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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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war.»
    «Ich unterbreche dich nur ungern», sagte Laubmann, «aber in dem Säckchen ist noch etwas drin.» Er hielt es nach wie vor in der Hand.
    Ernst Lürmann nahm es ihm ab und fischte ein gefaltetes Blatt Papier heraus. Er faltete das Blatt auseinander und las, was maschinenschriftlich darauf vermerkt war.
    «Das passt zusammen.» Er gewährte Laubmann einen Einblick. «Eine Liste mit stadtbekannten Juwelieren und Nachlass-Aufkäufern. Adressen, Telefonnummern. Müller wollte die Steine loswerden. Zwei Namen sind durchgestrichen. Bei denen hat er's wohl vergeblich probiert. Ordentliche Leute. Aber hier unter dem Namen Eberhard Beyer hat er zwei Eintragungen vorgenommen: 2 Saphire 4000 (15.2.) und 2 Smaragde 4000 (23.3.) .»
    «Der 23.3. ist mein Geburtstag», empörte sich Laubmann.
    «Gratuliere.»
    ***
    Kommissar Lürmann kannte dieses Mal den Weg zum Pfarramt von Alt-Sankt-Anna; das hatte er Philipp Laubmann voraus. Erst durch die Sakristei, danach durch den weitläufigen Gang mit den Stuckornamenten. In diesem Trakt war Philipp noch nie gewesen. Durch das vorletzte Portal auf der rechten Seite betrat Lürmann vor Laubmann jenen dem Sekretariat sowie dem Büro des Pfarrherrn vorgelagerten Zwischengang, der vor Jahrzehnten nachträglich angelegt worden war, und klopfte bei der Pfarrsekretärin an. Doch statt ihrer rief Monsignore Siegbert Herold aus seinem Büro: «Herein!»
    Im Sekretariat war niemand. Auf dem Tisch befanden sich nur mehrere verkleinerte Exemplare der heiligen Anna vom Hochaltar der Kirche, neben- und hintereinander. Die Verbindungstür zum saalartigen Büro des Pfarrers stand freilich offen. Siegbert Herold kam ihnen entgegen.
    «Seien Sie herzlich willkommen, Herr Kommissar. Ich habe Sie und Ihren Partner vorhin schon vor unserer Kirche gesehen.» Er reichte beiden die Hand zur Begrüßung.
    «Mein ‹Partner›, Dr. Laubmann, ist Theologe», bedeutete ihm Lürmann.
    «Ein Theologe ist mir nicht weniger willkommen, selbst wenn er gelegentlich Furore macht», erwiderte der Monsignore ebenso freundlich wie hintergründig. «Wundern Sie sich bitte nicht über die Figurenansammlung auf dem Tisch. Der Versand der heiligen Anna ist eine der kleinen, zusätzlichen Einnahmequellen für unsere Pfarrei. Meine Sekretärin bringt gerade einige Päckchen zur Post. – Aber kommen Sie doch weiter.»
    Pfarrer Herold bot wiederum an, sich zur Sitzgruppe mit dem grauweiß gesprenkelten Stoff zu begeben. Lürmann lehnte jedoch dankend ab und blieb stehen. «Wir haben soeben mit Herrn Schaffers Hilfe das Sakrarium in der Kirche inspiziert.»
    «Das Sakrarium?» Siegbert Herold war irritiert und zog die Stirn kraus. «Aus welchem Grund, wenn ich fragen darf?»
    «Einer Spur wegen, die wir zu Recht verfolgt haben. Herr Dr. Laubmann hat uns darauf gebracht.»
    Philipp Laubmann schaute höchst zufrieden drein.
    Lürmann hatte der Begrüßung wegen den rechten Lederhandschuh rasch abgestreift, ihn aber gleich wieder angezogen. Er zeigte dem Pfarrer ihren Fund: den Beutel, das Samtsäckchen und die Edelsteine.
    Monsignore Herold war außerordentlich verunsichert. «Weder Herr Müller noch Herr Schaffer haben mir irgendetwas davon gesagt.»
    «Wohl mit Absicht», meinte Lürmann. «Wir müssen leider davon ausgehen, dass Herr Müller die Steine unrechtmäßig entwendet und das Sakrarium als Versteck dafür genutzt hat.»
    «Um Himmels willen …»
    «Haben Sie eine Vorstellung, woher die Steine stammen könnten?»
    «Woher …?»
    «Zum Beispiel aus Ihrer Kirche?»
    Pfarrer Herold dachte vor lauter Schreck angestrengt nach, ohne zu protestieren. In welche kriminellen Machenschaften sollte seine arme Pfarrei denn noch alles verwickelt werden? Er empfand die Verdächtigung als eine neuerliche, von Gott auferlegte Prüfung. «Wir haben auf dem Dachboden einen Schrank voll mit nicht mehr benutzbaren Priestergewändern. Sogar welche aus der Barockzeit sind darunter. Vielleicht hilft Ihnen das weiter. Aber solche Verzierungen an Paramenten oder Reliquienschreinen sind in der Regel nichts wert. Das sind nur farbige Glassteine.»
    «Dann sind diese Edelsteine hier die Ausnahme von der Regel.»
    Philipp Laubmann meldete sich zu Wort: «Vielleicht gab's zu Zeiten des Klosters oder später in der Pfarrei einen reichen Stifter, der sich damit das Seelenheil verdienen oder der Buße für eine ungesühnte böse Tat tun wollte.»
    «Nicht bei uns! Bei uns ist niemand so verrucht!»
    «Wie können Sie sich da so sicher sein,

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