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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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klopfte nervös auf den Mörser und schüttelte den Kopf.
    Es war nicht von der Hand zu weisen, so viel Pulver hatte eine gewaltige Sprengkraft und konnte er nicht einfach zünden. Entweder brauchte er einen sehr langen Arm, den er sofort zurückziehen konnte, oder eine Lunte, wie sie am Schloss der alten Muskete baumelte und wie sie in Ferdinands Truhe zu Dutzenden lagen.
    Einem Klotz gleich legten sich diese Einsichten auf seine Finger, und langsam, aber unaufhaltsam sah er das Schreckgespenst einer Kapitulation auf ihn zurücken.
    Würde das Pulver an diesem Abend tatsächlich nicht mehr krachen?
    Er war kein Magier, der sich lange Arme anzuzaubern verstand, und er würde diese Truhe nicht öffnen können, denn es fehlte ihm der Schlüssel und dauernd stand Ferdinand darum herum.
    Er blickte auf den Topf, den er unterdessen fertig gefüllt hatte, dann wieder zu den Tannen, die nur noch ihre Spitzen der rötlichen Abendsonne entgegenzustrecken vermochten.
    Es war doch zum Verrücktwerden!
    Wie ums Himmels willen sprang der Funke ins Pulver?
    Los, Gefechtsmann, her mit Einfällen, nicht einschlafen, es musste endlich knallen!
    In fiebriger Hast prüfte er alles, was ihm in den Sinn kam, und kämpfte gegen den lähmenden Eindruck, in einem verhexten Knäuel den Schnuranfang zu suchen.
    Wie nur, himmelherrgott, wie nur?
    Er war kurz davor, seine Sachen zusammenzupacken, als ihm ein Licht aufging.
    Das hätte ihm auch früher einfallen können!
    Eine Pulverspur, damit würde es klappen!
    Wie von selbst erledigten sich die letzten Verrichtungen.
    Bald guckte der Rand des Topfes unscheinbar aus dem Boden, lag die Pulverspur wie eine starre Schlange bereit, und das Fest konnte eröffnet werden.
    Lediglich Feuer, ein glühendes Kohlestück brauchte er noch, um die Spur anzustecken.
    Er beschloss, sich dieses im Waldhaus zu besorgen, und zwar rasch, denn bald würde die Nacht einbrechen und sich der Weg unter den dunklen Tannen hindurch nicht mehr finden lassen.
    Atemlos und mit stechenden Muskeln kam er auf der Lichtung an, stürzte ins Labor zum Athanor, öffnete das klemmende, quietschende Türchen und fischte mit einer Zange ein glühendes Kohlestück heraus, das er sofort in ein Tontöpfchen legte.
    Weg frei!
    Zur Seite, Lena, aber zackzack!
    «He, sind die Wildsäue los?»
    «Bin bis zur Gutenachtgeschichte zurück!»
    Die Zange in der Linken, den Topf in der Rechten, schoss er vorwärts, prallte mit Lena zusammen und hüpfte, ohne sich um das Kräuterkästchen zu kümmern, das ihrer Hand entglitten war, mit einem kaum hörbaren «Schuldigung» über die Türschwelle.
    «He, warte!», hörte er hinter sich rufen.
    Er drehte sich nicht um, sparte sich den Schnauf zum Rennen, und verschwand flink wie ein Wiesel im Wald.
    Als er wieder vor seinem Topf stand, raste sein Herz.
    Mit der Zange klaubte er nach dem glimmenden Kohlestück, blies es heftig an und setzte es auf die Pulverspur, die sofort zu zischen anfing.
    In weiten Sätzen brachte er sich hinter einer Tanne in Sicherheit, klammerte sich an den Stamm und streckte die Nase hervor, um das zischende Flämmchen wie ein gestrenger Feldherr zu überwachen.
    Überall prickelte es ihn dabei, nicht unangenehm, beinahe so, als stünde er an einem heißen Sommertag nackt in einem feinen Geriesel von Eiskristallen.
    «Ja, jetzt, endlich», rief er, «Angriff, Attacke, nieder mit dem…»
    Der Knall schnitt ihm das Wort ab.
    Es blitzte und bebte, es krachte und donnerte.
    Das Erdreich war in Aufruhr.
    Dicke Knollen spritzten auf, gewaltig, mächtig, als schleuderte ein Höllenfürst im Zorn die Innereien der Unterwelt zu den Baumwipfeln hoch.
    Dann eine Tanne, eine mächtige, riesige Tanne – sie knarrte, splitterte und rauschte nieder. Arno fühlte den Luftdruck des Aufpralls, spürte den Boden zittern und roch die pulverschwangere Luft.
    Das...das...ein Wunder!
    Er sperrte die Augen auf, starrte zur riesigen, freigelegten Wurzel und genoss die herunterprasselnden Erdknöllchen, Steinchen und Ästchen, als wären es die ersten Schneeflocken im Winter.
    Hatte tatsächlich er diesen Knall zuwege gebracht?
    Und diese Tanne gefällt?
    Er stierte auf das klaffende Loch, wo vor kurzem noch alles ebenerdig gewesen war, und kam sich kräftig vor, kräftiger als der kräftigste Waldriese in Lenas Gutenachtgeschichten.
    Was für ein Krater das war!
    Regungslos stand er neben seiner Deckung und bestaunte sein Werk, das von tiefer Stille ringsum geheiligt zu werden schien.
    Er hatte

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