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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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drücken und zu kneten.
    War das ein Genuss! Das war fast so gut wie Honig lecken!
    Und wieder einen Spritzer Branntwein, kischkasch, feuchter und feuchter, klebriger und klebriger wurde der Teig – immer wieder einen Spritzer Branntwein!
    «Ist gut», sagte Ferdinand schließlich, nachdem er vom zähen Brei eine Probe zerrieben hatte.
    «Sommerliche Morgenerde einen Fuß unter dem Boden, die richtige Feuchtigkeit, jetzt muss der Pulverteig trocknen. Wir legen ihn dort drüben hin, neben den Athanor.»
    Noch hatte Arno nicht genug und wollte er den Teig nicht aus den Händen geben. Doch er beschloss, nicht zu streiten, nicht jetzt, in diesem feierlichen Augenblick, da er in das Geheimnis des Pulvermischens eingeweiht worden war.
    Er würde nun auch allein zurechtkommen.
    Dieses Rezept war in seinem Gedächtnis bestens untergebracht, nicht einmal in Stein gemeißelt wäre es besser aufgehoben. Er würde sich wieder ans Werk machen.
    Dann aber im Geheimen, ohne Ferdinand.
    Er ganz allein mit diesen Töpfen.
    Ein ganz besonderes Fest würde das geben, und niemand würde ihm dazwischenfunken!
     
    **
     
    Vorsichtig streckte Arno den Kopf um die Hausecke und sah zur Türe.
    Wann endlich ächzten die Scharniere und knarrte das Holz?
    Er war sich sicher, dass der Prinz bald aufbrechen würde. Denn alles, was für die Jagd vorzubereiten war, hatte er erledigt. Schon gestern Abend hatte er die Flinte neben den Eingang gestellt, und heute kurz nach Sonnenaufgang hatte er mit einem Holzhammer auf den getrockneten Pulverkuchen geschlagen, die Körner abgesiebt und das frische Pulver in ein Horn abgefüllt. Es konnte sich also nur noch um wenige Augenblicke handeln, bis Ferdinand heraustreten würde.
    Arno starrte zur Klinke, die sich nicht bewegte, kämpfte beharrlich gegen den Gedanken, dass der Prinz die Jagd vergessen hatte, und bemühte sich, nicht mehr auf die aufdringlichen Morgenzwitscherer im Geäst zu achten, die sich wohl über ihn lustig machten und ihn auspfiffen, weil er umsonst früh aufgestanden war und sich ohne Frühstück davongeschlichen hatte.
    Was nur hielt den Prinzen auf?
    In kurzen Abständen drückte er den Kopf gegen die Wand und lauschte. Nach dem fünften Mal gab er es auf. Er war so klug wie zuvor. Nichts drang bis zu seinem Ohr. Zumindest nichts, was auf einen baldigen Aufbruch hindeutete. Nur gelegentlich waren Gemurmel und Geflüster zu hören. Und es klang, als ob Lena auf eine merkwürdige Weise leise jammern würde.
    Sonst war es verdächtig still im Waldhaus, und das blieb es auch.
    Arno strengte sich an, seine Lage zu überdenken.
    Da war ihm plötzlich, als krabbelten Tausende Ameisen an ihm hoch.
    Fürchterlich juckte es ihn an den Beinen, an den Waden und den Fußsohlen, dass er es fast nicht mehr still auf seinem Posten aushielt. Er bückte sich, vergewisserte sich, dass er nicht irgendeine merkwürdige Pflanze gestreift hatte, und fing an, sich zu kratzen.
    Was zum Kuckuck hatte ihn gebissen?
    Woher dieser saumäßige Reiz?
    Er kratzte sich am Schenkel, am Schienbein, am Knie, zog mit Kraft die Nägel über die Haut und kniff sich leicht ins Fleisch. Ein Kampf, der all seine Kräfte beanspruchte, und eine Anstrengung, derentwegen ihm beinahe entging, dass sich an der Frontlinie etwas tat – dass sich tatsächlich die Türe öffnete und Lena und Ferdinand heraustraten.
    Fassungslos sah er zu den beiden hin, betrachtete seine Beine, die er innert Kürze wundgerieben hatte, und überlegte, ob er schreien sollte, schreien wegen des lästigen Juckreizes und wegen Ferdinand, dieses Trödelprinzen.
    Was war das nur für ein Jägersmann!
    «Noch einen Kuss?»
    Ferdinand fragte leise, schloss Lena in die Arme und begann, sie zu küssen.
    Arno fiel der Kiefer hinunter.
    Wollte ihn Ferdinand zum Narren halten?
    Das war kein kurzes Abschiedsküsschen, wie es sich jetzt gehörte, das war ein endlos mampfender, saugend-gieriger Kuss, als zöge er gegen brandschatzende und mordende Muselmanen in die Schlacht und wäre seine Rückkehr gar ungewiss.
    Arno war drauf und dran, Tannzapfen gegen die Schultern des Prinzen zu werfen und gegen den Kerl Sturm zu laufen.
    Was ihn daran hinderte, war seine bessere Kenntnis der Kriegskunst. Denn er wusste, dass kein kluger Feldherr in heißem Zorn angriff. Der dümmste Gegner war ein kopfloser Gegner, der rannte schneller ins Verderben als ein aufgeschrecktes Schaf über einen Felsvorsprung. Darum hieß die Devise jetzt warten, bis sich eine offene Flanke bot

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