nur Wasser entsorgt.»
    Laubmann kniete sich nieder; aus Neugier, nicht vor Ehrfurcht. Er stützte sich mit dem linken Arm ab, beugte sich ganz nach vorne und befühlte mit der rechten Hand die Wände des Schachtes.
    Mit einem Mal stockte er. «An einer Seite ist am unteren Ende eine Vertiefung im Stein.» Er befühlte die Stelle vorsichtig, als könne eine Mausefalle zuschnappen, und bekam etwas zu fassen, das kalt und glitschig wirkte. Zu seiner Beruhigung war es aber nur ein kleiner Plastikbeutel, den er schließlich zum Vorschein brachte.
    Nachdem sich Laubmann erhoben hatte, strahlte er siegesgewiss. Der Kommissar stieß leise, aber anerkennend, einen Pfiff aus. Sogar Franz Schaffer interessierte, was der Moraltheologe da zutage gefördert hatte.
    Der Plastikbeutel war durchsichtig und verschließbar wie diejenigen, die der Erkennungsdienst verwendete. Er sollte wohl vor allem die Feuchtigkeit, die aus der Erde drang, von dem Säckchen aus dunkelblauem Samt fernhalten, das Laubmann aus dem Beutel herausholte. Er zog die Schnur auseinander, mit dem es verschlossen war, und ließ den Inhalt in Lürmanns Hände gleiten, welche dieser wie eine Auffangschale geformt hatte. Der Kommissar hatte vorab seine hellbraunen Lederhandschuhe wieder übergestreift.
    Was sie zu Gesicht bekamen, war eine Überraschung für sie, obgleich sie mit etwas Wertvollem gerechnet hatten: ein halbes Dutzend Edelsteine, die blau, grün und rot schimmerten.
    Kriminalkommissar Lürmann, der sich in seiner Laufbahn entsprechend seiner Vorliebe für Details schon mit Edelsteinen beschäftigt hatte, nahm die runden Steine sofort im sprichwörtlichen Sinne unter die Lupe. Er strich über ihre Oberfläche, wog sie einzeln in der Hand und hielt sie gegen das Licht der Lampe.
    «Mach's nicht so spannend», nörgelte Laubmann, dem vor lauter Wissensdurst der Mund schon trocken wurde. In seiner Aufregung hatte er dem Mesner den Plastikbeutel versehentlich übergeben. Nun waren Schaffers Fingerabdrücke darauf. Laubmanns auch.
    «Saphire, Smaragde und Rubine; sehr rein, sehr gut geschliffen und schätzungsweise zwei Zentimeter im Durchmesser», äußerte sich Lürmann mächtig professionell. «Jeder der Steine dürfte an die 15 Karat haben. Bei einem regulären Erwerb wird kaum einer unter 10.000 Euro zu haben sein.»
    Philipp Laubmann strahlte noch mehr, fast noch mehr als die Edelsteine. Eine freudige Röte zeigte sich auf seinen Wangen.
    Auf Schaffers Gesicht zeigte sich dementgegen eine ausgeprägte Blässe. «Sie können mir glauben, davon hatte ich keine Ahnung.»
    «Sofern Reinhold Müller die Steine irgendwo entwendet hat – denn er wird sie wohl kaum geerbt oder gekauft haben –, dann haben wir endlich ein Mordmotiv gefunden. Sei es, dass jemand die Steine vermisst, sei es, dass sie ihm jemand abjagen wollte.» Lürmann wirkte sehr sicher. «Das sind neue Perspektiven, Herr Schaffer. Selbst für den Mord an Margarete Müller würde das Motiv genügen, weil sie offenkundig darüber informiert

Weitere Kostenlose Bücher