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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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fehlen, er könnte keine Schneeballschlachten mehr gewinnen, keine Schneeburgenanlage mehr bauen, keine Prinzenbelagerung zusammen mit Lena siegreich abwehren, keine ...
    Er seufzte leise, presste die heiße Stirn gegen das kalte Glas und verbot es sich, weiter darüber nachzudenken.
    Der Winter war vorbei, er würde ihm keine Träne nachweinen. Basta! Und jeder wusste es: Der Frühling eignete sich besser zum Spielen und Forschen. Im Frühling musste er sich nicht nach kurzer Zeit schon wieder im schummerigen Waldhaus aufwärmen und durfte er abends viel später zu Bett gehen. Und er hatte sich nicht mehr so dick einzuhüllen, konnte endlich wieder durch das Unterholz streifen und unten im Bach das Wasser stauen.
    Warum also dem Winter nachtrauern?
    Er gab mit der Nase jeder der runden Butzenscheiben im Fenster einen Stups, dann stieg er vom Schemel und setzte sich auf einen Hocker vor die Wand, wo ein reich verzierter Schiessknüppel mit Luntenschloss, zwei Musketen und ein Säbel hingen.
    Ganze Gefechte hatte er davor schon geschlagen, dieser Hocker kannte die Nöte eines Feldherrn, er war sein treuer, stiller Gefährte, er war immer für ihn da, wenn ihm schwere Schlachten bevorstanden.
    Die Unterlippe trotzig gewölbt, blickte er zur Wand und nahm sich vor, den Türken wieder einmal tüchtig aufs Dach zu geben. Diese Ungläubigen hatten es verdient und brauchten endlich zu wissen, dass ein deutscher Feldherr nicht lange fackelte und sie noch vor dem Morgenmus plattwalzte.
    Er begann, sein Heer in Bereitschaft zu versetzen und die Frontlinien zu beobachten, musste aber bald feststellen, dass sich die Kampfvorbereitungen als harziger erwiesen als vermutet.
    Schuld daran war die schönste Waffe, die Büchse mit dem Doppellauf.
    Sie fehlte.
    Wo sie sonst hing, zeigte sich ihm lediglich nacktes Holz. Sie selbst lag auf dem Tisch, in Dutzend Teile zerlegt, und wurde vom Prinzen geputzt. Das schon seit dem Nachmittag und mit einer Hingabe, für die es nur eine Erklärung gab: Ferdinand ging auf die Jagd und würde morgen fetten wilden Tieren das Fell über die Ohren ziehen!
    Arno wandte den Blick von der Wand ab, schaute zum Prinzen und beschloss, die Türkendresche aufzuschieben und sich stattdessen dem Feldherrn für einen Einsatz in gefährlicher Mission anzubieten.
    Er sprang auf, schlich sich von hinten an den Tisch und zupfte an Ferdinands Wams.
    Nicht lange ließ sich der Feldherr stören, lässig stand er auf, hob spielerisch die Flinte mit dem Luntenschloss von der Wand und drückte sie ihm grinsend in die Hände.
    «Ein anderer hätte danke gesagt!»
    Er brummte es und kehrte zu seiner Arbeit zurück.
    Arno umklammerte die Büchse und blickte den Prinzen mit offenem Mund nach.
    Zum Essig-Socken-Kauen war das!
    Ferdinand hatte nicht kapiert, er hatte ihn völlig falsch verstanden!
    Schon saß der Prinz wieder am Tisch und putzte selbstvergessen das doppelläufige Gewehr.
    Verärgert biss Arno mit den Vorderzähnen leicht auf die Lippen und entschied, sich auf die Bettstatt zurückzuziehen und Kriegsrat zu halten. Besonnenes Nachdenken war nun gefragt, dafür brauchte er jetzt einige Augenblicke Ruhe, und dafür, das hatte sich bisher immer wieder gezeigt, war die Bettstatt besonders gut geeignet.
    Er richtete die Flinte auf, schwankte mit ihr am Tisch und an der Truhe vorbei und zwängte sich ächzend um den Athanor und um den Schrank herum.
    Obschon die Flinte doppelt so lang war wie er, bugsierte er sie mühelos an den Hindernissen vorbei und eckte lediglich zweimal an. Gelernt war eben gelernt, und schließlich hatte er im letzten Winter härteste Schlachten gefochten, hatte Reihen blutrünstiger Waffenknechte niedergemäht, weit weg von hier, auf dem Balkan, vor Konstantinopel, überall dort, wo Türkenheere ihre Lager aufgeschlagen hatten.
    Als er endlich vor der Bettstatt stand, war ihm die Lust auf langes Kriegsrat-Halten vergangen.
    Ewiges Nachdenken war für Memmen, für feige Schwächlinge, ein Krieger dachte nicht, ein Krieger kämpfte!
    Kurzerhand warf er den Schiessknüppel auf die Laubsäcke, machte kehrt und krallte seine Hände erneut ins Wams.
    «Sapperlot, was willst du denn jetzt noch?»
    «Er will, dass du ihn morgen mitnimmst», sagte Lena und sah von ihrer Näharbeit auf.
    «Er will mit dir auf die Jagd!»
    «Das geht nicht. Dafür ist er noch zu klein.»
    Arno riss den Mund auf und starrte zum Prinzen. Ein Held, ein Krieger, ein gefürchteter Landsknecht noch zu klein für die Jagd?
    Das

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