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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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es ihnen gezeigt, allen Waldbewohnern hatte er es gezeigt, er, Arno, war nun der König des Waldes!
    Als würde er eine gesalbte Bühne betreten, stelzte er auf den Krater zu, sah hinunter und rührte sich eine Weile nicht vom Fleck.
    Was für ein Anblick!
    Tiefe Löcher und bebende Wälder – das musste das Paradies sein!
    Und das gehörte wiederholt zu werden, am besten morgen oder übermorgen schon, rütteln würde er den Wald, mit aller Heftigkeit erschüttern, hundertmal, tausendmal!
    Was für ein Tag, was für ein Abend!
    Ein Halleluja für den Pulvertopf!
    Er stieß einen hellen Jauchzer aus und nahm sich vor, zu hüpfen und Purzelbäume zu schlagen, bis seine Sohlen glühen und sich alle Tannen, alle Sträucher um ihn herum in einem tosenden Wirbel auflösen würden.
    «Hyperiuuuuus!»
    Er schrie es zu den Wipfeln hoch und holte zum ersten Schritt aus.
    Da klemmte plötzlich sein rechter Arm wie in einem Schraubstock fest.
    Ferdinand, in der Linken die doppelläufige Muskete, schüttelte ihn. Auch Lena stand auf einmal neben ihm, als wäre sie aus dem Nichts aufgetaucht, und begann, an seinem Arm zu zerren.
    Was nur war in die beiden gefahren?
    Er mochte sich nicht erinnern, im Waldhaus etwas Unanständiges getan oder gar etwas umgeworfen zu haben.
    Warum also das Gerüttel und die essigsauren Gesichter?
    «Erzähl, was hast du angestellt?»
    Der Ton verhieß nichts Gutes, Lena klang wie vor drei Wochen, als er mit Ferdinands Schiessknüppel den Milchkessel umgestoßen hatte und ein fürchterliches Donnerwetter über ihn hereingebrochen war.
    In der Hoffnung, solche Schimpfe abzuwenden, fing er an zu reden.
    Er erzählte ihnen vom Salpeter, vom Pulvermischen und vom herrlichen Knall, berichtete ihnen vom Niederrauschen der Tanne, von prickelnden Eiskristallen, von herunterregnenden Erdknöllchen, und zu seiner Verblüffung stellte er fest, dass er reden konnte, und wie! Die Worte legten sich wie von selbst auf die Zunge, sie flogen ihm gar zu wie Schmetterlinge einer Blüte. Reden hätte er können, reden wie ein Buch!
    Der Grund, warum er es trotzdem nicht tat, waren die Gesichter der beiden – die blieben hart und grimmig und zeigten nicht die geringste Mitfreude, schlimmer noch, Ferdinand und Lena sahen ihn an, als wäre er ein unberechenbares Monster.
    «Das darfst du nie wieder machen!», sagte Ferdinand und blickte ihm ernst in die Augen.
    «Hast du mich verstanden, nie wieder!»
    Nur zu gut spürte Arno, dass jetzt nicht die Stunde für lange Verhandlungen war. Vorsichtig wölbte er die Lippen und deutete in der Hoffnung, es möge den Prinzen für diesen Abend zufrieden-zustellen, ein zaghaftes Nicken an.
    «Also hopp, marsch nach Hause!»
    Arno drehte sich nochmals nach seinem Krater um und tippte sich mit den Fingerspitzen zwei warme, streichelnde Tränen von den Wangen.
    «Ich komme wieder!», flüsterte er.
    Er reichte Ferdinand die rechte und Lena die linke Hand, und gemeinsam, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, machten sie sich durch die einbrechende Dunkelheit auf den Weg zurück durch den Wald.
     
    **
     
    Das Erste, woran Arno dachte, als ihn Morgenlicht aus dem Schlummer kitzelte, waren der Krater und die gefällte Tanne. Im Handumdrehen war der letzte Rest Müdigkeit verflogen und die Decke weit weggeworfen.
    Nichts könnte ihn zurückhalten, nicht einmal ein Topf Honig. Ein Tag voller Abenteuer brach an! Einen Happen für den ärgsten Hunger und dann nichts wie hinaus in den Wald!
    Hastig stand er auf, schnappte am Tisch ein Stück Brot und rannte zur Türe.
    «Wohin so eilig?»
    Es war Lena, die fragte und ihm den Weg verstellte.
    Ungerührt sah er an ihr hoch und spitzte die Lippen.
    Heute wollte er ihn genießen, seinen Krater, heute verdarb ihm niemand den Spaß. Und wehe dem, der vorhatte, ihn zu stoppen. Als Tannensprenger hatte er einen Schädel aus Eisen und kam überall durch!
    Er zog den Kopf zwischen die Schultern, stemmte den rechten Ellenbogen wie einen Keil vor sich her und versuchte, sich zwischen ihrem linken Bein und dem Türrahmen durchzuzwängen.
    «Hiergeblieben!»
    Lena packte ihn und hielt ihn fest.
    Er versuchte, sich loszureißen, doch in Lenas Hand war sein Arm wie eingemauert. Er konnte noch so zerren, noch so zappeln, Lena war stärker.
    «Heute fallen keine Tannen um!»
    Sie lachte, stieß ihn zum Tisch und drückte ihn auf den Stuhl, mit Titanenkraft, wie ihm schien.
    Arno knurrte und hätte am liebsten losgeschrien. Dieses Lachen, das ging auf keine

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